Das Jahr 2020 war in allen gesellschaftlichen Bereichen geprägt von der Corona-Pandemie und hat auch die gesamte ÖPNV-Branche enorm herausgefordert. Auch der Beginn dieses Jahres ist für die Branche vorerst ernüchternd. So zieht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) im Rückblick auf das vergangene Jahr 2020 eine differenzierte Bilanz. Was zu Beginn des Jahres zunächst nach einer positiven Entwicklung aussah, wurde durch den ersten Corona-Lockdown im März jäh gestoppt. Entgegen dem Trend der zurückliegenden Jahre mit Steigerungen bei den Einnahmen, endet das Jahr 2020 mit finanziellen Ausfällen. Die Ticketumsätze fielen im zurückliegenden Jahr um 233,5 Millionen Euro auf insgesamt ca. 1,097 Milliarden Euro. Das bedeutet ein Minus von 17,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Als unverzichtbares Rückgrat für die Mobilität in Nordrhein-Westfalen hat der ÖPNV in Krisenzeiten Bestand und leistet seinen gesellschaftlichen Beitrag. Um die Mobilität der Menschen zu sichern, gewährleisten die Verkehrsunternehmen im VRR seit Beginn der Krise eine stabile Grundversorgung und erbringen 100 Prozent des Verkehrsangebotes – und das bei niedrigen Fahrgastzahlen. Im März 2020 gingen die Fahrgastzahlen um 70 bis 80 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zurück. Ab Mai erholte sich die Situation langsam, bevor die Zahlen ab dem neuerlichen Teillockdown im Oktober und beim späteren harten Lockdown erneut sanken. Aktuell liegen die Zahlen bei 30 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.
„Der Nahverkehr in Deutschland ist systemrelevant und auch in dieser Krise leistungsstark. Die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen bei den Verkehrsunternehmen im VRR, angefangen bei Hygienekonzepten, Fahrzeugumbauten, erhöhten Reinigungsintervallen bis hin zum stabilen Betrieb haben gezeigt, dass die Branchengemeinschaft selbst in Krisenzeiten im Sinne der Fahrgäste funktioniert“, sagt José Luis Castrillo, VRR-Vorstand.
Die Einnahmeausfälle von 233,5 Millionen Euro, bei ursprünglich erwarteten Verkehrserträgen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, konnten durch die von Bund und Land zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel im Rahmen des Corona-Rettungsschirms aufgefangen werden. Dadurch war die Finanzierung des ÖPNV im VRR für das Jahr 2020 gesichert. „Zudem sind uns gut 94 Prozent unserer Abonnenten in der schwierigen Zeit treu geblieben. Ein deutlicher Vertrauensbeweis in den ÖPNV, über den wir uns sehr freuen“, so José Luis Castrillo. Der Einnahmeanteil bei den Stammkunden liegt bei 84 Prozent. Die Tarifangebote für Vielfahrer sind nach wie vor die wesentliche Ertragssäule im ÖPNV. Mit dem erneuten Lockdown rechnet der VRR allerdings auch für das Jahr 2021 mit weiteren Einnahmeausfällen.
„Wir begrüßen, dass sich Bund und Land für eine Fortführung des ÖPNV-Rettungsschirms ausgesprochen haben. Es ist wichtig, dass der Finanzierungsbedarf ausgeglichen wird, damit unsere Partner im VRR weiterhin ihr volles Verkehrsangebot aufrechterhalten können und somit eine zukunftsfähige Mobilität sichern, die klima- und umweltfreundlich ist“, sagt Castrillo. „Für den Klimaschutz ist der ÖPNV von wichtiger Bedeutung. Denn der Nahverkehr ist nicht einfach ein Beförderungsmittel, sondern leitestet auch einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emmissionen.“
Eine große Aufgabe für die nächsten Monate, vielleicht sogar Jahre ist es, insbesondere die Fahrgäste, die nicht regelmäßig mit Bus und Bahn unterwegs sind, für den ÖPNV zurückzugewinnen. Der VRR geht davon aus, dass sich die Erholung schrittweise ergibt, indem das gesellschaftliche Leben und damit die Fahrtanlässe wie z. B. Freizeitfahrten, Bundesligaspiele mit Zuschauer, Konzerte, Messen wieder zum ursprünglichen Niveau zurückkehren.
Quelle: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR