Jahrespressekonferenz des VRR

Mit einer konsequenten

Wettbewerbsstrategie

verfolgt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das Ziel, dass jeder auslaufende SPNV-Verkehrsvertrag in einem Wettbewerbsverfahren europaweit ausgeschrieben und neu vergeben wird. Bis zum Jahr 2023 wird dies bei jeder SPNV-Linie im VRR mindestens einmal der Fall gewesen sein. Mit der Betriebsaufnahme der VIAS Rail GmbH (VIAS) im Erft-Schwalm-Netz im Dezember 2017 verkehren insgesamt sieben Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) im VRR. Bei seinen Wettbewerbsverfahren registriert der VRR immer eine rege Teilnahme. Durchschnittlich mindestens drei Bieter geben im Schnitt ein verbindliches Angebot ab. Dies sind deutlich mehr als im bundesweiten Durchschnitt. In fast allen seit 2012 abgeschlossenen Verfahren verbesserte sich durch neu anzuschaffende Fahrzeuge die Qualität des Fuhrparks, zusätzlich konnten deutlich verbesserte Leistungen und erhebliche monetäre Einsparungen erzielt werden.
Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 wird das private Eisenbahnverkehrsunternehmen VIAS die Regionalbahn-Linien RB 34 zwischen Mönchengladbach und Dalheim sowie RB 38 zwischen Bedburg und Düsseldorf betreiben. Das Unternehmen setzte sich in einem europaweiten Wettbewerbsverfahren mit dem wirtschaftlichsten Angebot für das jährlich rund 850.000 Zugkilometer umfassende Erft-Schwalm-Netz durch. Die NordWestBahn GmbH (NWB) wird das Emscher-Münsterland-Netz bis zum Jahr 2021 betreiben. Auf den Linien RE 14 (Essen – Borken) und RB 45 (Dorsten – Coesfeld) kommen dann weiterhin die Dieselfahrzeuge vom Typ Talent zum Einsatz. Ab Dezember 2021 sollen die beiden Linien dann mit Brennstoffzellenzügen betrieben werden. Die Ausschreibungen für diese modernen Fahrzeuge und den Betrieb erfolgen im Laufe des Jahres 2017. Im September soll die Entscheidung für die Fahrzeuge und im Dezember für den Betreiber ab 2021 fallen. Durch den Einsatz dieser Fahrzeuge wird ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz und zur Schonung von Umwelt und Ressourcen geleistet, denn durch die Verwertung von Wasserstoff erzeugen die Züge keine Schadstoffemissionen vor Ort.
Nach den Vergabeentscheidungen rund um die Fahrzeuge und den Betreib von Rhein-Ruhr-Express und der S-Bahn Rhein-Ruhr wurde mit dem letztjährigen Fahrplanwechsel ein entscheidender Schritt vollzogen. „Mit der Einführung des

RE-Konzepts

im Dezember 2016 ist eine erste wichtige Entwicklungsstufe für die Realisierung hin zum RRX Zielkonzept erfolgt“, erklärte VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann auf der gestrigen Jahrespressekonferenz in Gelsenkirchen. „Nahverkehrskunden profitieren seit Ende des Jahres von weiteren 1,35 Millionen Zugkilometern. Die Verbesserungen spüren die Fahrgäste durch neue Linienwege und Direktverbindungen, eine verdichtete Taktung auf bestimmten Streckenabschnitten, neue Fahrzeuge mit Komfortverbesserungen und höhere Kapazitäten.“ So wurde mit dem RE 6 eine weitere Leistung zwischen dem Ruhrgebiet, Düsseldorf und Köln bis zum Flughafen Köln/Bonn geschaffen. Mit den Linien RE 1, RE 6 und RE 11 gibt es jetzt auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Hamm annähernd einen 20-Minuten-Takt. Zwischen Essen und Duisburg sind insgesamt fünf Regionalexpresse pro Stunde im Einsatz. Im sogenannten Niederrhein-Netz ist Abellio Rail NRW als neuer Linienbetreiber auf den Strecken der heutigen Linien RB 35 und RB 33 unterwegs. Die ehemalige RB 35 wird jetzt als RE 19 betrieben und bis Düsseldorf und – voraussichtlich ab April – bis Arnhem verlängert. „Mit den Veränderungen zum Fahrplanwechsel startete diese Vorstufe, um dann ab 2018 reibungslos auf den Vorlaufbetrieb des Rhein-Ruhr-Express umstellen zu können, der noch einmal einen Optimierungsschub mit neuen Fahrzeugen für den SPNV in der Region mit sich bringen soll“, resümiert VRR-Vorstand Martin Husmann.
Bereits seit vielen Jahren informiert der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit seinen Berichten über die Leistungsfähigkeit des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in der Region. Auch der diesjährige

Stationsbericht 2016

und der

Qualitätsbericht 2016

geben wieder einen aktuellen Überblick über den Zustand der Bahnhöfe und Haltepunkte im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Qualität der angebotenen SPNV-Leistungen. 2007 veröffentlichte der VRR erstmals den Stationsbericht, in dem er seitdem jährlich den Zustand der 296 SPNV-Haltepunkte im Verbundraum beleuchtet. „Das Erscheinungsbild und die Funktion der Stationen im VRR haben sich 2016 im Vergleich zum Vorjahr erneut verbessert. 154 Stationen verfügen inzwischen über ein akzeptables Erscheinungsbild. Das sind 21 mehr als noch im Vorjahr“, sagte Martin Husmann. „Gleichzeitig ist der Anteil an Stationen deutlich gefallen, die erhebliche Mängel aufweisen. 2015 waren noch 53 Bahnhöfe in einem inakzeptablen Zustand, 2016 sind es nur noch 39“.
Seit Veröffentlichung des ersten Stationsberichts hat sich das Erscheinungsbild der Stationen im VRR deutlich verbessert. Die Sauberkeit und verbesserte Funktionalitäten sowie wesentlich weniger Graffiti-Mängel als noch vor zehn Jahren sind ausschlaggebend für diese positive Entwicklung, die sich auch in der Kundenzufriedenheit widerspiegelt.
Mit dem SPNV-Qualitätsbericht 2016 gibt der VRR bereits zum elften Mal einen Überblick über die Qualität der angebotenen Leistungen im SPNV. Die Publikation dokumentiert die Pünktlichkeit der Linien, den Zustand der Fahrzeuge und zeigt auf, wie Fahrgäste die Leistungen im SPNV einschätzen. Wie auch in den Vorjahren zeigt der aktuelle Qualitätsbericht, dass sich die Vergabe von SPNV-Linien in europaweiten Vergabeverfahren positiv auf die Qualität des Angebotes auswirkt: Im Wettbewerb vergebene Linien werden von Fahrgästen häufig besser bewertet als solche aus dem DB-Großvertrag. Allerdings variieren die Ergebnisse je nach Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Das Jahr 2016 war ein vergleichsweise ruhiges Jahr, da es weder Streiks noch andere Ereignisse gab, die den SPNV-Betrieb in größerem Maße für die Fahrgäste erschwerten. In einigen Bereichen verzeichnet der VRR Verbesserungen, teilweise sind jedoch auch negative Trends erkennbar.
Im vergangenen Jahr konnte die Anzahl der

zurückgelegten Fahrten

im Verbundraum auf 1,149 Milliarden gesteigert werden. Dies sind 0,7 Prozent mehr als noch 2015. Die

Ticketeinnahmen

stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent auf insgesamt 1,238 Milliarden Euro, das sind 43,8 Millionen Euro mehr als noch 2015. „Mit dieser Einnahmen-Fahrten-Bilanz sind wir sehr zufrieden und liegen im deutschlandweiten Trend. Der Einnahmeanteil bei den Stammkunden liegt mit 939,3 Millionen Euro bei 76 Prozent. „Das bedeutet, dass bei den Dauerkunden – als die wichtigste Ertragssäule – eine erneute Steigerung um vier Prozent erreicht werden konnte“, erklärte VRR-Vorstand José Luis Castrillo auf der Jahrespressekonferenz.
Maßgebliches Ziel bei der

Tarifentwicklung

im VRR ist es immer, Leistung und Preis in Einklang zu bringen, um Stammkunden zu halten und Neukunden zu gewinnen. Für eine erfolgreiche Bilanz besteht die Herausforderung seitens des VRR darin, einen marktgerechten Nahverkehrstarif zu gestalten, der sowohl den Wünschen der Kunden nach attraktiven Produkten und Leistungen entspricht als auch den finanzwirtschaftlichen Anforderungen genügt. Entsprechend entwickelt der VRR die seit Jahren bestehenden Tarife strukturell weiter, kreiert differenzierte Angebote für unterschiedliche Kundengruppen und passt die Vertriebswege den digitalen Entwicklungen an. „Bei der digitalen Transformation ist der

eTarif

dabei die Innovation mit dem größten Potenzial“, so José Luis Castrillo, VRR-Vorstand. „Er hat die Fähigkeit, die Nutzung von Bus und Bahn nachhaltig zu vereinfachen und daher werden wir hier einen Schwerpunkt setzen“, so Castrillo weiter.
Daher wird der VRR gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen im Jahr 2017 einen mehrstufigen Innovationstest für einen möglichen eTarif durchführen. Dabei werden Erkenntnisse sowohl über technische Funktionalitäten und eine gebrauchstauglich App erwartet wie auch die Akzeptanz eines kilometerabhängigen Preisangebotes geprüft. Nach Abschluss einzelner Phasen werden die Ergebnisse ausgewertet und gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen entscheidet der VRR auf dieser Basis über das weitere Vorgehen. Verläuft der Innovationstest erfolgreich, soll der eTarif parallel zum klassischen Tarif in das Regelangebot übernommen werden und perspektivisch um Tarifkomponenten für die multimodale Nutzung von Verkehrsmitteln ergänzt werden.
Der Betriebsausschuss im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat am 28. Februar beschlossen,

ab Dezember 2019 den Verkauf von Nahverkehrstickets über Automaten und personenbediente Verkaufsstellen an Bahnhöfen durch die Transdev Vertrieb GmbH ausführen zu lassen.

Dieser Entscheidung vorangegangen ist ein europaweites Ausschreibungsverfahrens, welches zum Ziel hat, einen kundenfreundlichen Vertrieb von Nahverkehrstickets sicherzustellen und eine nahtlose Regelung an den auslaufenden Vertriebsvertrag mit der Deutschen Bahn (DB) sicherzustellen. Noch bis Dezember 2019 erbringt die DB den Vertrieb für den gesamten Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im VRR mit Ausnahme der Linie S 28. Um nach Auslaufen des Vertrages den SPNV-Vertrieb neu zu organisieren und innovative Vertriebsansätze ermöglichen zu können, hatte der Verbund bereits im März 2016 ein entsprechendes europaweites Wettbewerbsverfahren auf den Weg gebracht. Nach der gestrigen Entscheidung muss jetzt noch eine zehntägige Einspruchsfrist eingehalten werden.
An Bahnhöfen und Haltestellen mit einer sehr großen Fahrgastnachfrage wird es neben Automaten auch zukünftig Service- und Vertriebsmitarbeiter vor Ort geben, an die sich die Fahrgäste mit all ihren Fragen rund um den SPNV wenden können. Ziel des VRR ist es, die Verkaufsstellen für Tickets zu stärken um damit weiterhin umfassend auch persönlich für Kunden ansprechbar zu sein. Gestärkt werden könnten die Standorte beispielsweise auch über sogenannte

Videoautomaten

: Per Video-Liveschaltung können sich Fahrgäste direkt an einen Servicemitarbeiter wenden, bei dem sie nicht nur Tickets kaufen, sondern auch Informationen einholen können. Mit solchen Systemen wäre es möglich, Verkaufsspitzen abzufangen und den Vertrieb vor Ort in den Servicecentern zeitweise, zum Beispiel in den Abendstunden, zu ersetzen. „Denkbar sind auch Kooperationen mit kommunalen Verkehrsunternehmen oder bereits bestehenden Geschäften wie beispielsweise Presse-Läden oder Kiosken, um Fahrgästen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können“, so Husmann abschließend.

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