Bundeshaushalts-Entwurf: Mittelansatz für Schiene wirft Fragen auf

Der Branchenverband VDV bewertet den Mittelansatz für die Schiene im vorliegenden Entwurf des Bundeshaushalts für das kommende Jahr differenziert: Ein Schritt in die richtige Richtung ist der Zuwachs der Mittel um insgesamt rund 3 Milliarden Euro. Dennoch bleibt der Ansatz damit deutlich hinter den im März im Kabinett beschlossenen 45 Milliarden Euro zusätzlich bis 2027. Im Begleitschreiben des Bundesfinanzministeriums heißt es zudem, dass aus den Mehreinnahmen der LKW-Maut zusätzlich 5,4 Milliarden Euro in die Schiene fließen sollen. Wenn aber insgesamt fürs kommende Haushaltsjahr nur 3 Milliarden mehr eingeplant sind, wo sind dann die restlichen Mittel aus der LKW-Maut?

„Es ist ein gutes Signal der Bundesregierung, dass in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten insgesamt mehr Mittel für die Schiene zur Verfügung gestellt werden. Allerdings wurden im März vom Kabinett noch 45 Milliarden Euro zusätzlich bis 2027 beschlossen. Würde man diese gleichmäßig auf die kommenden vier Jahre verteilen, dann müssten eigentlich jährlich 11,25 Milliarden Euro zusätzlich bereitgestellt werden. Im kommenden Jahr sollen es jedoch nur 3 Milliarden Euro mehr sein. Damit verschiebt man die Finanzierungsnotwendigkeiten des Eisenbahnsystems in Deutschland weiter in die Zukunft und die Planungen der Unternehmen bleiben kurzfristig und risikobehaftet. Das ist nicht zielführend für die bis 2030 angestrebten und im Koalitionsvertrag festgelegten Wachstumsziele der Branche. Die Hoffnung auf weitere Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds ist angesichts der dort bereits aus anderen Politikressorts angemeldeten Bedarfe aktuell nicht sehr groß. Da braucht es jetzt ein klares Bekenntnis des Bundesfinanz- und des Bundesverkehrsministers, dass die fehlenden Mittel für die Schiene definitiv aus diesem Fonds bereitgestellt werden. Und auch für den Ausbau- und Modernisierungspakt, mit dem die dringenden Kapazitäts- und Angebotsausweitungen im ÖPNV umgesetzt werden sollen, fehlt weiterhin jegliche Finanzierungssicherheit im Bundeshaushalt.“

VDV-Präsident Ingo Wortmann

Die zusätzlichen drei Milliarden Euro führen dazu, dass in vielen der einzelnen Positionen im „Einzelplan 12“ die Mittel für die Schiene steigen. Der VDV bewertet dabei vor allem die zusätzlichen Gelder für die Förderung von ETCS, Infrastruktur der nichtbundeseigenen Eisenbahnen und Gleisanschlüssen positiv.

Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. blickt ebenfalls skeptisch auf den Bundeshaushaltsentwurf:

“Der Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2024 lässt eine verlässliche Investitionsstrategie für die Schieneninfrastruktur vermissen. Es sind deutlich weniger Investitionsmittel für die Modernisierung der Schiene eingestellt, als sie die Koalition im März verabredet hat. Damit bleibt eine Finanzierungslücke bestehen. Wie sie geschlossen werden kann, soll geprüft werden. Die Mittel für den Erhalt der Schienenwege steigen, das ist wichtig. Vor dem Hintergrund der Personalkosten-, Materialpreis-, und Energiekostenanstiege ist das aber kaum mehr als ein Inflationsausgleich. In der Folge wird das Netz weiter verfallen. Zukunftsprojekte wie das Hochleistungsnetz und ein Großteil der Digitalisierung werden auf unbestimmte Zeit verschoben.”

Sarah Stark, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V.

Die Bahnindustrie brauche ein verbindliches und langfristiges Bekenntnis des Bundes und damit unternehmerische Planungssicherheit, um notwendige Ressourcen aufbauen zu können.

Quelle: VDV, VDB

Nahverkehrs-Kongress: Land verleiht ersten ÖPNV-Zukunftspreis

Wie kann der Öffentliche Nahverkehr zum Motor für die nachhaltige Mobilität der Zukunft werden? Zu dieser Frage haben sich beim ersten ÖPNV-Zukunftskongress in Freiburg und digital über 500 Fachleute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgetauscht. Beim mehrtägigen Kongress wurde auch der erste ÖPNV-Zukunftspreis an den Branchennachwuchs vergeben.

„Für die Verkehrswende braucht es kreative Ideen und Mut zu neuen Wegen. Nur wenn viele am selben Strang ziehen, kann es gelingen, die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr bis 2030 zu verdoppeln“, machte Verkehrsminister Winfried Hermann am Mittwoch anlässlich des ersten „ÖPNV-Zukunftskongresses“ deutlich.

Für den Preis konnten sich junge Menschen mit ihren Ideen und Projekten bewerben, auch über Baden-Württemberg hinaus. Das Motto lautete: „Wie sieht der ÖPNV im Jahr 2030 aus?“

Platz 1 – Team Remobility
Das „Team Remobility“ arbeitet unter dem Titel „Teleoperation – Der sichere Weg zum autonomen Fahren“ an einer Software und einem Fernsteuerungssystem, mit dem bestimmte bestehende Shuttlemodelle aufgerüstet werden können. Sensoren warnen vor Gefahrenstellen. Ein Operator im Leitstand kann mit Lenkrad, Pedale und VR-Brille bei Bedarf die Steuerung übernehmen. Das Studentenprojekt des Masterstudiengangs Autonomes Fahren der Hochschule Coburg erhält 2.000 Euro Preisgeld für den ersten Platz.

Platz 2 – nbsw Nahverkehrsberatung
Die nbsw Nahverkehrsberatung Südwest in Heidelberg hat sich mit Ihrem „ÖPNV-Taxi“ als neue Form der On-Demand-Verkehre Platz 2 gesichert. Der Gedanke ist, dass örtliche Taxi-Unternehmen eine Art öffentlichen On-Demand-Verkehr anbieten. Der Clou ist, dass die Fahrgäste nur den ÖPNV-Preis (unter Umständen mit geringen Aufschlägen) zahlen, da es Zuschüsse durch den Aufgabenträger gibt. Eine App überprüft dabei zuvor, ob es eine Verbindung im klassischen ÖPNV-Angebot gibt. Das System der nbsw Nahverkehrsberatung wird seit September 2022 in Freudenstadt und in Horb (Kreis Freudenstadt) betrieben. Der zweite Platz ist mit 1.000 Euro dotiert.

Platz 3 – Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart VVS
Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart bietet mit seinem VVS-Umweltrechner Transparenz über den eigenen CO2-Verbrauch. Die Berechnungen basieren auf Statistiken seriöser Einrichtungen und Verbände. Für Platz 3 erhält das VVS-Projekt, das bereits seit Anfang 2022 nutzbar ist, 500 Euro.

Unter den drei Siegern hat das Zukunftsnetzwerk zusammen mit bwegt einen Publikumspreis ausgelobt, der per Votum von den Teilnehmenden vergeben wurde. Sieger – und damit Gewinner von Gutscheinen im Wert von 500 Euro – ist das Team Remobility.

Quelle: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (VM)

BEG startet Vergabeverfahren für Linie München – Prag

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert, schreibt gemeinsam mit dem tschechischen Verkehrsministerium (MD ČR) den Regionalverkehr auf der Strecke München – Praha (Prag) mit der zwischen Bayern und Tschechien abgestimmten Linienbezeichnung RE/Ex 36 aus. Die Vergabe erfolgt im Rahmen eines europaweiten offenen Verfahrens unter Federführung der BEG. Der Verkehrsvertrag „RE/Ex 36“ beginnt im Dezember 2027 und läuft bis Dezember 2042. Interessierte Verkehrsunternehmen können ihre Angebote bis spätestens 15. Januar 2024 abgeben. Den Zuschlag erteilt die BEG voraussichtlich Ende März 2024.

Das Ausschreibungsprojekt RE/Ex 36 schließt an den Verkehrsvertrag „Expressverkehr Ostbayern Übergang – Los 2“ an, der Ende 2022 an die Länderbahn vergeben wurde. Das Unternehmen betreibt ab Dezember 2023 bis voraussichtlich Dezember 2027 die heutige Regionalverkehrslinie RE 25 zwischen München und Prag auf deutscher Seite im Zweistundentakt. Dieses Fahrplanangebot führt die BEG ab Dezember 2027 mit der Linienbezeichnung RE/Ex 36 weitgehend unverändert fort. Die BEG bestellt beim zukünftigen Betreiber rund 1,85 Millionen Zugkilometer pro Jahr in Bayern.

Als Reisezugwagen fordern die BEG und das tschechische Verkehrsministerium klimatisierte Neufahrzeuge, die mit WLAN ausgestattet sind. Die Züge auf der länderübergreifenden Linie sollen zudem ein Bistro an Bord haben, in dem kalte und warme Speisen sowie Getränke angeboten werden. Außerdem muss für grenzüberschreitende Fahrten eine Sitzplatzreservierung möglich sein. Um die Planungssicherheit für die Bieter zu erhöhen, bietet der Freistaat für die Neufahrzeuge eine Wiedereinsatzgarantie an. Fahrzeuge mit barrierefreiem Einstieg erhalten einen Wertungsbonus.

Auf dem Abschnitt zwischen Regensburg und Pilsen ist die Strecke noch nicht elektrifiziert. Deshalb lässt die BEG als Zuglokomotive für neue Wagenzüge auf Abschnitten ohne Fahrdraht auch Gebrauchtfahrzeuge ab Baujahr 2000 zu.

Die BEG stellt detaillierte Anforderungen hinsichtlich der Betriebs- und Servicequalität auf der Strecke. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen, das sich im Vergabeverfahren durchsetzt, erhält monatliche und jährliche Zielwerte zur Pünktlichkeit und zur Anschlusssicherung. Unterschreitet das Unternehmen diese Werte, werden Strafzahlungen fällig. Außerdem misst die BEG die Servicequalität des Betreibers mit Hilfe von Tests und Fahrgastbefragungen. Unterschreitet ein Verkehrsunternehmen die von der BEG vorgegebenen Zielwerte, muss es Strafzahlungen leisten, übertrifft es die Mindestanforderungen, erhält es einen finanziellen Bonus.

Detaillierte Informationen zum Vergabeverfahren RE/Ex 36 finden Sie hier.

Quelle: BEG

Monopolkommission stellt Sektorgutachten Bahn vor

Update: Statement des BMDV am Ende der Meldung

In ihrem heute veröffentlichten 9. Sektorgutachten im Eisenbahnbereich mit dem Titel „Time to GO: Endlich qualitätswirksam in den Wettbewerb!“ macht die Monopolkommission Empfehlungen zur Stärkung des Wettbewerbs im Eisenbahnmarkt.

„Es wird höchste Eisenbahn für ambitionierte Reformen“, so der Vorsitzende der Monopolkommission, Prof. Dr. Jürgen Kühling. Das zeige sich nicht zuletzt an den gravierenden Qualitätsmängeln der gesamten Infrastruktur und den vielen Verspätungen und Zugausfällen. Die geplante Gründung einer gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft kann ein sinnvoller Baustein eines umfassenden Reformpakets sein.

Die Bundesregierung strebt aktuell eine Umstrukturierung des DB-Konzerns an. Die Infrastruktureinheiten DB Netz und DB Station & Service sollen zu einer neuen, gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte (InfraGo) zusammengelegt werden. Bei der reinen Zusammenlegung darf es jedoch nicht bleiben. Vielmehr ist auf eine wettbewerbliche Ausgestaltung der InfraGo zu achten. Die Monopolkommission empfiehlt hierzu eine weitgehende wirtschaftliche und organisatorische Unabhängigkeit von den anderen Gesellschaften des DB-Konzerns.

Die deutsche Schieneninfrastruktur ist in einem qualitativ schlechten Zustand. Da die gegenwärtige Regulierung hier keine Abhilfe schafft, ist eine Neuausrichtung der Eisenbahnregulierung dringend erforderlich. „Die Regulierung muss stärkere Anreize für den Infrastrukturbetreiber setzen, nachhaltig in die Qualität der Infrastruktur zu investieren“, so der Vorsitzende der Monopolkommission. Die Monopolkommission empfiehlt hierzu, die Qualitätssicherung zukünftig im Rahmen der Entgeltregulierung zu verankern. Dabei sollten die Trassenpreise, die der Infrastrukturbetreiber von den Eisenbahnverkehrsunternehmen verlangen kann, an die Erreichung bestimmter Qualitätsziele – etwa bei der Pünktlichkeit oder der Netzgröße – geknüpft sein. Dies schafft echte Anreize beim Infrastrukturbetreiber, für eine bessere Qualität im Eisenbahnsektor zu sorgen.

Im Übrigen sind alle weiteren Kontrollmechanismen auf ihre Qualitätsorientierung hin zu überprüfen. Insoweit begrüßt die Monopolkommission, dass endlich eine Finanzierung auch von Bestandsinfrastrukturen aus den Mitteln der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung eröffnet werden soll, die bislang nur Neuinvestitionen bezuschusst. Eine solche Erweiterung mahnt die Monopolkommission schon seit geraumer Zeit an.

Eine weitere Voraussetzung für Wettbewerb auf der Schiene ist ein Wettbewerb im Vertrieb. Denn erst dann können Wettbewerber des DB-Konzerns auch besser von den Reisenden wahrgenommen und gebucht werden. Hiervon können Reisende unmittelbar durch günstigere Ticketpreise profitieren. Das zeigen Erfahrungen in anderen Ländern, etwa in Spanien. Im deutschen Markt hingegen haben es unabhängige Vertriebsdienstleiser schwer, Fuß zu fassen. Das liegt vor allem daran, dass der DB-Konzern konkurrierenden Vertriebsunternehmen Daten der Infrastruktur, vor allem zu erwarteten Ankunfts- und Abfahrtzeiten, zugunsten des eigenen Vertriebs vorenthält.

Anlässlich der Übergabe des 9. Sektorgutachten Bahn 2023 der Monopolkommission äußert sich Michael Theurer, Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, wie folgt:

„Wir sind uns mit den Expertinnen und Experten der Monopolkommission einig, dass Wettbewerb ein Innovations- und Effizienztreiber ist. Deshalb haben wir bereits im Koalitionsvertrag Rahmenbedingungen für intensiveren Wettbewerb im Schienensektor vereinbart. Klar ist: Die unabdingbare Voraussetzung für diesen Wettbewerb ist eine funktionierende Infrastruktur. Darum konzentrieren wir uns auf die Sanierung und des Netzes und schaffen eine gemeinwohlorientierte Infrastruktursparte, die Kapazität, Qualität und Kundenorientierung wieder in den Fokus rückt. Ein verbessertes Mobilitätsdatengesetz, mit dem mehr und bessere Reise- und Verkehrsinfrastrukturdaten zu fairen Bedingungen bereitgestellt und wiederverwendet werden können, wird ebenfalls für mehr Wettbewerb sorgen. Das arbeiten wir nun Punkt für Punkt ab.“

Quellen: Monopolkommission, BMDV

Die Stadt Köln wird Mitglied im VDV

Deutschland steht vor großen verkehrs- und klimapolitischen Herausforderungen. Köln soll bis 2035 klimaneutral werden. Der Wunsch nach einer weitergehenden fachlichen und verkehrspolitischen Vernetzung und einem nachhaltigen thematischen Austausch für dieses umfangreiche Projekt hat sich zunehmend verstärkt.

Seit dem letzten Jahr können Kommunen außerordentliche Mitglieder im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) werden. Von dieser Möglichkeit macht nun die Stadt Köln als erste Gebietskörperschaft mit über einer Million Einwohnern Gebrauch: Der Rat der Stadt Köln hat den Beitritt zum 1. Juli 2023 beschlossen. So wird Köln nach Regensburg die zweite Kommune sein, die Mitglied im VDV ist.

„Ich freue mich sehr über die künftige Mitgliedschaft der Stadt Köln im VDV. An der zunehmenden Anzahl an ÖPNV-Ausbauprojekten – darunter das große Projekt „Ost-West-Achse“ – und der angestrebten Beschleunigung der Umsetzung der ÖPNV-Maßnahmen ist die Stadt Köln in enger Zusammenarbeit mit den Kölner Verkehrs-Betrieben direkt beteiligt. Zudem ist sie Aufgabenträger für den ÖPNV der Stadt. Der Ausbau des Bahnknoten Kölns und damit des S-Bahn-Netzes betrifft die Stadt ebenfalls direkt. Auch die Entwicklung eines nachhaltig klimafreundlichen Wirtschaftsverkehrs steht auf unserer Agenda.“

Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität

„Mit Köln tritt nicht nur eine der größten deutschen Städte dem VDV bei. Köln ist auch nach wie vor der Sitz unserer Hauptgeschäftsstelle und damit immer ein wichtiger Fokus für den Verband. Die Kölner Verkehrsbetriebe gehören seit jeher zu den aktivsten VDV-Mitgliedern und bringen sich bis zum Vorstand sehr intensiv in den Verband ein. Wir freuen uns daher außerordentlich, dass wir künftig mit Blick auf die Mobilitätswende und die damit verbundenen Herausforderungen noch mehr unmittelbare Eindrücke und direkten Erfahrungsaustausch aus einer Millionenstadt wie Köln bekommen werden.“

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff

Für die Stadt Köln bietet die Mitgliedschaft im VDV die Möglichkeit, regionale bzw. bundesweite Kontakte zu Trägern von Verkehrsunternehmen sowie Verbundorganisationen zu knüpfen und vom fachlichen Austausch zu profitieren. Darüber hinaus sind die Fachveranstaltungen und Arbeitsergebnisse des VDV in Bezug auf ÖPNV und SPNV (Schienenpersonennahverkehr) für die planende Stadtverwaltung von Vorteil.

Quelle: VDV

Straßenbahn-Türen in Darmstadt öffnen jetzt kontaktlos

Die Forschungsbahn InnoTram erhält eine neue Testfunktion: Touchless Boarding. In der vergangenen Woche wurden zwei Türen mit neuen Öffnern ausgestattet, welche ein kontaktloses Einsteigen ermöglichen. HEAG mobilo testet so gemeinsam mit dem Partner IFE Automatic Door Systems – eine Tochtergesellschaft von Knorr Bremse GmbH – die Automatisierung von Türen.

Die Türöffner sehen aus wie bisher – hinter ihnen ist jedoch ein Sensor verbaut, sodass sich die Tür automatisch öffnet, sobald Fahrgäste die Hand wenige Zentimeter vor den Türöffner halten. Damit die Fahrgäste den Unterschied zu den herkömmlichen Türöffnern direkt erkennen, ist die Bahn mit einem entsprechenden Piktogramm versehen.

Diese Neuerung bringt einige Vorteile mit sich: Abgesehen von den hygienischen Aspekten für die Fahrgäste bietet eine kontaktlose Türöffnung mehr Komfort, da die Türen auch ohne freie Hand geöffnet werden können. Außerdem soll getestet werden, ob durch die Automatisierung Zeit beim Einsteigen eingespart wird.

Nach erfolgreicher Testphase an den beiden Türen wird HEAG mobilo die Ausstattung für die restlichen Türen der Forschungsbahn prüfen. Alle Informationen zur Forschungsbahn finden sich auch unter www.heagmobilo.de/innotram.

Quelle: HEAG mobilo

SWEG eröffnet Busfahrschule in Lahr

Die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) hat am Donnerstag, 29. Juni 2023, in Lahr eine neue Fahrschule offiziell eröffnet. In ihr werden Busfahrer aus- und weitergebildet. „Damit wollen wir dem sich abzeichnenden Personalmangel aktiv begegnen und gleichzeitig die gewohnt hohe Qualität unseres Fahrpersonals beibehalten“, erläutert SWEG-Geschäftsführer Dr. Thilo Grabo.

„Alles ist auf dem neuesten Stand“, sagt Konstantin Egert, Leiter des SWEG-Busbetriebs, und verweist unter anderem auf das Lehrmaterial, die technische Ausrüstung, das Mobiliar und den Fahrschulbus. Als Lehrfahrzeug steht ein moderner Reisebus zur Verfügung, der aufwändig mit einer Doppelpedalanlage ausgerüstet wurde. Als Leiter der Fahrschule konnte die SWEG Hasan Günebakan gewinnen. Der 61-Jährige hat vor zwanzig Jahren erfolgreich eine Fahrschule für Berufskraftfahrer in München aufgebaut, diese inzwischen an seine Kinder übergeben und war noch einmal auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. „Es hat mich gereizt, nochmals eine Fahrschule von Anfang an mit aufzubauen“, erzählt Günebakan.

Die Busfahrschule der SWEG richtet sich an alle Interessenten, die bei der SWEG oder einem anderen Verkehrsunternehmen eine Fahrtätigkeit aufnehmen möchten – also Quereinsteiger oder auch Auszubildende als Fachkraft im Fahrbetrieb/Berufskraft-fahrer. Angeboten werden Theorie und Praxis für die Fahrerlaubnisklasse D („Busführerschein“) sowie die sogenannte beschleunigte Grundqualifikation – all das ist Voraussetzung dafür, um als Busfahrer im Linienverkehr zu arbeiten. Außerdem ermöglicht die Fahrschule die gesetzlich vorgeschriebenen regelmäßigen Weiterbildungen.

Eine Ausbildung in Theorie und Praxis dauert in Vollzeit circa drei Monate und kostet insgesamt – abhängig von den individuellen Umständen – circa 12 000 Euro. „Sofern sich jemand verpflichtet, nach der Ausbildung für die SWEG tätig zu sein, übernehmen wir die Fahrschulkosten und gegebenenfalls auch die Übernachtungskosten“, sagt Dr. Thilo Grabo. Die Ausbildungsvergütung liegt bei monatlich 1800 Euro (brutto). „Wir könnten uns auch eine Kooperation mit Landkreisen oder Jobcentern vorstellen, damit wir Flüchtlinge als Busfahrer qualifizieren“, so Dr. Grabo. Nähere Informationen zur Busfahrschule und zur Ausbildung gibt es auch auf der neuen Website www.sweg-busfahrschule.de.

Quelle: SWEG

Positive Bilanz des Pilotprojekts ZüriMobil

Am 24. Juli 2023 endet das Pilotprojekt ZüriMobil planmäßig. Die App, welche verschiedene Mobilitätsangebote gebündelt sichtbar und verfügbar gemacht hat, wurde im August 2020 durch die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), die Dienstabteilung Verkehr (DAV) und das Tiefbauamt der Stadt Zürich (TAZ) lanciert. Sie basiert auf dem Ansatz «Mobility as a Service (MaaS)», welcher Mobilität über die gesamte Reisekette und unabhängig vom Verkehrsmittel als Dienstleistung definiert.

Über die gesamte Projektdauer wurde die App über 36.000 Mal heruntergeladen, was ca. 8% der Einwohner der Stadt Zürich entspricht. Die Zahl der Routenabfragen nahm mit jedem Pilotjahr zu und betrug insgesamt über 82.000, allein im Jahr 2022 wurden über 27.000 Abfragen verzeichnet.

Der Pilotbetrieb von ZüriMobil lieferte umfangreiche Erkenntnisse über die Anforderungen an die Technologie, die Bedürfnisse und das Verhalten der Nutzenden sowie die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern für Software oder Mobilitätsangebote. So werden umweltfreundliche Alternativen vermehrt genutzt, wenn sie sichtbar und leicht zugänglich sind. Die Mobilitätsdaten haben zudem das Potenzial, die Effizienz des gesamten Verkehrssystems durch eine optimierte Anpassung an die Nachfrage zu verbessern. Das zugrundeliegende Konzept MaaS ist ein wirksamer Ansatz für eine nachhaltige und integrierte Mobilität. Weiter hat sich gezeigt, dass eine künftige Mobilitätsplattform die Buchung und die Bezahlung verschiedener Mobilitätsangebote in ein und derselben Anwendung ermöglichen muss. Ein Projektabschlussbericht ist in Arbeit.

Im Laufe der Pilotphase konnten nahezu alle Mobilitätspartner im Urbanraum Zürich in die App integriert werden. Diese konnte so Fußwege, Fahrradrouten und den öV mit immer mehr der vorhandenen Fahrzeugsharing- und Taxi-Angebote zu multimodalen Reisen kombinieren. Unter laufendem Einbezug von Nutzerfeedbacks optimierte das Projektteam mit regelmäßigen Updates die Funktionalität und die Benutzungsoberfläche der App. Gleichzeitig sind Mobilitätshubs, die ZüriMobil-Stationen, errichtet und optimiert worden: Aus anfänglich 3 Hubs wurden am Ende deren 14. Diese physischen Bündelungen der Verkehrsmittel bleiben auch nach Ende des Pilotprojekts bestehen und erleichtern somit weiterhin einfache Umstiege.

Die Erkenntnisse von ZüriMobil sollen nicht nur in Zürich genutzt werden, sondern einem größeren Projekt zugutekommen: Der gemeinsamen Beschaffung sowie Entwicklung einer MaaS-Lösung durch die Städte Basel, Bern und Zürich. Der Aufbau einer Mobilitätsplattform ist ein Teilvorhaben im Rahmen des Strategie-Schwerpunkts «Zukunftsformen der integrierten öffentlichen Mobilität» sowie Teil der Strategien «Stadtraum und Mobilität 2040» und «Smart City Zürich».

Quelle: Stadt Zürich

ÖBB: Rund 450 neue Lokführer werden ausgebildet

Sie sitzen immer in der ersten Reihe, haben ein Dienstfahrzeug, das bis zu 10.000 PS stark ist und trotzdem sind sie damit umweltfreundlich unterwegs. Die Rede ist von den mehr als 4.400 ÖBB-Lokführern. Vor Kurzem haben sie wieder Verstärkung bekommen: 15 neue Kollegen haben erfolgreich die Ausbildung zum „Universal-Triebfahrzeugführer“ abgeschlossen – insgesamt ist es bereits der 100. Kurs dieser Art seit 2013. Seit Jahren startet alle zwei Wochen ein neuer Kurs. 52 Wochen dauert die bezahlte Ausbildung zum Beruf „Universaltriebfahrzeugführer“.

Der Traum vom Beruf Lokführer wurde schon von vielen Generationen geträumt und ist noch immer auf der Hitliste der Berufsträume ganz vorn dabei. Eine zahlenmäßig sehr große Generation, die diesen Traum bereits verwirklicht hat, steht nun nach und nach vor der Pensionierung. Den ÖBB sind diese Entwicklungen schon lange bewusst, daher wurde eben auch die Ausbildung bereits seit Jahren forciert. Für 2023 stehen rund 450 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

„Unsere Triebfahrzeugführer/-innen haben einen abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Job, in dem sie täglich Menschen und Güter sicher an ihr Ziel bringen. Dafür werden sie in einer spannenden und lernintensiven Ausbildung mit Theorieeinheiten und intensivem Training am Fahrsimulator und später unter Anleitung im echten Fahrbetrieb auf ihren Beruf vorbereitet.“

Ursula Zechner, Geschäftsführerin ÖBB-Produktion GmbH

„Für die Bahn von morgen braucht es qualifizierte Mitarbeiter/-innen und diese bilden wir selbst aus: Egal ob Wagenmeister/-innen, Fahrdienstleiter/-innen oder Lokführer/-innen – für alle haben wir maßgeschneiderte Kurse entwickelt und Ausbildungsstandorte – wie etwa den neuen Bildungscampus in St. Pölten – und somit eine Ausbildung auf Top-Niveau.“

Silvia Angelo, Mitglied des Vorstands der ÖBB-Infrastruktur AG

Junge Erwachsene ab 19 Jahren, die gerne selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen, fühlen sich meist besonders angesprochen. Nicht zuletzt, weil sie mit ihrer Tätigkeit einen wichtigen Beitrag leisten – sie arbeiten in einem coolen und vor allem sinnvollen Job im größten Klimaschutzunternehmen Österreichs. Darüber hinaus stimmt auch das Gesamtpaket: 38,5 Stundenwoche mit einer Entlohnung über dem Kollektivvertrag, leistungsorientierte Nebengebühren sowie die Auszahlung geleisteter Überstunden und gute Planbarkeit durch Bekanntgabe des Dienstplans für das Folgemonat bereits 14 Tage im Voraus. Wie alle ÖBB Mitarbeiter bekommen auch die Lokführer der ÖBB zahlreiche berufliche Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten im Konzern sowie attraktive Sozialleistungen und Angebote zur Gesundheitsförderung und -prävention.

Quelle: ÖBB

Gewerkschaft vida für Direktvergabe von öffentlichen Bahnverkehren

„Mit der Verabschiedung der finalen Leitlinien zur Bestellung des öffentlichen Verkehrs in den EU-Mitgliedsländern, hat sich die EU-Kommission nun politisch eindeutig gegen das Gesetz und damit gegen den Willen der Gesetzgeber EU-Parlament und Rat gestellt“,

kritisiert Gerhard Tauchner, Vorstandmitglied der Sektion Eisenbahn in der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF), und Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida.

Die Kommission schreibe nun im Alleingang einen Ausschreibungszwang für Bahnen vor und versuche damit, neue Bestimmungen einzuführen, die es in der sogenannten PSO-Verordnung (regelt unter anderem die Bestellung von nationalen Eisenbahnverkehren) selbst gar nicht gebe, so Tauchner.

Die Gewerkschaften befürchten Lohndrückerei und schlechte Arbeitsbedingungen. Sie wollen entschlossen für den Erhalt der Direktvergabe von öffentlichen Bahnverkehren weiterkämpfen, kündigt Tauchner an: „Als Bittsteller werden wir dabei sicherlich nicht auftreten.“

„Das ist nicht nur demokratiepolitisch eine Katastrophe, sondern auch für die Eisenbahnbeschäftigten in der gesamten Europäischen Union: Mit einem Ausschreibungszwang werden dann nur mehr Billigstbieter auf dem Rücken der Bahnbeschäftigten im wahrsten Sinne des Wortes zum Zug kommen“, sieht der vida-Gewerkschafter hochqualifiziertes Personal sowie gute Einkommens- und Arbeitsbedingungen für die Eisenbahnberufe in Gefahr.

Die EU-Kommission wolle jetzt offenbar nicht nur gut funktionierende Bahnländer wie Österreich ruinieren, sondern fast auch das komplette Eisenbahnsystem in Europa. Denn 80 Prozent der Schienenpersonenkilometer werden in den Mitgliedsländern über Direktvergabe organisiert und finanziert. Etwa in Deutschland oder England sei der Bahnverkehr aufgrund von Kostendruck durch Ausschreibungen kaputtgespart worden, kritisiert Tauchner.

Gerade in Zeiten der Teuerung und Klimakrise sei qualitativ hochwertige und leistbare öffentliche Mobilität für alle wichtiger denn je. Öffentlicher Bahnverkehr koste Geld und kann nur am besten funktionieren, wenn dieser nicht der Profitlogik unterzogen werde. Zudem sieht der vida-Gewerkschafter auch den Green Deal und die europäischen Mobilitätsziele durch die Ausschreibungspflicht von der EU-Kommission torpediert.

„Wir werden diesen Alleingang der EU-Kommission, die direkte Bestellung der öffentlichen Verkehre einfach zu beschneiden, gemeinsam mit unseren europäischen Transportarbeitergewerkschaften entschieden bekämpfen. Wir sind keine Bittsteller“, bekräftigt Tauchner abschließend.

Quelle: Gewerkschaft vida