bdo-Konjunkturumfrage 2024/2025

Die neusten Zahlen und Trendbarometer zur Busbranche liegen vor. In der diesjährigen 20. bdo-Konjunkturumfrage zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bereichen Bustouristik, Fernlinie und ÖPNV.

Im Segment Touristik setzt sich der Positivtrend des letzten Jahres grundsätzlich fort. Fünf Jahre nach der COVID-19-Pandemie haben die Zahlen sogar das Vor-Corona-Niveau überholt. Die allgemeine Geschäftslage wird von drei Viertel der Befragten als gleichbleibend positiv beziehungsweise sogar günstiger angegeben. Nach den zwei vergangenen Boomjahren konnte nochmals knapp die Hälfte der Unternehmen ihren Umsatz steigern. Dennoch zeichnet sich eine Abschwächung der Erwartungen ab. Bei allen Kennzahlen – Geschäftslage, Umsatz- und Gewinnentwicklung – ist ein leichter Anstieg negativer Rückmeldungen zu verzeichnen.

Im ÖPNV setzt sich der bestehende Negativtrend fort. Die Hälfte der Betriebe berichtet von einer unveränderten Lage und knapp ein Drittel von einer nochmals ungünstigeren Entwicklung. Auch für das Jahr 2025 gehen 40 Prozent der Betriebe von einer schlechteren Geschäftslage aus. Als Grund geben die Unternehmen die unzureichende Finanzierung des ÖPNV an. Obwohl die Betriebe hohe Investitionen in die Antriebswende und den Ausbau ihres Angebots tätigen müssen, würden ca. zwei Drittel der Busunternehmen zusätzliche Mittel zunächst für die Erhaltung der Bestandsverkehre einsetzen. Darüber hinaus geben 19 Prozent der Unternehmen an, dass sie in 2025 Teile ihres ÖPNV-Angebots einschränken müssen. Beim Fernbusverkehr zeigt sich ein durchwachsenes Bild. Für 2025 erwarten 13 Prozent der Betriebe eine günstigere Entwicklung und 38 Prozent eine ungünstigere Geschäftslage.

Segmentübergreifendes Kernproblem bleibt nach wie vor der gravierende Fahrpersonalmangel, was die Sonderabfrage nochmals eindeutig belegt hat. Ganze 81 Prozent der Betriebe befürchten, dass die Anzahl der fehlenden Fachkräfte in den nächsten 12 Monaten noch weiter zunehmen wird. Keine grundlose Befürchtung: Bereits heute ist mehr als die Hälfte des Fahrpersonals über 55 Jahre alt. Die Anzahl der Rentenabgänge und der neu zu besetzenden Stellen steigt daher massiv an. Die Folge: 83 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie die Rentenabgänge nicht mehr nachbesetzen können.

Hauptursachen für die unzureichende Nachwuchsgewinnung ist zum einen der in allen Branchen bestehende Fachkräftemangel. Zum anderen ist der Berufszugang für interessierte Busfahrerinnen und Busfahrer enorm bürokratisch. Grund sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche in Deutschland weit über das EU-Recht hinausgehen. Dies hat zur Folge, dass die deutsche Busfahrausbildung im europäischen Vergleich erheblich langwieriger und teuer ausfällt. Auch die Anwerbung von Fahrpersonal im Ausland scheitert nach Angaben der Busbetriebe an den bürokratischen Hürden. Derzeit geben lediglich 28 Prozent der Unternehmen an, dass sie Fahrpersonal aus dem Ausland beschäftigen. Um dem Fahrpersonalmangel wirksam entgegenzuwirken, befürworten 89 Prozent der Busunternehmen eine Senkung der Ausbildungskosten. 67 Prozent wünschen sich eine Reduktion der Ausbildungsdauer.

„Der größte Wunsch der Busunternehmen sind verlässliche, unbürokratische Rahmenbedingungen. Gerade in der Bustouristik werden die Mittelständler durch überbordende Bürokratie und steuerliche Ungleichbehandlung mit anderen Verkehrsträgern ausgebremst. Insgesamt braucht die Branche außerdem Unterstützung bei der Antriebswende, ein klares Bekenntnis zum D-Ticket, sowie eine zukunftsorientierte Finanzierung des ÖPNV. Unerlässlich bleiben zudem Reformen bei der Busfahrausbildung. Die Folgen des Fahrpersonalmangels sind bereits heute deutlich spürbar. Der Gesetzgeber muss jetzt dringend entgegensteuern, die hohen Hürden beim Berufszugang abbauen und das EU-Recht 1:1 national umsetzen. Andernfalls verfällt die Verkehrswende zur Utopie.“

Christiane Leonard (bdo-Hauptgeschäftsführerin)

Die vollständige bdo-Konjunkturumfrage 2024/2025 finden Sie hier: BDO_Broschuere_Konjunkturumfrage-2025-screen.pdf

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