Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat nach drei Jahren im Amt nun der Deutschen Bahn AG ein sogenanntes „7-Punkte Rezept“ übergeben. Ziel: Wirtschaftliche und organisatorische Reform des Konzerns.
„Wir haben es hier mit altem Wein in neuen Schläuchen zu tun. Die Branche muss wahren Fortschritt sehen. DB-Personal egal wo – aber vor allem bei der Konzern-Infrastruktursparte auszudünnen ist in diesem Kontext kontraproduktiv – schlicht ein Schritt zu früh, denn dieser ergibt erst Sinn und Wert, wenn der Change vollzogen ist.“
Thomas Prechtl, Präsident des Bundesverband SchienenNahverkehr e. V. (BSN)
Die von Wissing geforderte höhere Auslastung der Strecken, egal ob mit Güter-, Personennah- oder Fernverkehr, kann nur mit einer besseren Qualität der Deutschen Bahn und ihrer Infrastruktursparte erzielt werden. Nur genau dafür fehlt das Geld – die Absicherung langfristiger Investitionen für zeitgemäße digitale Technik.
Der Schienennahverkehr im Ergänzungsnetz wird vielfach noch mit Stellwerkstechnik aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg erbracht, mechanische Stellwerke mit großen Weichenhebeln und langen Seilzügen bestimmen vielfach noch das Bild auf Nebenstrecken; besonders in Bayern, Niedersachsen und Thüringen. Selbst mittlerweile 100 Jahre alte sogenannte elektro-mechanischen Stellwerke aus den 1920er-Jahren sind derart personalintensiv, dass die DB InfraGO aufgrund von Personalmangel ihre Stellwerke oft nicht mehr zu den Betriebszeiten der Züge besetzen kann.
„Es braucht stattdessen ein groß angelegtes Investitionsprogramm, d. h. auf Jahre und Jahrzehnte ausgelegt. Schienenpersonennahverkehr der Länder ist per Gesetz Daseinsvorsorge. Wenn der Bund seiner Aufgabe, die Bundesschienenwege fit zu halten, nicht mehr nachkommt, können wir dem Auftrag zunehmend und absehbar auf Jahre nicht mehr nachkommen. Stattdessen auf wirtschaftliche Reformen zu pochen, zielt nach Jahrzehnten der Unterfinanzierung und dem beständigen Ankündigungsmanagement mit markigen Slogans wie ‚Starke Schiene‘ wieder am Kern der Herausforderungen vorbei.“
Jan Görnemann, Sprecher der Geschäftsführung des BSN
Der BSN fordert den Bund abermals eindringlich auf, seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen. Im europäischen Vergleich adäquate Investitionen in die Infrastruktur müssen langfristig angelegt und abgesichert werden. Außerdem bedarf es einem transparenten Controlling und Monitoring, um die Schieneninfrastruktur modern zu managen.
Quelle: BSN