Eine Forschungsgruppe aus dem Bereich Techniksoziologie der TU Dortmund hat mithilfe der Software SimCo die Chancen des kostenlosen ÖPNV für eine deutsche Großstadt simuliert. Das Ergebnis: Die erwarteten positiven Effekte auf die Umwelt bleiben aus. Eine Erhöhung der Kraftstoffpreise oder Tempolimits stellen effektivere Alternativen zum kostenlosen Nahverkehr dar, so die Forscherinnen und Forscher.
Kostenloser ÖPNV ohne positiven Effekt für die Umwelt
Die Untersuchung der Techniksoziologen legte den Fokus auf die Wirksamkeit der Einrichtung eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrsystems in Hinblick auf gesellschaftlichen Nutzen, Emissionen und Straßenauslastung einer deutschen Großstadt. Überraschenderweise ließen sich jedoch die erhofften positiven Effekte für die Umwelt nicht erreichen: Eine Verbesserung der Luftqualität trat nicht ein und in der Simulation erwies sich ein kostenloser Nahverkehr als nahezu wirkungsloses Instrument. "Der kostenlose ÖPNV konnte weder die Emissionen senken noch den Nutzen steigern und stellt somit faktisch eine Verschwendung von Ressourcen dar", so berichten Projektleiter Fabian Adelt und Versuchsleiter Marlon Philipp über ihre Forschungsergebnisse.
Effektivere Alternativen
Alternativen wie die Erhöhung der Kraftstoffpreise oder die vermehrte Einführung von Tempolimits sind nach Erkenntnissen der Forschungsgruppe wesentlich effektiver, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. So scheint die Idee eines kostenlosen Nahverkehrs in Modellstädten die hohen Erwartungen nicht zu erfüllen. Sie war Teil eines Vorschlags des Umweltministeriums an die EU-Kommission zur Verbesserung der stickstoffbelasteten Luft in deutschen Städten. Mitte April hatte sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze erneut für "zumindest phasenweise kostenlosen ÖPNV" ausgesprochen.
Quelle: TU Dortmund