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Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert Ende der bisherigen Reiseauskunft

Die Deutsche Bahn hat die bisherige Auskunftsseite „reiseauskunft.bahn.de“ abgeschaltet und verweist Fahrgäste auf die neue Webseite. Die alte Seite war mit einer leistungsfähigen Oberfläche ausgestattet, ermöglichte eine vielfältige Nutzung und verstand sich insbesondere auch als Auskunftsplattform für den bundesweiten öffentlichen Verkehr. Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert, dass die neue Plattform unzureichend auf die Bedürfnisse verschiedenen Nutzergruppen angepasst ist und von einer Auskunftsplattform hin zu einer Verkaufsplattform umgestaltet wurde.

Eine leistungsfähige Fahrplanauskunft ist Grundvoraussetzung für Fahrgäste im öffentlichen Personenverkehr. Seit dem Start des Internets hatte die Deutsche Bahn eine Fahrplanauskunft angeboten, die stetig kundenorientiert weiterentwickelt und den vielfältigen Wünschen verschiedener Nutzergruppen gerecht wurde. Die Webseite war an Desktop- und Laptopbildschirmen übersichtlich und konnte Verbindungen kompakt darstellen. Beispiel: Die Details zu einer Verbindung mit 3 Umstiegen passte ganz auf eine Bildschirmseite (die neue Webseite verlangt ein Scrollen über oft 3 Seiten oder mehr). Dazu gab es eine separate Druckansicht, die z.B. auch für Nachweise bei Dienstreisen hilfreich war. Auch eine schnelle Bedienung rein per Tastatur bot die alte Plattform, während die neue Plattform auf eine Bedienung per Maus oder Touch ausgerichtet ist, vor allem um Datum und Uhrzeit auszuwählen. Dies ist nicht nur für sehbehinderte Nutzende eine Herausforderung – auch für den Vielnutzer ist die Suche mit dem neuen System deutlich langsamer.

„Mit Interaktionsmodellen wie dem Keystroke-Level-Modell kann man abschätzen, wie lange Nutzende für die fehlerfreie Bedienung eines interaktiven Systems benötigen. Von uns gerechnete Beispiele zeigen, dass die Nutzung der neuen Webseite am Desktop mindestens doppelt so lange dauert wie bei der Bedienung der alten Seite (bei Nutzung der Tastatur).“

Prof. Dr. Bastian Pfleging, Professor im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion an der TU Freiberg

Fahrplanauskünfte sind ein zentraler Einstiegspunkt für das Angebot des Systems Öffentlicher Verkehr. Die Zuordnung der Reiseauskunft zur Produktsparte DB Fernverkehr und die Priorisierung von Verkaufsinteressen über die Auskunftsinteressen der Fahrgäste bedeutet einen deutlichen Paradigmenwechsel. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die verantwortlichen Politiker in Bund und Ländern auf, eine zukunftsweisende und anbieterübergreifende Informationsplattform zu schaffen, die eine faire und offene Marketing- und Vertriebsplattform für alle Verkehrsunternehmen ermöglicht, die in Deutschland öffentliche Verkehre anbieten. Damit werden an einer zentralen Stelle diskriminierungsfrei vollständige Reiseauskünfte und idealerweise Fahrscheinkäufe für die komplette Reisekette mit dem öffentlichen Verkehr unternehmensunabhängig möglich.

Es wäre schön, wenn die europäischen Positivbespiele und das Gemeinwohl als Orientierung dienen würden. Ein Blick ins Nachbarland Österreich zeigt: Die Österreichischen Bundesbahnen trennen klar zwischen intermodaler Auskunftsplattform und Verkaufsplattform.

Quelle: Fahrgastverband PRO BAHN

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