Zitat von Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen zur Pressemitteilung der Allianz pro Schiene (die Pressemitteilung finden Sie am Ende des Textes):
„Der alleinige Vergleich von prozentualen Preisanstiegen hinkt und sagt nichts über die tatsächlichen Mobilitätskosten aus. Denn das Preisniveau für ein ÖPNV-Abo liegt insgesamt deutlich unter den Kosten für Betrieb und Unterhalt eines PKWs. Aktuell kostet ein Monatsticket für Bus und Bahn im städtischen Nahverkehr im Schnitt 55,20 Euro, das entspricht etwa einer Tankfüllung beim Auto. Die monatlichen Kosten für einen durchschnittlichen Kleinwagen belaufen sich laut ADAC – mit Kraftstoff, Versicherung, Steuern, TÜV, Reparaturen, Reifenwechsel, Wertverlust etc. – auf mindestens auf 400 Euro monatlich.
Richtig ist, dass die Ticketpreise im Nah- wie auch im Fernverkehr in den letzten Jahren moderat gestiegen sind. Im Jahr 2020 lag die durchschnittliche Ticketpreissteigerung im ÖPNV bei 1,3 %, im Jahr 2019 waren es im Schnitt 1,75 %. Die Verkehrsunternehmen erwirtschaften daraus allerdings keine Gewinne, sondern investieren jeden Euro direkt wieder in den Betrieb. Davon werden also Löhne, Gehälter und weitere Kosten gedeckt. Je mehr ÖPNV angeboten wird, desto mehr Fahrzeuge und Personal wird benötigt. Und die daraus entstehenden Kosten werden zu einem Großteil auch über Ticketeinnahmen finanziert. Bund und Länder haben uns gerade in diesem coronabedingt schwierigen Jahr mit einem Rettungsschirm von bis zu fünf Milliarden Euro im Hinblick auf entgangene Ticketeinnahmen massiv unterstützt und werden dies hoffentlich weiterhin tun. Daher ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um zusätzliche Forderungen nach Entlastung zu stellen. Wir müssen vielmehr gemeinsam dafür sorgen, dass die Fahrgäste nach der Pandemie möglichst schnell zurückkehren in Busse und Bahnen, denn nur so lassen sich die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen.“
Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V.
Allianz pro Schiene: Die Sonderlast für klimafreundliche Pendler
Die Kosten für Millionen Bahnpendler sind in den vergangenen Jahren schneller gestiegen als die für Autofahrer. Dies zeigt das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes. Demnach zahlten Bahnnutzer im Nahverkehr im vergangenen Jahr im Schnitt 16 Prozent mehr als noch 2015. Autofahren verteuerte sich dagegen um nur vier Prozent.
Klimafreundliche Pendler dürfen nicht finanziell bestraft werden
„Die Zahlen unterstreichen den gewaltigen politischen Handlungsbedarf im Verkehr“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Freitag in Berlin. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kosten für den klimafreundlichen Nahverkehr auf der Schiene stärker zunehmen als die für den motorisierten Individualverkehr mit seiner hohen Belastung der Umwelt und der Gesellschaft insgesamt“, betonte Flege. „Wer sich für ein umweltfreundliches Verkehrsmittel entscheidet, darf dafür nicht finanziell bestraft werden. Wir brauchen endlich faire Wettbewerbsbedingungen im Verkehr.“
Dafür gilt es laut Flege, die Bahnen von der Stromsteuer zu befreien und die EEG-Umlage für elektrisch betriebene Züge deutlich zu senken. Zudem sollte der Bund die Trassenpreise, die so genannte Schienen-Maut, für die Zeit der Pandemie streichen und danach halbieren. Diese Entgelte für die Infrastrukturnutzung im Personen- und Güterverkehr belasten ausgerechnet die klimafreundliche Schiene.
„Mit fairen Wettbewerbsbedingungen wäre der Öffentliche Verkehr für viele Menschen noch attraktiver“, so Flege. „Derzeit aber zahlt der Schienenverkehr die europaweit höchste Stromsteuer auf Fahrstrom, Ökosteuer, EEG-Umlage, Schienenmaut und muss für 100 Prozent der CO2-Zertifikate im Emissionshandel kostenpflichtig aufkommen.“ Die konkurrierenden Verkehrsträger hingegen leisten kaum einen Beitrag zur Energiewende.
Verbraucher profitieren von Entlastungen des Öffentlichen Verkehrs
Analysen der Allianz pro Schiene zeigen, dass im Fernverkehr die Mehrwertsteuer-Entlastung bei den Verbrauchern angekommen ist. So sanken die Preise im Fernverkehr auf der Schiene 2020 um 15,4 Prozent. Dies ist auch eine Folge der Mehrwertsteuersenkung seit Anfang 2020. Bundesregierung und Bundestag hatten im Fernverkehr der Bahn den Mehrwertsteuersatz im Zuge des Klimapakets Anfang vergangenen Jahres dauerhaft von 19 auf sieben Prozent reduziert. Im zweiten Halbjahr sank der Tarif vorübergehend noch einmal auf fünf Prozent – befristet bis Ende des Jahres. „Diese Mehrwertsteuersenkung hat die Bahnbranche in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben“, sagte Flege.
Quelle: Allianz pro Schiene e.V.