Die Bahnreisenden waren sich schnell einig: Anja Szeglat lag von Anfang an vorn bei der Abstimmung zum Publikumspreis beim Wettbewerb Eisenbahner/in mit Herz. Nun darf sie sich Publikumsliebling nennen. Die Zugbegleiterin der DB Fernverkehr aus Hamburg begeisterte mit ihrem außergewöhnlichen Einsatz, um einen Zugausfall zu verhindern.
Der Tag hatte für Anja Szeglat denkbar schlecht begonnen. Ihr geliebter Kater war am Morgen gestorben. Auf dem Weg zur Arbeit setzte sie sich mit der Dienstuniform noch versehentlich in eine Bierlache und musste alles schnell auswaschen und trockenföhnen. Da ahnte sie noch nicht, dass ihr Tag erst mal unglücklich weitergehen würde: Mitten auf dem Weg von München nach Hamburg stellte sich heraus, dass es nach einem Schichtwechsel wegen Krankheit nicht genügend Personal gab und Anja Szeglat für die weitere Fahrt plötzlich als einzige Zugbegleiterin für 13 Waggons dastand.
Doch Anja Szeglat beschloss, nicht die Nerven zu verlieren: „In so einem Fall muss ich den Zug eigentlich stoppen, denn eine Zugbegleiterin darf laut Vorschrift maximal sechs Waggons betreuen. Aber schlechter Tag hin oder her, ich war nicht bereit aufzugeben und den Fahrgästen zu erklären, dass ihr Zug nun leider außerplanmäßig in Kassel-Wilhelmshöhe endet“, sagt Anja Szeglat.
Die Zugbegleiterin hat eine Idee: Sie macht eine Durchsage, dass die Fahrgäste enger zusammenrücken und sich in den mittleren sechs Waggons treffen sollen. „Niemand hat gemurrt. Alle wollten ja, dass der Zug weiterfährt.“ Anja Szeglat ging dann durch die inzwischen leeren sieben Waggons und verschloss die Türen. Als es danach weitergehen kann mit der Fahrt, applaudieren ihr die Fahrgäste. „Ich war so gerührt und gleichzeitig so fertig nach diesem Tag, dass ich geweint habe.“
Das persönliche Engagement Szeglats beeindruckt auch den Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Wir gratulieren Anja Szeglat ganz herzlich dazu, dass sie die Herzen des Publikums gewonnen hat. Wer nach so einem Start in den Tag noch die Nerven aufbringt, das Wohl der Fahrgäste in den Mittelpunkt zu stellen und mit vollem Einsatz dazu beiträgt, dass ein Zug eben nicht ausfällt, dem gebührt Respekt und in jedem Fall eine Auszeichnung.“
Bis Ende März konnten Reisende aus mehr als 30 Geschichten ihre Favoriten auswählen. Mehr als 5.000 Menschen stimmten bei der Online-Wahl auf der Website der Allianz pro Schiene ab. Beim Publikumspreis im Wettbewerb „Eisenbahner/in mit Herz“ kann jede und jeder mitstimmen. Darüber hinaus kürt eine siebenköpfige Fachjury aus der Bahnbranche die Kandidaten für die Gold-, Silber- und Bronze-Auszeichnung. Die Gewinnerin des Publikumspreises wird gemeinsam mit den Favoriten der Jury bei einer feierlichen Gala in Potsdam ausgezeichnet.
Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer können das ganze Jahr über hier ihre Reisegeschichten bei der Allianz pro Schiene einreichen.
Quelle: Allianz pro Schiene