Der Markt der elektrischen Mini- und Midibusse lohnt sich offenbar nicht für europäische Hersteller – das Angebot ist mehr als überschaubar. Aus dieser Not macht das nordirische Busunternehmen Bamford Bus Company eine Tugend und gründet mit „Rightech“ eine Schwestermarke der traditionsreichen Marke Wrightbus, um veredelte China-Importe zu vertreiben.
Die auch als Bamford Bus firmierende nordirische Marke Wrightbus, bekommt eine Schwestermarke für kleine Batteriebusse und Lkw. Im englischen Daylesford am Landsitz und Biohof von Lady Bamford wurden gleich vier neue batterie-elektrische Fahrzeuge enthüllt. Die Marke soll „weltweit führend im Verkehrssektor“ werden, indem sie Verkehrsunternehmen und Spediteuren erschwingliche Optionen für die sofortige Dekarbonisierung ihrer Flotten bietet.
Unter der neuen Marke „Rightech“ (eine Ableitung aus „Right Technology“) bringt Bamford/Wrightbus einen 6-Meter-Minibus („RB6“, 2,05m Breite, bis zu 22 Passagiere) und einen 9-Meter-Midibus („RB9“, 2,45m Breite, max. 57 Personen) sowie einen 7,5-t Lkw auf den Markt. Sie sollen im Vereinigten Königreich, in Irland und auf dem europäischen Festland vom Wrightbus-Sales Team unter der Leitung von Marcel De Rycker (Truck) und dem neuen Europa-Chef Erhan Eren (Ex-Iveco Bus) verkauft werden. Der Clou: Bamford Bus baut die Fahrzeuge nicht selbst, sondern importiert sie fertig aus China – bei den Bussen im Rahmen einer „strategischen Rahmenvereinbarung“ vom Hersteller King Long. Dazu seien für Verfeinerung und Homologation der Fahrzeuge rund 30.000 Ingenieurstunden bei Wrightbus investiert worden. Anders als bei Wrightbus geht es bei Rightech ausschließlich um batterieelektrische Busse (BEV) und nicht um Wasserstoffbusse, mit denen Wrightbus den deutschen Markt seit Herbst 2024 beliefert.
Jean-Marc Gales, seit April 2023 CEO von Wrightbus (siehe NahverkehrsPraxis Heft 7/24) erklärte, dass der überraschende Schritt einen zusätzlichen Vorteil gegenüber reinen Asien-Importen verschaffe. Denn bisher seien solche Importe „nie von engagierten OEM-Vertriebs- und Marketingteams, einem 24/7-Servicenetz, Telematik-Software und Routenoptimierungswerkzeugen“ unterstützt worden. Das soll Rightech nun grundlegend ändern
Jean-Marc Gales sagt: „Wir wollen ein globales Mobilitätsunternehmen sein. Dazu müssen wir unser Produktportfolio erweitern. Um die Nachfrage im Bereich emissionsfreier Midi-Busse zu befriedigen, ist diese strategische Partnerschaft sinnvoll. Denn der schnellste Weg zur Dekarbonisierung von Lkw- und Busflotten ist die sofortige Elektrifizierung.“
Die Schwestermarke Wrightbus „veredelt“ alle neuen Rightech-Produkte mit einem umfassenden Garantie-, Service- und Wartungspaket. Dahinter stehe „eine der größten Flotten mobiler Techniker“ im Vereinigten Königreich. In Europa kann Rightech auf die regionale Servicezentrale von Wrightbus in Brühl bauen, die bereits in Betrieb ist und die RVK mit ihren ersten Wasserstoffbussen versorgt.
Weitere Nullemissions-Unternehmen zählen zum Portfolio von Wrightbus-Eigentümer Jo Bamford: „Ryze Power“ stelle Ladeinfrastruktur und Fachwissen bereit, „W-Tech“ wiederum ist ein Technologie- und Forschungszentrum von Wrightbus in Kooperation mit der Queen’s University Belfast, aus dem viele Techniker bei Wrightbus hervorgehen.
Der Rightech-Launch folgt auf eine Phase des Rekordwachstums für Wrightbus. Das Unternehmen war bereits zum am schnellsten wachsenden Bushersteller Europas gekürt worden. Heute beschäftigt der Hersteller 2.200 Mitarbeiter. Er unterhält Fabriken in Nordirland und Malaysia sowie Servicezentren im Vereinigten Königreich, Nordirland und Deutschland.