Nach über drei Jahren Bauzeit können die Wiener Linien einen neuen Zwischenstand präsentieren: Die Fertigstellung der Linie U5 bis Frankhplatz (0,6 Kilometer, eine neue Station) liegt mit 2026 weiterhin im Zeitplan. Die Fertigstellung der ersten Baustufe der U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz – mit 4,4 Kilometer Strecke und fünf neuen Stationen – muss angepasst werden. Für den genauen Eröffnungstermin wird viel davon abhängen, wie rasch der Tunnelvortrieb mit der Tunnelvortriebsmaschine (TVM) in den kommenden Jahren vorankommt. Sofern keine weiteren Behinderungen der Arbeiten mehr auftreten, ist eine Eröffnung im Jahr 2030 realistisch.
Die künftige U2-Station Reinprechtsdorfer Straße stellt eine besondere Herausforderung dar. Im Zuge der Schachtherstellung waren ergänzende Arbeitsschritte wie der Einbau von temporären Fundamenten nötig, um den Kräften des Bodens entgegenzuwirken und das Schachtbauwerk zusätzlich zu sichern. Auch der Tunnelbau ging langsamer voran als geplant: Das umliegende Erdreich verhielt sich bei den Vortriebsarbeiten anders, als erwartet, und es kam beispielsweise zu Erdbewegungen an der Oberfläche – entsprechende Zusatzmaßnahmen mussten ergriffen werden, was zu Verzögerungen führte.
Im Bereich Rathaus kam es beim innerstädtischen Tiefbau zu unvorhergesehenen Herausforderungen wie dem Grundwasser. Um die Tunnel während der Bauarbeiten trocken zu halten, wurde noch vor dem Start der Grabungsarbeiten 2022 eine große Grundwasser-Sammelleitung vom Rathaus bis zum Donaukanal errichtet. Trotz dieser präventiven Maßnahme traf man beim Tunnelvortrieb bereichsweise auf Wasserschichten. Erst vor kurzem flossen beispielsweise 100.000 Liter (100 Kubikmeter) Wasser aus einer Wasserlinse – eine wasserführende Höhle im Erdreich – in den Tunnel. Die Bauarbeiten mussten unterbrochen, zusätzliche Brunnen errichtet und das Wasser abgepumpt werden. Die Tiefbauarbeiten im wasserreichen Donauschotter-Boden führen immer wieder zu Erdbewegungen und das erforderte umfassende Sicherungsmaßnahmen, welche zusätzliche Zeit in Anspruch nahmen.
In der Station Rathaus kam es zu unerwarteten Erdbewegungen und dadurch zu Schäden an den neuen Bahnsteigtüren für den vollautomatischen Betrieb, die behoben werden mussten. Erst seit Fertigstellung dieser Arbeiten können die insgesamt 144 Bahnsteigtüren mit den entsprechenden technischen Systemen (U-Bahn-Zug, Stellwerk) verbunden werden. Die Wiener Linien arbeiten gemeinsam mit den ausführenden Technikfirmen mit Hochdruck an der Inbetriebnahme im Herbst, bis dahin folgen weitere Updates zum Zeitplan.
Enorme Baupreissteigerungen und eine anhaltend hohe Inflation, welche auch vor dem U-Bahn-Bau nicht Halt machen, wirken sich auf die Kosten aus. Die Projektkosten von rd. 2 Mrd. Euro, für den Ausbau der U5 bis zum Frankhplatz und der U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz, wurden zwischen der Stadt Wien und dem Bund festgelegt. Diese basieren auf Kostenschätzungen aus dem Jahr 2020, mit einer – damals plausiblen Annahme – für die zukünftige Entwicklung der Inflation in der Höhe von 2,5% pro Jahr. Mit aktuellem Projektstand muss aufgrund dieser außergewöhnlichen Preissteigerungen mit einer kumulierten Kostensteigerung von rund 15% für die erste Baustufe U2xU5 ausgegangen werden. Das entspricht Mehrkosten in der Höhe von rund 300 Mio. Euro für den Bau der U2 bis Matzleinsdorfer Platz und der U5 bis Frankhplatz.
Quelle: Stadt Wien