Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert eine nahtlose Anschlusslösung an das Neun-Euro-Ticket. Diese sollte kontinuierlich wissenschaftlich begleitet zu einem deutschen Klimaticket weiterentwickelt werden. Gleichzeitig muss die gesamte Tariflandschaft in Deutschland bereinigt und vereinfacht werden. Dies muss mit zusätzlichen Mitteln passieren. Infrastrukturausbau und Verkehrsbestellung dürfen nicht beschnitten werden, sondern müssen – insbesondere im ländlichen Raum – ausgebaut werden.
Das 9-€-Ticket hat dem öffentlichen Verkehr breite Medienresonanz gebracht und die Stärken von Bahn und Bus aufgezeigt. Allerdings hat es auch die Grenzen und Schwächen des jetzigen Systems demonstriert. Daher braucht es zur Fortführung des Erfolges Schritte in Richtung eines deutschlandweiten Klimatickets für alle öffentlichen Verkehrsmittel, inklusive Fernverkehr und Fähren, verbunden mit dem Ausbau der Infrastruktur und der Verbesserung des Angebotes dort, wo bisher die Frequenzen nicht ausreichend sind.
Für das Neun-Euro-Ticket fordert der Fahrgastverband PRO BAHN eine nahtlose Anschlussregelung, die dessen Geist „ohne großes Nachdenken einsteigen“. Das bedeutet eine Flatrate, mit wenigen räumlichen (z. B. städtisch, regional, bundesweit) und zeitlichen (z. B. Tages-, Monats- und Jahreskarte) Abstufungen und unter Einbeziehung von Familien- und Kleingruppen. „Die zahlreichen Vorschläge aus Verkehrswirtschaft, Politik und der Zivilgesellschaft können ein erster Ansatz für ein solches Angebot sein, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten. Sie berücksichtigen aber nur den Nahverkehr und werden in der Realität alle auf weitere unerwartete Hürden treffen“, analysiert PRO-BAHN-Bundesvorsitzender Detlef Neuß. Die optimale räumliche Zuordnung, Preisgestaltung und Integration weiterer Verkehre sollten dabei in einem transparenten Verfahren kontinuierlich und wissenschaftlich begleitet weiterentwickelt werden. Die Begleitung sollte dabei nicht durch parteiische Stellen erfolgen. „Wir könnten uns vorstellen, diese durch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung durchführen zu lassen“, schlägt Neuß vor.
Die Finanzierung darf dabei nicht aus Mitteln geleistet werden, die bisher dem Ausbau der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs oder der Bestellung von Verkehrsleistungen zugedacht waren. Im Gegenteil sind auch diese Töpfe weiter zu erhöhen, langfristig abzusichern und Preissteigerungen durch Warenkorbmodelle zu berücksichtigen. Gerade im ländlichen Raum ist ein integraler Ausbau des Angebotes notwendig, um auch die Menschen dort anschließen zu können. „Klimawandel und sozialer Druck werden sich sonst schneller auswirken, als der angebliche Heilbringer, das autonome Elektroauto kommen wird“, warnt Neuß.
Zuletzt muss auch noch weitergedacht werden. Wenn Deutschlandtakt, Deutschlandtarif und ein Deutschlandticket – ein deutsches Klimaticket – soweit sind, dass sie zusammenspielen, muss über länderübergreifende und europäische Lösungen nachgedacht werden. Deutschland hat hier die seltene Gelegenheit, den disruptiven Einfluss des Klimawandels und des Preisschocks in Folge der russischen Invasion in sinnvolle Kanäle zu lenken und so Vorreiter und Treiber einer ökologischen und verkehrlichen Revolution zu werden.
Quelle: PRO Bahn e.V.