Seit vergangener Woche ist erste neue Straßenbahn – von insgesamt 26 bestellten – nachts während der Betriebsruhe unterwegs. Geplant sind in den nächsten drei Wochen die notwendigen Inbetriebnahmefahrten. An Bord ein gemischtes Team von Siemens- und VAG-Beschäftigten, fallweise auch Gutachter und Vertreter der Aufsichtsbehörde. Die Inbetriebnahmefahrten sind Teil des Zulassungsprozesses. Sie werden deshalb auch mit den ersten beiden Fahrzeugen absolviert, die in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits im Siemens Testcenter Wegberg-Wildenrath intensiv unter die Lupe genommen worden sind.
Bei den nächtlichen Testfahrten geht es aktuell um das Lichtraumprofil der neuen Straßenbahnen. Kommen sie an jeder Stelle im Netz, an jedem Bahnsteig vorbei, ohne anzustoßen? Wie kommen die Bahnen an den Haltestellen zum Stehen? Passen die Abstände zur Bahnsteigkante? Soweit erforderlich wird das Lichtraumprofil im Begegnungsverkehr mit anderen Straßenbahnen bei unterschiedlicher Geschwindigkeit überprüft. Danach stehen Bremsprüfungen auf der Strecke an, ebenfalls aus unterschiedlichem Tempo. Es wird überprüft, wie sich das Fahrzeug an Steigungen bzw. Gefälle verhält. Die steilste Stelle im Streckennetz befindet sich auf der Linie 4, vom Plärrer kommend Richtung Tiergärtnertor; hier betragen Steigung bzw. Gefälle fast acht Prozent.
Zum Testprogramm gehört auch die sogenannte Doppeltraktion, wenn zwei einzelne Fahrzeuge im Betrieb gekuppelt fahren. Zudem muss nachgewiesen werden, dass defekte Fahrzeuge im Schiebeschleppverband geborgen werden können. Damit die Prüffahrten auch realen Bedingungen entsprechen, ist der Avenio mit Gewichten beladen. Gegen Ende Juli stehen auch Fahrten tagsüber an. All diese Tests wurden in der Theorie schon simuliert und berechnet. Ohne den praktischen Nachweis im Netz gibt es aber keine Zulassung.
Wenn das Programm erfolgreich gelaufen ist und die Regierung von Mittelfranken als Technische Aufsichtsbehörde ihr Okay gegeben hat, können weitere Fahrzeuge zu Testfahrten ins Netz geschickt werden. Zudem können Schulungsfahrten für das Fahr- und Werkstattpersonal stattfinden. Die ersten neuen Straßenbahnen sollen noch in diesem Jahr Fahrgäste mitnehmen.
„Mit den ersten drei Nächten waren wir sehr zufrieden“, fasst VAG-Projektleiter Johannes Wendland die Testfahrten der ersten Woche zusammen. „Wir bitten die Anwohner um Nachsicht für eventuelle Störungen der Nachtruhe. Wir werden die Fahrten in jedem Fall auf ein Minimum beschränken. Ohne die Fahrten können wir die Züge aber nicht in Betrieb nehmen.“
Quelle: VAG