Zum Jahresende vermeldet der VDV – Branchenverband des öffentlichen Personen- und des Eisenbahnverkehrs – eine nahezu unveränderte Mitgliederzahl von insgesamt 674 Mitgliedsunternehmen, davon 68 als außerordentliche Mitglieder.
„Wir sind in bestimmten Bereichen an einem Tiefpunkt angelangt. Jedes Kind im Land weiß, wie prekär der Zustand der Eisenbahn mittlerweile ist – und wie schwierig die finanziellen Bedingungen sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr sind. Neben vielen anderen wichtigen Themen sind es vor allem drei Punkte, die die Branche in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zurückfallen lässt: Erstens führen die stark steigenden Trassenpreise zu einer existenziellen finanziellen Belastung für die Eisenbahnverkehrsunternehmen. Nur eine Verminderung der Trassenentgelte um 350 Millionen für die Güter- und 200 Millionen Euro für die Personenbahnen kann einen nachhaltigen Schaden für den Wirtschaftsstandort Deutschland verhindern. Zweitens hält der Bund unverändert 350 Millionen Euro an Regionalisierungsmitteln zurück, von denen die Länder regionale Bahnangebote bezahlen. Angesichts erster Angebotskürzungen im deutschen ÖPNV stellt sich die ernsthafte Frage, ob sich der Bund hier seiner Verantwortung bewusst ist und ihrer gerecht wird. Drittens droht eine abermalige Kürzung der Digitalisierung der Schiene, dieses Mal um 140 Millionen Euro. Damit verlangsamt sich erneut die Umrüstung der deutschen Bahn-Infrastruktur und von rollendem Material mit ETCS.“
VDV-Präsident Ingo Wortmann
Wortmann fordert die Politik auf, sich den Problemen anzunehmen: „Die Ampel hatte zuletzt noch geplant, dass der ÖPNV in vielen Titeln erneut den Kürzungen im Bundeshaushalt zum Opfer fällt“, so Wortmann. Bei näherer Betrachtung der geplanten Investitionen wird deutlich, dass diese Mittel bei Weitem nicht ausreichen, um die dringend erforderlichen Sanierungen und Modernisierungen im Bereich des ÖPNV zu finanzieren. Dies gilt insbesondere für die ausgebremste Förderung von E-Bussen in Flotten und Werkstätten, für die Mittel zur Gemeindeverkehrsfinanzierung sowie die Energiekostenentlastungen.
Die Fahrgastzahlen sind mit dem Deutschlandticket gestiegen. Doch laut VDV spitzt sich die Finanzierungssituation im ÖPNV zu. „Schon heute fehlen bundesweit rund 20.000 Busfahrer im ÖPNV. In der Folge berichten 50 Prozent der Unternehmen von betrieblichen Einschränkungen, was zu ausgedünnten Fahrplänen und ausfallenden Fahrten führt. Mit einem hohen Anteil an Fahrpersonal über 50 Jahren wird sich die Lage bis 2030 weiter zuspitzen“, so Wortmann.
Der Branchenverband sieht beim Themenkomplex Personalbedarf, -rekrutierung und -bindung ein weiteres Risiko für die Entwicklung der Branche im nächsten Jahr. Der VDV betont, dass gerade in Zeiten der Transformation der Wert der kontinuierlichen Sach- und Facharbeit im leistungsstarken Branchenverband nicht hoch genug bemessen werden kann. Nur so kann eine wirkungsvolle Branchenkommunikation betrieben und Grundsatzentscheidungen herbeigeführt werden. Dies wird von der Politik anerkannt und zahlt sich für die Mitgliedsunternehmen aus.
Quelle: VDV