Einen Höhepunkt auf der 7. Regionalkonferenz Mobilitätswende in Wiesloch am 4. Juni 2024 stellte die Verleihung des diesjährigen Future Mobility Awards dar. Mit diesem Preis werden internationale Start-ups für innovative und nachhaltige Mobilitätslösungen ausgezeichnet. Nahverkehrs-praxis ist einer der Mitorganisatoren des Awards. Der diesjährige Sieger, die Nemi Mobility Solution aus Barcelona, überzeugte die Jury mit ihrem Produkt. Das Software-Tool „Nemi“ stellt On-Demand-Busdienste bereit und verwaltet sie. Wir haben Projektmana-gerin Abby Meuli zum Interview gebeten.
Nahverkehrs-praxis: Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und die Lösung, mit der Sie sich für den Future Mobility Award beworben haben.
Nemi ist ein eigenständiges Software-Tool zur Bereitstellung und Verwaltung von On-Demand-Busdiensten. Wir verbessern die Effizienz und Flexibilität von Busdiensten, indem wir Routen optimieren und den Informationsfluss zwischen Nutzern, Fahrern und Dienstleistern digitalisieren. Bei jedem neuen Auftrag arbeitet Nemi mit den zuständigen Behörden zusammen, um Haltestellen und Routen in einem Gebiet festzulegen. Basierend auf Nutzeranfragen über unsere App und andere Buchungskanäle wird die Busroute so optimiert, dass nur angeforderte Haltestellen angefahren werden, was die Fahrstrecke und Emissionen reduziert.
Nahverkehrs-praxis: Wie lange existiert Ihr Unternehmen schon, und wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gekommen?
Nemi wurde offiziell im Jahr 2020 gegründet und arbeitet heute mit einem Team von 20 talentierten Fachleuten. Wir sind aus der EUSPA (European Union Agency for the Space Programme) hervorgegangen: Unsere Technologie wurde zunächst im Rahmen eines Innovationsprojekts des Horizon 2020-Programms entwickelt, das darauf abzielte, die Galileo-Technologie für städtische Mobilitätsdienste zu nutzen. Unter dieser Prämisse arbeitete Nemi an der Entwicklung eines flexiblen Busdienst-Verwaltungstools mit dem Großraum Barcelona (AMB) zusammen, der für die Planung und Verwaltung des öffentlichen Straßenverkehrs im Großraum Barcelona zuständigen Behörde und Projektpartner, und testete es in einem ersten Pilotprojekt. Heute betreiben wir über 50 Dienste in Spanien und Italien und haben Pilotprojekte in Portugal und Großbritannien. Wir sind sehr stolz darauf, wie weit wir gekommen sind, und haben viele Pläne für die Zukunft!
Nahverkehrs-praxis: Was sehen Sie als die nächsten strategischen Schritte und Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Wir planen, in neue Sektoren zu expandieren, darunter Tourismus, Unternehmensdienste und spezialisierte städtische Dienste wie solche für Menschen mit eingeschränkter Mobilität (PRM). Der Gewinn des Future Mobility Award ist ein bedeutender Meilenstein, der unsere Bemühungen um nachhaltige Mobilität anerkennt. Obwohl wir derzeit noch nicht in Deutschland tätig sind, sehen wir dort enormes Potenzial. In einem Land, in dem traditionelle Verkehrsnetze bereits robust sind, kann unser Ansatz eine neue Perspektive bieten, indem er Lücken schließt und die Zugänglichkeit von einzigartigen und landschaftlich reizvollen Zielen wie dem Schwarzwald durch bedarfsgerechten Transport verbessert.
Nahverkehrs-praxis: Welche Vorteile hat Ihre Lösung für den öffentlichen Verkehr?
Nemi bietet erhebliche Vorteile für Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel, Fahrer und Fahrgäste. Für Betreiber optimiert unser Algorithmus die Routen, sodass Busse nur dort halten, wo Fahrgäste anwesend sind, was die Fahrstrecken und Kosten reduziert. Sie profitieren auch von erweiterten Datenanalysen über unser benutzerfreundliches Backoffice. Fahrer profitieren von einem benutzerfreundlichen Tablet, das Routen, Fahrgastinformationen und die Möglichkeit zur einfachen Nachverfolgung von nichterscheinenden Fahrgästen anzeigt. Fahrgäste genießen den Komfort, Sitzplätze über unsere App von zu Hause aus zu buchen und die Busstandorte in Echtzeit zu verfolgen. Unsere Technologie verbindet unterversorgte Gemeinden mit wichtigen Dienstleistungen zum Preis eines normalen Bustickets und sorgt für sichere, zuverlässige und wohnortnahe Abholungen.
Das komplette Interview lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 6-2024.