Wanderungsbewegung von Bahnkunden zum Fernbus?

Am 7. November berichtete die F.A.Z. über eine Studie, die die Wanderungsbewegungen von Bahnkunden zum Fernbus zum Inhalt hatte. Darauf hat Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer e.V. (bdo) mit einem Leserbrief reagiert. Darin schreibt sie: „Mit großer Enttäuschung habe ich ihre einseitige Darstellung über die angeblichen Wanderungsbewegungen von Bahnkunden zum Fernbus gelesen. Vielleicht hätte es der Ausgewogenheit des Textes besser getan, wenn auch der ein oder andere Fernbusbetreiber zu Wort gekommen wäre.
Jede Untersuchung muss ins Leere laufen, die Fernbuskunden befragt, welches alternative Verkehrsmittel sie benutzt hätten, wenn der Fernbus nicht zur Verfügung gestanden hätte. Der Kunde nennt schließlich automatisch das nächste naheliegende Verkehrsmittel, die Bahn. Er will ja schließlich eine Reise antreten.
Es dürfen keine Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die Bahn verfügt über weitaus mehr Kunden, 129 Millionen im Jahr 2014, der Fernbus hatte im gleichen Jahr 16 Millionen. Wenn die Bahn also etwas mehr als 1 Million Passagiere von 2013 auf 2014 verloren hat und der Fernbus im gleichen Zeitraum etwa 8 Millionen dazubekommen hat, dann kann hier von einem System kommunizierender Röhren nicht die Rede sein. Überhaupt stellt sich die Frage, wie die Bahn diesen Kundenansturm hätte bewältigen wollen. Und wie der ICE die Kunden zu den Zielen gebracht hätte, wo kein Schienenfernverkehr mehr existiert, aber die Busse passgenau hinfahren.
Deshalb geben bei diesen aus unserer Sicht wertlosen, von ihnen zitierten, Verkehrsmittelalternativabfragen weniger Menschen das Auto als die Bahn an, denn für jemand, der den Fernbus hypothetisch nicht nutzen kann, ist die Bahn die erste Alternative noch vor dem Auto. Das ist auch gut so, für den Beförderungswunsch so vieler Menschen ist allein schon aus Klimagesichtspunkten der öffentliche Verkehr besser als der Individualverkehr. Zudem ersetzt ein Bus 30 Pkw, dadurch werden auch die Straßen deutlich entlastet.
Es ist ja auch so, dass die Bahn 2013, im ersten Jahr der Liberalisierung des Fernbusmarktes, mit 131 Millionen einen neuen Passagierrekord erreicht hat. Naturkatastrophen und Streiks haben dann zu einem leichten Rückgang geführt. Der Bus wendet sich an andere Kunden als den klassischen Bahnkunden, der in der Lage ist, den Vollpreis zu zahlen.
Der Bus setzt der Bahn nicht zu, im Gegenteil die Politik in Berlin hat mit der Marktliberalisierung alles richtig gemacht hat. Mit dem Fernbus ist funktionierender Wettbewerb im Personenverkehr erst möglich geworden. Jetzt steigen sogar mehr Menschen auf Bus und Bahn um. Der Fernbus hat eine Qualitätsoffensive bei der DB ausgelöst.
Die Qualitätsoffensive der Bahn wäre ohne die Liberalisierung des Fernverkehr-Marktes nicht möglich gewesen. Die Bahn wird Prognosen zufolge im Fernlinienverkehr neue Rekorde erzielen. Schon 2018 werden mehr als 140 Millionen Passagiere mit ihr reisen – das sind dann 10 Millionen mehr als zu Beginn der Liberalisierung. Im internationalen Vergleich hat die Deregulierung des Fernverkehres immer zu einer verbesserten Wettbewerbssituation geführt. Das verbesserte Preis-Leistungs-Gefüge sorgt für mehr Umsteiger auf Bus und Bahn, ein Ziel, das gesamtgesellschaftlich zu begrüßen ist.“

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