Beton hat viele gute Eigenschaften: Er ist sehr robust, belastungsfähig und gegen Feuchtigkeit, starke Hitze und strenge Kälte sehr widerstandsfähig. Dazu ist er auch ein hervorragender Schallschutz. Nicht unproblematisch ist aber seine Umweltbilanz: Vor allem die Herstellung von Zement erfordert hohe Temperaturen und verursacht entsprechend viel CO2.
Die ÖBB-Infrastruktur geht auch hier neue Wege, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen: Auf einem 100 Laufmeter umfassenden Teilstück der Weststrecke in der Nähe von Linz bei Hörsching/Traun kommen Schallschutzwände zum Einsatz, deren Recyclingbetonanteil bereits bei 30 Prozent liegt. Das bedeutet, dass fast ein Drittel der Betontragschicht der Schallschutzwände aus recycelter Gesteinskörnung besteht und damit alter Beton nachhaltig wieder- und weiterverwendet wird. Unter dem klingenden Titel „Teststrecke Lärmschutz Recycling-Beton“ startete im April 2024 eine erste sogenannte „Betriebserprobung“ für die neuen Schallschutzwände.
Hergestellt werden die innovativen Wände von der MABA Fertigteilindustrie GmbH, die zur Kirchdorfer Concrete Solutions gehört. Produktions- und Entwicklungskosten wurden von der MABA übernommen, während die ÖBB-Infrastruktur AG das auf einen zweijährigen Zeitraum anberaumte „Monitoring“ durchführten lässt. Das betontechnologische Monitoring über einen Beobachtungszeitraum von zumindest zwei Wintern wird von der TU Wien sowie dem Betonlabor Smart Minerals GmbH fachtechnische begleitet. Nachdem die Recyclingbeton-Lärmschutzwände Teil einer insgesamt 6.000 m2 umfassenden Schallschutzinstallation-Reinvestition sind, lässt sich die Performance der umweltbewussten Materialzusammensetzung im Unterschied zur konventionellen Betontragschicht somit direkt vergleichen.
Die Fertigteilwerke der MABA sind bereit für den nächsten Schritt, wie MABA Co-Geschäftsführer Franz Buschmüller erklärt: „Wir haben in diversen Forschungskooperationen, unter anderem mit Smart Minerals sowie in Zusammenarbeit mit unserer konzerneigenen Rohstoffsparte bereits alle Vorbereitungen getroffen, um Beton mit einem Recycling-Anteil von 30 % zu verwenden. Die Herausforderung dabei ist natürlich, die entsprechenden Qualitätsanforderungen, die an die jeweiligen Anwendungen gestellt werden, mit den aus Altbeton gewonnenen Zuschlagstoffen zu garantieren.“ Der Markt müsse sich dafür erst schrittweise etablieren. „Für die Branche als Ganzes geht es jetzt darum, mit entsprechenden Normen und Qualitätsstandards die Rahmenbedingungen zu adaptieren.“
Ob Recyclingbeton auch in anderen Bereichen eingesetzt werden kann, wird sich erst nach Beendigung der Testphase herausstellen. Bis zu einem großflächigen Einsatz von Recyclingbeton wird also noch einige Zeit vergehen.
Quelle: ÖBB