Siemens liefert die schlüsselfertige Gesamtanlage für zwei fahrerlose U-Bahnlinien in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Die rasch wachsende Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt, die bisher im Nahverkehr vor allem auf Diesel-Omnibusse setzt, will mit der Investition einen weiteren Schritt zur Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur gehen. Der Auftrag für Siemens umfasst Metro-Züge, Elektrifizierung sowie Signal- und Kommunikationstechnik für den fahrerlosen Betrieb. Siemens ist auch für die Systemintegration der Bahntechnik auf den zusammen rund 63 Kilometer langen Linien verantwortlich. Siemens erhielt den Auftrag von der Hohen Kommission zur Stadtentwicklung (ArRiyadh Development Authority) mit einem Anteilsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro (2,1 Milliarden Dollar) im Konsortium mit der US-Firma Bechtel und den örtlichen Bauunternehmen Almabani und Consolidated Contractors Company. Der konsortiale Auftragswert beträgt insgesamt rund 7,5 Milliarden Euro (rund 10 Milliarden Dollar).
Siemens stattet Linie 1 und 2 der insgesamt sechs Linien aus. „Wir sind stolz, dass beim derzeit größten Metro-Projekt der Welt unsere Spitzentechnologie zum Einsatz kommt“, sagte Sami Atiya, Leiter der Siemens-Einheit Mobility and Logistics. “Die integrierte Lieferung von Fahrzeugen, Signaltechnik und Elektrifizierung aus einer Hand bietet unserem Kunden klare Vorteile.“ Das Unternehmen liefert 74 Metrofahrzeuge vom Typ Inspiro. Die aus Aluminium gefertigten Züge fahren auf Normalspur und können eine Geschwindigkeit von bis zu 90 Stundenkilometern erreichen. Die 2- und 4-teiligen Züge sind auf die klimatischen Verhältnisse der Region ausgelegt. Dazu gehört eine größere Klimaanlage, die auch bei extremer Hitze ausreichende Kühlleistung liefert. Ferner wurden die Drehgestelle, der Fahrantrieb, die Bremsen und die Türen mit speziellen Filtern und Dichtungen versehen, um das Eindringen von Sand zu vermindern.
Die Signal- und Zugbeeinflussungstechnik stellt sicher, dass Züge – vor allem während der Hauptverkehrszeiten – im 90-Sekunden-Rhythmus verkehren können. Durch diese schnelle Taktung können pro Stunde über 21.000 Fahrgäste befördert werden. Die beiden Linien werden von Siemens mit einem WLAN-basierten Zugbeeinflussungssystem für den fahrer- und begleiterlosen Betrieb ausgestattet. Daneben werden automatische Zugsteuerung, Funkübertragung sowie 31 elektronischen Stellwerke installiert. Siemens stattet auch die Betriebsleitzentralen der beiden Linien aus. Von dort werden die Strecken gesteuert und überwacht. Der Vertrag umfasst auch Schulungen für den Einsatz der neuen Technik.
Siemens ist ebenfalls für die Bahnstromversorgung der Linien verantwortlich. Die beim Bremsen der Züge gewonnene elektrische Energie wird in das Netz des Metrosystems zurückgespeist und allen elektrischen Verbrauchern zur Verfügung gestellt. Zur elektrischen Ausrüstung gehören zudem die Notstromversorgung mit Dieselgeneratoren sowie unterbrechungsfreie Stromversorgungen.
Beim Bau schlüsselfertiger Anlagen mit Fahrzeugen, Signaltechnik und Elektrifizierung ist Siemens führender Anbieter. Derzeit installiert Siemens zum Beispiel U-Bahnen in Rennes (Frankreich) und Delhi (Indien) und ein Tramsystem für Doha (Katar). Bereits in Betrieb sind vollautomatische fahrerlose Linien in Algier (Algerien), Santo Domingo (Dominikanische Republik) und wiederum im französischen Rennes.