„Der Streit der Volkswagen AG mit zwei Zulieferern könnte nach der Abgas-Affäre zu einer weiteren großen Belastungsprobe für die Automobilindustrie in Deutschland werden. Die Folgewirkungen für die gesamte Wertschöpfungskette sind schon heute beträchtlich“, sagte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) am Montag in Frankfurt.
Aufgrund der Produktionsunterbrechungen bei VW drohe nicht nur in mehreren Fabriken Kurzarbeit. Hinter der Produktion des „Golf“ stehen laut Feldmann auch rund 500-Top-Lieferanten, die zunehmend in Schwierigkeiten geraten. Aufgrund der aktuellen Montage-Engpässe bei VW können diese Firmen ihre Teile nicht ausliefern und müssen Bestände aufbauen. Damit ziehe sich das Problem wie eine Kettenreaktion durch die gesamte Lieferkette, bis hin zum Endverbraucher. „Golf“-Kunden erhalten im Moment ihr Fahrzeug nicht rechtzeitig und treten möglicherweise von ihrem Auftrag zurück. Davon wiederum könne die Konkurrenz profitieren, was den wirtschaftlichen Schaden für VW weiter vergrößere.
Feldmann verwies auch darauf, dass vor allem die Automobilindustrie „Just in time“ arbeite. Daher bringe jede Störung der Supply Chain die Produktionsketten durcheinander und führe umgehend zu massiven Verwerfungen. Das habe beispielsweise die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 oder der von einem isländischen Vulkan ausgehende Ascheregen 2010 eindrucksvoll bewiesen.
Am Beispiel von VW zeige sich nach Feldmanns Meinung einmal mehr, „wie wichtig ein vorausschauendes und vor allem gut strukturiertes Risikomanagement in Einkauf, Supply Chain und Logistik ist“. Hier stehe vor allem der Einkauf in der Pflicht. Von ihm hänge es maßgeblich ab, ob das bestehende Lieferantennetzwerk engmaschig genug geknüpft ist, um bei einem plötzlichen Ausfall sofort reagieren zu können. Sonst bestehe, wie im Falle von VW die Gefahr, sich von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzelner Supplier zu stark abhängig zu machen.