Zwei Monate bevor sich Fachexperten aus aller Welt in Hamburg die Mobilität der Zukunft auf dem ITS-Weltkongress anschauen, können sich die Hamburgerinnen und Hamburger bereits ab heute selbst ein Bild davon machen. Der autonom fahrende Kleinbus des Projekts HEAT (Hamburg Electric Autonomous Transportation) startete heute (9.8.2021) in den Betrieb mit Fahrgästen in der HafenCity.
Bis zum Kongress Mitte Oktober können Interessierte auf dem knapp zwei Kilometer langen Rundkurs mit fünf Haltestellen im Fahrzeug mitfahren. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h absolviert das Fahrzeug die Runde ab Sandtorkai über Sandtorpark und Kaiserkai entlang der Elbphilharmonie.
Trotz Pandemie hat das Projekt HEAT alle wesentlichen Projektziele bereits deutlich vor dem ITS-Weltkongress erreicht. Kernziel des Forschungs- und Entwicklungsprojektes ist die Beantwortung der Frage, ob autonome Kleinbusse sich für den Einsatz im ÖPNV eignen und akzeptiert werden. Der nun startende Betrieb mit Passagieren rundet das Forschungsprojekt mit dem praktischen Erlebnis ab.
Der autonome Kleinbus wurde von der IAV entwickelt, verfügt über drei Sitz- und vier Stehplätze und ist für den barrierefreien Ein- und Ausstieg mit einer Rampe ausgestattet. Aufgrund der aktuellen Hygienebestimmungen ist die Mitfahrt von bis zu drei Personen zeitgleich möglich. Voraussetzung für die Mitfahrt bleibt lediglich die Registrierung per App sowie das Tragen einer medizinischen Maske.
Die direkte Umfeldwahrnehmung des Fahrzeuges fußt auf einem System aus Radar- und Lidar-Sensoren, das durch Kameras ergänzt wird. Darüber hinaus greift das Fahrzeug auf die von Siemens Mobility entwickelte und durch Hamburg Verkehrsanlagen (HHVA) installierte neuartige Streckeninfrastruktur zu. Weiterhin nutzt es die von der Freien und Hansestadt Hamburg zur Verfügung gestellten und auf wenige Zentimeter genaue HD-Karte über die aktuelle Strecke. Die Informationen aus der HD-Karte verwendet das Shuttle, um nach Fusion mit den eigenen Umfelddaten seine Position präzise zu bestimmen. Dank dieses Zusammenspiels kann der autonome Kleinbus unter anderem automatisiert links abbiegen, Hindernisse umfahren, mit bis zu 25 km/h fahren und fügt sich so optimal in den fließenden Verkehr der HafenCity ein.
Die Nutzung der straßenseitigen Infrastruktur ist eine Besonderheit des Projektes HEAT im Vergleich zu anderen Projekten mit autonom fahrenden Fahrzeugen. Sie liefert zusätzliche Streckendaten zu Fahrzeugen, zum Radverkehr und zu Fußgängerinnen und Fußgängern, die sich außerhalb des Sichtfeldes seiner Sensoren befinden. Diese Erweiterung der Umfeldwahrnehmung zahlt somit direkt auf Verkehrssicherheit ein. Außerdem ermöglicht die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur das Passieren von Ampelanlagen ohne eine Aktion des Fahrzeugbegleiters. Durch das Zusammenwirken aller Komponenten kann das Fahrzeug den gesamten Kreuzungsbereich inklusive sich nähernder Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen zu Fuß oder per Rad selbstständig einsehen und im Abbiegevorgang entsprechend selbstständig stoppen und wieder anfahren.
Mit dem Live-Betrieb mit Passagieren geht auch die nutzerzentrierte Begleitforschung des DLR in die entscheidende Phase. Fahrgäste werden, wie schon während des ersten Probebetriebes, nun direkt im Umfeld ihres Fahrerlebnisses befragt. Im Vergleich zu den Fahrgastfahrten im vergangenen Jahr haben Streckenlänge und Haltestellenanzahl nun die volle Ausbaustufe des Projektes erreicht. Zudem ist auch der Zeitraum des Fahrgastbetriebes länger, sodass insgesamt noch mehr Menschen als im vergangenen Jahr die Chance haben mit dem Kleinbus zu fahren und ihr Erlebnis zu schildern. Ein weiterer Forschungsgegenstand sind die Tätigkeiten in der Leitstelle.
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Quelle: Hamburger Hochbahn AG