Interview mit Alexander Möller, VDV-Geschäftsführer ÖPNV, über den Zustand der öffentlichen Infrastruktur.
Nahverkehrs-praxis: Herr Möller, in Politik, Verkehrsbranche und Medien scheint es momentan nichts Wichtigeres zu geben als das Deutschlandticket. Gerät das Thema „Infrastruktur“ gerade ins Hintertreffen, obwohl seine Bedeutung für den gewollten Umbau zu einem nachhaltigen Verkehrssystem eigentlich für jeden auf der Hand liegen sollte?
Möller: Ich verstehe, dass aufgrund der vielen öffentlichen Berichterstattung dieser Eindruck entsteht. Die Öffentlichkeit ist vom Deutschlandticket fasziniert, das gilt für allgemeine Medien und für Fachmedien. Andere, existenziell zentrale Themen gehen dabei leicht unter. Und die Infrastruktur ist ein solches Thema. Aber bei uns im Verband und in unserer politischen Arbeit spielen die Themen Ausbau, Modernisierung, Angebot und Infrastruktur insgesamt seit jeher und nach wie vor eine ganz wichtige Rolle.
Nahverkehrs-praxis: Viele Menschen verbinden Infrastruktur-probleme im öffentlichen Verkehr meist mit dem maroden Schienennetz der Deutschen Bahn. Was umfasst der Begriff „Infrastruktur“ tatsächlich alles?
Möller: Infrastruktur heute ist jede Schiene und jede Straße in allen öffentlichen Bereichen, jeder Betriebshof und Ladeinfrastruktur. Jeder Bahnhof und jede Haltestelle und auch die digitalen Infrastrukturen etwa für Mobilfunk nicht zu vergessen. All das ist Infrastruktur der öffentlichen Mobilität. Und sie ist insgesamt in keiner guten Verfassung, wir leben schon zu lange von der Substanz dieser Infrastruktur. Deshalb ist die Qualität unserer Angebote so wie sie ist. Das liegt tatsächlich zum Großteil am Zustand der Verkehrsinfrastrukturen in Deutschland. Das Difu hat dazu im Sommer, beauftragt durch uns, ADAC und Bauindustrie, eine Studie veröffentlicht: Allein für die kommunale ÖPNV-Infrastruktur besteht Modernisierungs- und Ausbaubedarf in Höhe von 60 Milliarden Euro.
Nahverkehrs-praxis: Über die ÖPNV-Infrastruktur wird in Medien eher selten berichtet – weder positiv noch negativ. Liegt es daran, dass dort alles gut funktioniert, oder ist das Improvisationstalent bei Verkehrsunternehmen besonders stark ausgebildet?
Möller (lacht): Es liegt an der sehr guten Arbeit der Kommunikationsabteilungen unserer Mitglieder und unseres Verbandes. Nein, im Ernst. In diesem Bereich gibt es seit Jahren eine strukturelle Unterfinanzierung. Deshalb hat vieles mit Improvisation – unter Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen – zu tun. Aber die vielen Baumaßnahmen in den Städten insgesamt und auch im ÖPNV zeigen: Jetzt muss massiv investiert werden. Nicht nur für eine Verkehrswende, sondern erstmal zur Stabilisierung des Status Quo.
Das komplette Interview lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 1-2024.