Fachkräftezuwanderung für eine erfolgreiche Verkehrswende

Auch wenn die Treibhausgasemissionen inzwischen sinken und gemäß Beschluss der Bundesregierung aus April 2024 keine sektoralen Klimaschutzziele mehr eingehalten werden müssen, ist insbesondere im Verkehrsbereich noch deutlich Luft nach oben. Nach Berechnungen der Bundesregierung emittierte der Verkehrssektor 2023 zwar rund 1,8 Millionen Tonnen weniger CO2 als im Vorjahr, lag aber rund 13 Millionen Tonnen über seiner bis dato zulässigen Gesamtemissionsmenge.
Um aktiv gegenzusteuern und die öffentliche Mobilität im VRR für die Zukunft zu rüsten, müssen wir die Leistungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bis 2030 um 72 Prozent und im kommunalen Nahverkehr um 61 Prozent ausweiten. Ein solcher Leistungsaufwuchs setzt voraus, dass alle Mobilitätsakteure an einem Strang ziehen. Die Aufgaben sind riesig: Infrastrukturelle Engpässe, Kriege und Krisen mit globalen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Verfügbarkeit moderner und klimafreundlicher Fahrzeuge haben Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Verkehrssektors. Vor allem aber ist der Fachkräftemangel eine enorme Herausforderung für die ÖPNV-Branche.

Demografischer Wandel und reduzierte Wochenarbeitszeit verschärfen die Lage

Eine der Hauptursachen für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel. In den nächsten Jahren wird die sogenannte Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben ausscheiden. Gleichzeitig schrumpft das Potenzial an Erwerbspersonen: Es drängen weniger Arbeitskräfte in den Markt als in den Ruhestand gehen. Entsprechend ist die Neubesetzung bestehender Stellen herausfordernd, denn Arbeitgeber konkurrieren um Arbeitssuchende. Die für den Leistungsaufwuchs im ÖPNV benötigten Personalressourcen stellen folglich einen erheblichen Engpass dar!
Verschärft wird die Lage durch Tarifabschlüsse mit aktualisierten Tarifbestimmungen, wie beispielsweise einer niedrigeren Wochenarbeitszeit. Die GDL konnte im Eisenbahnverkehr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeitende auf 35 Stunden durchsetzen. Die so entstehenden Lücken können nur mit zusätzlichem Personal geschlossen werden.

Personalmangel wirkt sich negativ auf das ÖPNV-Angebot aus

Bereits heute haben die kommunalen Verkehrsbetriebe und Eisenbahnverkehrsunternehmen Probleme, offene Stellen zu besetzen. Immer öfter fallen Nahverkehrsverbindungen aus, weil nicht genug Fahrerinnen und Fahrer verfügbar sind. Ungleich schwieriger wird es werden, genug Fahrpersonal für das Leistungsangebot der Zukunft zu gewinnen. Modellrechnungen für den VRR-Verbundraum zeigen, wie sich der Bedarf an Fahrpersonal im VRR unter definierten Bedingungen zukünftig im Regionalverkehr sowie im Bus- und Straßenbahnverkehr verändern wird – und zwar ausgehend vom oben skizzierten Leistungsaufwuchs und einer schrittweise auf 35 Stunden sinkenden Wochenarbeitszeit. Allein bis 2030 benötigen die kommunalen und Eisenbahnverkehrsunternehmen in unserem Verbundraum jährlich 140 neue Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer, 1.700 Personen, die die Busse in den Städten und Kreisen steuern und 400 Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer.
Insbesondere die 140 Neueinstellungen im Regionalverkehr klingen auf den ersten Blick überschaubar: Um allerdings 140 Personen tatsächlich als Triebfahrzeugführende dauerhaft in Lohn und Brot zu bringen, müssen sich ungleich mehr Menschen erst einmal für einen Job im Führerstand interessieren. In den letzten Jahren haben zahlreiche Jobanwärter ihre Ausbildung vorzeitig abgebrochen, Prüfungen nicht bestanden oder schon nach kurzer Zeit ihre Anstellung wieder gewechselt. Es bedarf also der Anstrengung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, dem Personalmangel entgegenzuwirken.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 5-2024.

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