Planungssicherheit, Infrastrukturausbau, Modernisierung der Schienenwege, Klimaschutz und die Zukunft des Deutschlandtickets – an Themen mangelte es nicht bei einer prominent besetzten Podiumsdiskussion während der erstmals gemeinsam durchgeführten bayerischen und baden-württembergischen Landesgruppen-Frühjahrstagung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Montag, 24. März 2025 in Ulm und Neu-Ulm. Vor 140 Teilnehmern waren sich die Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik sowie die beiden VDV-Landesgruppenvorsitzenden in ihrer Hoffnung einig, das „positiv besetzte“ Deutschlandticket möge weiterhin Bestand haben.
Das lebhafte Fachgespräch in der Neu-Ulmer Oldtimerfabrik bildete den Auftakt der zweitägigen Tagung, für die die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH, die Donau-Iller-Nahverkehrsverbund-GmbH (DING) und die beiden Eisenbahnverkehrsunternehmen Arverio Bayern und Baden-Württemberg die Gastgeberrolle übernommen hatten. Vor vollbesetztem Plenum diskutierten Elke Zimmer, Staatssekretärin Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Dr. Thomas Gruber, Amtschef Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Katrin Albsteiger, Oberbürgermeisterin Stadt Neu-Ulm, Martin Ansbacher, Oberbürgermeister Stadt Ulm sowie Dr. Robert Frank, Vorsitzender VDV Bayern und Prof. Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender VDV Baden-Württemberg, wie sie sich eine gelungene Mobilitätswende, Finanzierung, Bestandserhalt und Ausbauziele von ÖPNV und SPNV vorstellen.
Für die Grünen-Politikerin Zimmer hat „Klimaschutz höchste Priorität“ im baden-württembergischen Verkehrsministerium, was durch das neue Landesmobilitätsgesetz, das erst am 12. März 2025 vom Landtag verabschiedet wurde, unterstrichen werde. „Der Verkehr ist nach wie vor eine Herausforderung für den Klimaschutz, doch es gibt erfreuliche Entwicklungen: Immer mehr Menschen nutzen das verbesserte Angebot an Bussen und Bahnen. Dies motiviert uns, den öffentlichen Nahverkehr in Stadt und Land weiter auszubauen, die Taktung zu verbessern und eine verlässliche Mobilitätsgarantie sicherzustellen. Trotz finanzieller und infrastruktureller Hürden sowie punktueller Qualitätsprobleme im Zugverkehr bleibt unser Ziel klar: Ein attraktiver, leistungsstarker und klimafreundlicher ÖPNV für alle“, so Zimmer.
Amtschef Dr. Thomas Gruber erwartet vom Bund höhere Regionalisierungsmittel und mehr Fördermittel für die Verkehrsinfrastruktur, die Elektrifizierung von Bahnstrecken und den ÖPNV-Ausbau. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, der aus terminlichen Gründen nicht vor Ort sein konnte, ließ ein Statement übermitteln: „Ein moderner und leistungsfähiger ÖPNV erfordert eine sichere und verlässliche Finanzierung. Investitionen in die Infrastruktur und Angebot sind entscheidend, um den Nahverkehr flächendeckend attraktiv zu gestalten. Das beschlossene Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur ist daher dringend erforderlich, um all diese Ziele zu erreichen. Die Kooperation mit Baden-Württemberg ist uns ein wichtiges Anliegen. Gemeinsam arbeiten wir an vielen Projekten, die eine zukunftsfähige Infrastruktur schaffen, die den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürgern gerecht wird und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“
Die Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger bezeichnete den ÖPNV als wichtigen Teil der Daseinsvorsorge. Sie lobte die enge Verbundenheit und die gemeinsame Nahverkehrsplanung in der Doppelstadt und betonte, wie wichtig die Angebotsausweitung sei. Die Jahre 2025 und 2026, fuhr Absteiger fort, „dienen als Rüstzeit der Vorbereitung auf die Umstellung und Einführung des neuen Liniennetzes in Ulm und Neu-Ulm ab dem 1. Januar 2027.
Ihr Amtskollege aus Ulm, OB Martin Ansbacher, sprach von der „Herausforderung ÖPNV“ wie Infrastruktur- und Brückenprobleme in seiner Stadt. Aber auch er schaut engagiert nach vorn: „Wie wir uns in den nächsten zehn Jahren aufstellen, gilt für die nächsten 100 Jahre.“
Prof. Dr. Alexander Pischon betonte: „Die aktuelle Lage im kommunalen ÖPNV ist prekär, in vielen Städten und Landkreisen sind Angebotsreduzierungen bereits erfolgt oder in Diskussion. Die Unternehmen haben mit hohen Kostensteigerungen für Investitionen, aber vor allem auch bei den Betriebskosten u.a. durch hohe Energie- und Lohnkostensteigerungen zu kämpfen. Dafür benötigen wir eine Lösung.“
Der bayerische VDV-Vorsitzende Dr. Robert Frank ergänzte: „Wir erhoffen uns, dass die Bahn- und Busbranche vom Sondervermögen Infrastruktur auch ein Kuchenstück abbekommt, damit wir die Investitionen in den kommenden Jahren stemmen können.“
Einigkeit herrschte in der Runde beim Thema Deutschlandticket: Das Angebot, das die Mobilität in Deutschland einfacher macht, soll bestehen bleiben, allerdings unter der Bedingung einer langfristig gesicherten, dauerhaften Finanzierung.