Wer beim Reisen gern auf die Anwesenheit anderer Fahrgäste verzichtet und leere Züge bevorzugt, wird den Flughafenexpress (FEX) von Berlin zum BER schätzen. Weil während der Corona-Krise kaum noch jemand mit dem Flugzeug verreisen will, sind die roten Doppelstockwagen derzeit ziemlich leer. Der Fahrgastverband Pro Bahn Berlin-Brandenburg hat deshalb gefordert, den FEX einzustellen, bis es wieder genug Nachfrage gibt. Doch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der im Auftrag der Länder mit Geld vom Bund Regionalzugfahrten bestellt, weist die Forderung zurück.
„Es gibt aktuell keine Planung, den FEX einzustellen“, sagte ein Sprecher des VBB zu der Forderung von Pro Bahn Berlin-Brandenburg. „Da auch alle anderen Linien uneingeschränkt verkehren, gibt es keinen Bedarf zur Umschichtung auf andere Leistungen.“ Zudem würde dies die Kosten kaum reduzieren, da Personal und Fahrzeuge ohnehin finanziert werden müssten.
„Bei neuen Strecken gilt es erst einmal abzuwarten, bis sich die Nachfrage entwickeln kann“, so der Verbundsprecher weiter. Selbst wenn derzeit wenig Fluggäste zum BER führen – die Flughafen-Beschäftigten müssten auf jeden Fall dorthin gelangen. „Der VBB wird selbstverständlich auch die Entwicklung der Nachfrage im Flughafenverkehr beobachten“, hieß es weiter. „Für eine wirkliche, tragbare Bilanz ist es aufgrund der wenigen Tage aber noch zu früh.“
‚Der Flughafenexpress verbindet seit dem 31. Oktober den Berliner Hauptbahnhof, Gesundbrunnen und das Ostkreuz mit dem Bahnhof Flughafen BER Terminal 1–2. Als Regionalzug kann er mit den üblichen Tickets, wie sie auch für die BVG und die S-Bahn gelten, genutzt werden.
Von Berlin aus kann der neue Flughafen außer mit Bussen mit den S-Bahn-Linien S45 und S9 sowie den Regionalverkehrslinien RE7 und RB14 erreicht werden. Angesichts stark gesunkener Fluggastzahlen auch noch halbstündlich den FEX einzusetzen, sei des Guten zu viel, sagte Peter Cornelius, Vorsitzender des Pro-Bahn-Landesverbands.
„Wir fordern, das Angebot sofort bis auf Weiteres auszusetzen und erst dann wieder zu starten, wenn die Fluggastzahlen mindestens 50 Prozent der normalen Prognose erreicht haben“, so Cornelius. Derzeit sind es um die zehn Prozent.
„Der Nahverkehr braucht Unterstützung in der Krise – muss aber bei sinnlosen Angeboten sparen. Angebote für Pendler müssen aufrechterhalten bleiben. Ein Zusatzangebot exklusiv für einen leeren Flughafen ist in der Krise absolut überflüssig.“
Quelle: Berliner Zeitung