Die Schweiz hat das Image einer Hochpreisinsel – auch im öffentlichen Verkehr. Doch ein exakter Vergleich mit sechs anderen europäischen Ländern zeigt: Der Schweizer öV liegt insgesamt preislich im europäischen Mittelfeld. Die Studie «Angebot und Preise des öV Schweiz im internationalen Vergleich» bestätigt dies. Maura Killer, Projektleiterin bei Infras, fasste die Studie im Rahmen einer hybriden Medienkonferenz zusammen: «Über die vier Erhebungen seit 2013 haben sich die Preise stabilisiert und das Ticketangebot ist deutlich gewachsen: Ob Sparbillette, Spartageskarten oder vergünstigte Freizeitangebote.»
Ein Viertel weniger Fahrgäste, ein Fünftel weniger General- und Verbundabonnemente, über 60 Prozent der Billette digital, im Herbst 2021 mehr Umsatz mit Einzelbilletten als 2019 – die COVID-19-Pandemie hat einiges durcheinandergewirbelt im öffentlichen Verkehr. «Das veränderte Mobilitätsverhalten fordert uns als Branche», sagte Helmut Eichhorn, Geschäftsführer der Alliance SwissPass, anlässlich der Präsentation der LITRA-Preisvergleichsstudie. Deshalb brauche es nun flexiblere Angebote, die mehr auf Gelegenheitsreisende, Teilzeitpendler und Freizeitmobilität ausgerichtet seien. «Gleichzeitig müssen wir Eintrittshürden in den öffentlichen Verkehr senken.» Sparbillette sind mittlerweile ein erprobtes und beliebtes Mittel. Gerade in urbanen Räumen wird dies jedoch nicht ausreichen. Deshalb finden insbesondere innerhalb von Tarifverbünden derzeit einige Markttests mit neuen Preis- und Abonnementsformen statt.
Einer dieser Markttests ist das «FlexiAbo» der beiden Westschweizer Tarifverbünde Mobilis und Frimobil. Das Angebot bewegt sich zwischen den bekannten Tageskarten und dem Jahresabonnement der Verbünde und ist seit dem 16. August 2021 innerhalb von Mobilis verfügbar. Das Pilotabo erlaubt es den Kunden, während 104 oder 156 Tagen ihrer Wahl zu reisen. «Die ersten Ergebnisse des Tests sind ermutigend: Wir stellen fest, dass das ‘Flexiabo’ Bedürfnisse abdeckt, die die ‘klassischen’ Abonnemente nicht erfüllen, insbesondere für die Personen im Home Office und Teiltzeitangestellte», führt Sylvia Coutaz aus, die das Projekt bei Mobilis verantwortet. «Die Ergebnisse dieses Pilotprojets sollen Hinweise geben, ob ein solches Abonnement für die Branche interessant sein kann und wie es im Vergleich mit anderen Lösungen abschneidet.»
Attraktive preisliche Angebote sind ein Mittel, um mehr Leute auf den öV zu locken. «Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass sich die öV-Branche bewegt und alles daran setzt, auch Gelegenheitsreisende und Freizeitreisende auf den öV zu bringen. Nur so kann es gelingen, langfristig den öV-Anteil zu erhöhen», betonte LITRA-Präsident und Mitte-Nationalrat Martin Candinas an der Medienkonferenz.
Quelle: Alliance Swiss Pass