Mobility Summit 2022: MaaS als Beitrag zur Verkehrswende

Für die Teilnehmer des diesjährigen Mobility Summit in Hamburg spielten die Aspekte Flexibilität, Individualität und Einfachheit eine zentrale Rolle bei der Frage, wie die Verkehrswende gelingen kann. Nicht zuletzt durch die Pandemie und die verstärkte Umsetzung neuer, flexibler Formen des Arbeitens sind Konzepte gefragt, die zu den veränderten Mobilitätsanforderungen passen. Das Reisen von Tür zu Tür muss vor allem unkompliziert möglich sein.

Auch in Sachen Tarif und Ticketkauf wünschen sich Fahrgäste einfache und auf ihre Mobilitätsbedürfnisse zugeschnittene Lösungen. Es wurde daher ausgiebig darüber diskutiert, wie intelligente Vertriebsplattformen die Komplexität dahinterliegender Tarifsysteme für die Passagiere reduzieren können, welche Chancen dynamische Preise bieten und wie groß die Bandbreite zwischen Fest- und Bestpreis ist.

Dass der ÖV das Rückgrat des Mobilitätswandels ist und der Anteil der ÖV-Nutzung im Modal-Split erhöht werden sollte, war Konsens auf der Veranstaltung. Hierzu kann eine enge Verzahnung der klassischen ÖV-Angebote mit neuen und teilweise privatwirtschaftlich betriebenen Mobilitätsservices beitragen. Beispielsweise im ländlichen Raum oder in Nebenzeiten. Dort, wo der klassische linien- und fahrplangebundene Verkehr oft nicht wirtschaftlich in der notwendigen Frequenz betreibbar ist, kommen digital orchestrierte On-Demand-Verkehre als sinnvolle Ergänzung zum Einsatz.

Die Kernbotschaft zahlreicher Vorträge war daher: Mobility as a Service ist ein zentraler Treiber der Verkehrswende. In Hamburg demonstrierten gleich vier aktuelle MaaS-Projekte, an denen die Summit-Veranstalter als Technologiedienstleister beteiligt sind, wie die nahtlose Verzahnung verschiedener Angebote gelingen kann: Rivier (Niederlande), Renfe (Spanien), die Telekom MobilitySolutions und der Rhein Main Verkehrsverbund RMV präsentierten den aktuellen Stand ihrer Plattformprojekte.

In der Panel-Session mit Vertretern aus ÖV, Beratung, Carsharing- und Technologieunternehmen diskutierten die Teilnehmer dann über weitere Hebel für nachhaltige Veränderungen im Verkehrsverhalten – und wie die verschiedenen Akteure dazu beitragen können. Hier wurde u. a. betont, dass neben Pull-Maßnahmen zugunsten umweltfreundlicher Verkehrsmittel auch Push-Maßnahmen nötig seien, die umweltunfreundlicheren Verkehrsmitteln ihre Privilegien entziehen. Hier sei die Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingungen zu gestalten.

Das von den Veranstaltern des Summits initiierte und dort erstmals vorgestellte MaaS Partnership Network hat das erklärte Ziel, die Zusammenarbeit sowie den kontinuierlichen Austausch zwischen den verschiedenen Stakeholdern im MaaS-Ökosystem zu stärken. Als gemeinsame Ziele gelten unter anderem die Reduktion von Komplexität innerhalb von MaaS-Lösungen sowie die effizientere Gestaltung von Integrationen aus technischer und organisatorischer Sicht.

Quelle: Hacon

Zwei alte Züge sind im neuen Glanz im Einsatz

Es war dem Team der U-Bahn-Wagenwerkstatt der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft ein Anliegen: Zum 50. Geburtstag der Nürnberger U-Bahn haben sie zwei alte Züge schön gemacht. Und nicht nur das: In den Zügen lassen sich wichtige Ereignisse der Nürnberger U-Bahn-Geschichte nachlesen und hören. Ab sofort sind die beiden Fahrzeuge als Langzug auf der U-Bahn-Linie U1 unterwegs.

„In der Regel geht unser Blick immer nach vorne, aber anlässlich des Jubiläums haben wir uns gerne an eine alte Festlegung erinnert. Nach dieser wird von jeder Baureihe unserer Schienenfahrzeuge ein Fahrzeug aufgehoben“, erläutert Thomas Luber, Geschäftsbereichsleiter der Werkstatt Schienenfahrzeuge. Die Wahl fiel auf zwei Doppeltriebwagen des ersten U-Bahn-Typs DT1. Der erste fährt seit 1975 in Nürnberg. Es ist ein Fahrzeug mit Gleichstrommotor, zu dem sich ein Zug aus dem Jahr 1984 gesellt, der über einen Drehstromantrieb verfügt. Mit dem Drehstromantrieb schrieb die VAG Technikgeschichte. Denn die VAG war das weltweit erste Verkehrsunternehmen, das diese innovative Technologie einsetzte und maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war bzw. diese vorangetrieben hat.

Die Laufleistung beider Züge spricht für sich: Der DT1 von 1975 hat bereits 3,464 Millionen Kilometer in Nürnberg zurückgelegt, der DT1 von 1985 nicht viel weniger, nämlich über 3,370 Millionen Kilometer. Ganz sicher ist die gute Wartung durch das Werkstattteam ursächlich für die hohe Laufleistung.

Die beiden Fahrzeuge wurden in den vergangenen Wochen vom Werkstattteam auf Vordermann gebracht. In beiden Fahrzeugen finden die Fahrgäste Informationen zur Geschichte der Nürnberger U-Bahn, Bilder wie kurze Texte, die jeweils Jahreszahlen zugeordnet sind. An jeder Haltestelle werden kurze Ansagen gemacht, die ebenfalls Bezug zur Geschichte nehmen. Diese hat Thomas Kübler vom Marketing der VAG, unter anderem zuständig für das Historische Straßenbahndepot St. Peter, zusammengestellt.

Die beiden Züge werden in jedem Fall in diesem Jahr im Fahrgastbetrieb bleiben. Im nächsten Jahr werden sie dann auf Bestellung regelmäßig auf der U1 unterwegs sein. Sie können nämlich, wie auch historische Busse und Straßenbahnen von Unternehmen oder Privatpersonen gemietet werden.

Während für zwei Züge die Zukunft sicher ist, müssen alle anderen Ade sagen. Sie werden im Laufe dieses und des nächsten Jahres außer Betrieb genommen. Und zwar parallel zur Inbetriebnahme der letzten Züge der neuesten U-Bahn-Generation, der Gliederzüge des Typs G1. Aktuell sind 30 Züge im Einsatz.

Quelle: VAG

VRR zieht erste Bilanz zum Start des 9-Euro-Tickets

Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) war das 9-Euro-Ticket seit dem Verkaufsstart am 23. Mai und in den ersten Gültigkeitstagen ein echter Verkaufsschlager. Verbundweit sind bereits mehr als 900.000 Tickets verkauft worden. Das hohe Interesse an dem vergünstigten, deutschlandweit gültigen Ticket sorgte wie erwartet an Pfingsten für einen großen Ansturm. An den großen Stationen und Haltepunkten im Verbundgebiet waren deutlich mehr Fahrgäste unterwegs. Dadurch kam es auch zu Haltezeitüberschreitungen und Verspätungen. Viele Linien waren so stark belastet, dass Fahrgäste nicht zusteigen konnten.

Während an den ersten beiden Gültigkeitstagen des 9-Euro-Tickets noch keine größeren Probleme an den Bahnsteigen oder in den Zügen festzustellten waren, nahmen die Reisendenzahlen ab Freitagnachmittag deutlich zu. Viele tausend Menschen passten nicht mehr in die Züge und mussten auf spätere Zugleistungen ausweichen. Insbesondere am Freitagnachmittag, Samstagvormittag und am späten Samstagnachmittag war die Hauptachse von Köln über Düsseldorf durch das Ruhrgebiet nach Hamm mit den Linien RE1, RE2, RE5, RE6 und RE11 jeweils so überlastet, dass praktisch alle Züge über Stunden immer wieder zahlreiche Fahrgäste zurücklassen mussten. Besonders negativ betroffen war auch der RE16, auf dem am Samstag ohne Ersatz zahlreiche Züge aufgrund von Personalmangel ausfielen oder nicht mit der geplanten Kapazität fahren konnten.

Auf den S-Bahn-Linien im Verbundraum kam es hingegen insgesamt zu wenigen Problemen. Allerdings fiel die S3 zwischen Hattingen und Oberhausen wegen Personalmangel am Sonntag ganztätig aus.

Der VRR rechnet auch in den nächsten Tagen, insbesondere an Fronleichnam mit einer hohen Auslastung und wird daher die Lage weiterhin beobachten.

Bei den kommunalen Verkehrsunternehmen verlief das Pfingstwochenende weitestgehend unauffällig, dort ist es nicht zu regelmäßigen Überfüllungen gekommen. Dennoch waren auch dort wesentlich mehr Fahrgäste unterwegs als üblich. Vor allem Straßen- und U-Bahnen wurden stark genutzt.

Insgesamt kann auf die hohe Nachfrage mit zusätzlichen neuen Linien oder zusätzlichen Fahrten kaum reagiert werden, da einerseits kurzfristig keine Trassen insbesondere auf den Hauptachsen zur Verfügung stehen und andererseits auch keine ausreichende Anzahl von Fahrzeugen. Allerdings hatte der VRR bereits im Vorfeld und mit Blick auf die Pfingstfeiertage auf den zentralen Achsen alle verfügbaren Fahrzeuge als Verstärker eingesetzt.

Die drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger Nahverkehr Rheinland (NVR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der VRR nehmen nun zusammen mit dem Verkehrsministerium NRW und den Eisenbahnverkehrsunternehmen eine gemeinsame Auswertung vor, um aus den Problemen Optimierungspunkte herauszuarbeiten.

Quelle: VRR

Neue barrierefreie Umsteigeanlage in Bremen-Gröpelingen

Der nächste Schritt zum neuen Gröpelinger Betriebshof der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) ist getan: Seit Pfingstmontag ist die moderne, fahrgastfreundliche und barrierefreie Umsteigeanlage mit kurzen Wegen im Bremer Westen in Betrieb. Vier Straßenbahn- und acht Buslinien steuern nun das Drehkreuz zwischen Bremen-Stadt und Bremen-Nord an. Hinzu kommen jeweils zwei Regionalbus- und zwei Nachtlinien. Die Umsteigeanlage (inklusive Wendeschleife) hat eine Bruttogesamtfläche von 11.520 Quadratmetern. Das komplette, rund dreimal so große Areal mit seinem Betriebshof nebst Werkstatt und Abstellanlage für Straßenbahnen sowie dem Gebäude für das Polizeikommissariat West werden im kommenden Jahr fertiggestellt.

Das Drehkreuz in Gröpelingen ist mit 24.000 Fahrgästen täglich – vor der Covid-19-Pandemie – die drittgrößte Umsteigeanlage der BSAG. Nur am Hauptbahnhof und an der Domsheide steigen mehr Menschen ein, aus und um. Als erste Haltestelle in Bremen ermöglichen sogenannte »Sonderborde« nun einen barrierefreien Einstieg in die Busse und Straßenbahnen – und das ohne Hublift. Zudem ist die Anlage nach ihrer endgültigen Fertigstellung mit ihrer attraktiven Überdachung und der parkähnlichen, begrünten Wendeschleife ein architektonisches Highlight des Stadtteils. Insgesamt werden hier 13 Bäume gepflanzt und 600 Quadratmeter Grüngleis verlegt.

Vor diesem Hintergrund betont Enno Nottelmann, Staatsrat für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität: »Die neue Umsteigeanlage wertet den ÖPNV im Bremer Westen erheblich auf. Das ist deutlich mehr Komfort für die Fahrgäste. Das bedeutet aber auch einen großen Zugewinn für die BSAG und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt ist die neue Umsteigeanlage in Gröpelingen ein wichtiger Bestandteil auf unserem Weg der Verkehrswende.«

Mit dem Neubau in Gröpelingen ändern sich auch die Wege zwischen Bus und Bahn. Fahrgäste können künftig mit wenigen Schritten von einer Linie zur anderen wechseln. »Insgesamt haben wir 1.800 Quadratmeter Haltestellenfläche vollständig neu gebaut. Für Busse gibt es nun insgesamt acht Haltepositionen, für Straßenbahnen sechs«, erklärt Thorsten Harder, technischer Vorstand der BSAG. »Vor allem Fahrgäste mit einer eingeschränkten Mobilität profitieren sehr von der neuen Anlage«, so Harder.

Rick Graue, Leiter des Amts für Straßen und Verkehr (ASV) ergänzt dazu: »Mit der neuen Umsteigehaltestelle wird der Wechsel zwischen den Bus- und Straßenbahnlinien durch kurze und barrierefreie Wege wesentlich angenehmer. Zudem bietet die Haltestellenlage die Option einer Verlängerung der Straßenbahnstrecke«.

Quelle: BSAG

Van Hool baut neue 100% emissionsfreie Linienbus-Reihe

Van Hool, der belgische Hersteller von Omnibussen und Nutzfahrzeugen, stellt am ersten Tag der Euro Mobility Expo 2022 den ersten Teil einer neuen Palette von 100% emissionsfreien Linienbussen vor. Der Van Hool A12 Battery Electric ist das erste Fahrzeug aus einer neuen Busreihe in vier verschiedenen Längen (12 m, 13 m, 18 m und 24 m), die ausschließlich emissionsfreie Antriebssysteme haben: Batterie, Brennstoffzelle (Wasserstoff) und Oberleitung. Mit dieser neuen A-Reihe baut das Unternehmen auf die vorhandenen Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich umweltfreundliche Linienbusse für den öffentlichen Stadt- und Regionalverkehr auf. Noch vor der offiziellen Ankündigung der neuen A-Reihe konnte Van Hool bereits 13 Bestellungen über insgesamt 162 Busse verbuchen.

Bei der Konzeption und Entwicklung der neuen A-Reihe wurde vor allem auf das Gewicht, die Langlebigkeit und die Modularität der Busse geachtet. Gewichtseinsparungen in der Struktur wurden durch die Verwendung von hochfestem Edelstahl, leichten Verbundwerkstoffen und langlebigen Verbundtechniken erreicht. Computersimulations- und Optimierungstechniken wurden mit über 75 Jahren Handwerkskunst und Erfahrung kombiniert.

Auf dem selbsttragenden Sandwichdach des Busses wurde ein modulares Montagesystem für die Installation von Komponenten wie Batterien, Klimaanlagen und Steuerungssystemen angebracht. Die Nachrüstung, ein eventueller späterer Umbau und der Austausch gegen andere Komponenten wird dadurch erleichtert und garantiert eine lange Lebensdauer des Fahrzeugs. Auf diese Weise leistet Van Hool einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.

Das Design der neuen A-Reihe zeichnet sich am Bug vor allem durch seine aerodynamische Form aus. Die große Windschutzscheibe bietet optimale Sicht – für den Fahrer wie für die Fahrgäste. Die Busse werden mit LED-Scheinwerfern der neusten Generation mit Tagfahrlicht ausgerüstet. Das Klima im Fahrzeuginneren wird durch ein einzigartiges System reguliert, bei dem klimatisierte Luft aus einem mittig angeordneten Dachluftkanal strömt. Dieses System basiert auf der Wärmepumpentechnik (mit Wasser als Kältemittel) und der Traktionswärmerückgewinnung und ist energiesparender als eine herkömmliche Wärmepumpe.

Zur Maximierung der Fahrzeugreichweite war eine Minimierung des Leergewichts der Busse unabdingbar. Durch Berechnungen nach der Finite-Elemente-Methode und die Verwendung hochfester, korrosionsbeständiger (Duplex-)Stahlsorten gelang es, die Stahlstruktur sowohl des Fahrgestells als auch des Seitenrahmens zu optimieren. Komplett wird die Gewichtsoptimierung durch das leichte State-of-the-Art-Sandwichdach.

Van Hool baute bereits über 1.400 elektrisch angetriebene Linien- und Reisebusse in verschiedenen komplexen Ausführungen: mit Batterie-, Hybrid-, Wasserstoff- und Oberleitungsantrieb.

Quelle: Van Hool

9-Euro-Ticket: Ist das Problem des ÖPNV gelöst?

Kommentar von Markus Schlitt, CEO Yunex Traffic (gekürzt)

Für 9 Euro pro Monat einmal quer durchs Land: Das ist in Deutschland seit dem 1. Juni 2022 möglich. Die Regierung versucht mit dieser Maßnahme, die Bürger von den steigenden Benzinpreisen und Lebenshaltungskosten zu entlasten. Und mehr Menschen zu motivieren, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. Aber führt eine Preisreduktion wirklich zum gewünschten Ziel?

Den Versuch, die Attraktivität des ÖPNV über Preissenkungen zu steigern, haben vor Deutschland schon zahlreiche Städte und Länder versucht. So fahren beispielsweise die Bewohner und Besucher Luxemburgs schon seit 2020 komplett kostenfrei durchs Land, gleiches gilt in der estnischen Hauptstadt Tallinn. In beiden Gegenden sind Verkehrsteilnehmer auf Busse und Bahnen umgestiegen – jedoch nicht vom Auto. Vielmehr waren es Fußgänger und Fahrradfahrer, die sich durch geringere Kosten dazu animieren ließen, Bequemlichkeit über Beweglichkeit zu stellen.

Deutschland wagt nun einen neuen Versuch. Und das in einer Zeit, in der viele Haushalte jeden Euro doppelt umdrehen müssen, um ihren Alltag finanzieren zu können. Gerade diese Menschen profitieren enorm von der Möglichkeit, für nur 9 Euro pro Monat mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Land zu fahren. Es ist auch eine Zeit nach der Hochphase einer Pandemie, in der Menschen aus Sorge um ihre Gesundheit öffentliche Verkehrsmittel gemieden haben. Indem der Staat Bürgern einen weiteren Grund gibt, vom Auto in Bus und Bahn umzusteigen, geht er einen ersten, wichtigen Schritt, viele dieser Menschen wieder zurück in Bus und Bahn zu locken.

Doch er darf nicht der Einzige sein. Damit die Öffentlichen langfristig die Verkehrsmittel erster Wahl bleiben, dürfen wir uns nicht von der Preisproblematik ablenken lassen, sondern müssen das eigentliche Problem anpacken. Denn die Beispiele aus Tallinn und Co. zeigen: Der Preis ist nicht das Problem.

Dass immer noch eine Vielzahl von Menschen das Auto den öffentlichen Verkehrsmitteln vorzieht, hat vielfältige Ursachen. Im ländlichen Raum fehlt beispielsweise das Angebot. Ein Bus pro Stunde? Eine Haltestelle pro Dorf? Verständlich, dass ein Leben ohne Auto unter solchen Mobilitätsumständen kaum vorstellbar ist. Für Menschen mit eingeschränktem Mobilitätsvermögen erschweren die letzte und erste Meile von und zur Haltestelle die Reise mit Bus oder Bahn. Denn diese muss in den meisten Fällen zu Fuß zurückgelegt werden. Und nicht zuletzt ist es die mangelhafte Zuverlässigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel, die Bürger ans Auto bindet. Solange Verkehrsteilnehmer Komforteinbußen in Kauf nehmen müssen, wird der ÖPNV die zweite Wahl bleiben.

Wenn wir Menschen wirklich dazu motivieren möchten, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen, müssen Busse und Bahnen eine echte Alternative zum komfortablen Individualverkehr darstellen. Wir müssen dem ÖPNV Vorfahrt im Verkehr geben, sodass die Mitfahrer als Erste am Ziel sind. Wir müssen die Elemente im Verkehrsökosystem so verknüpfen, dass eine reibungslose Reise von Tür zu Tür und von Stadt zu Stadt möglich wird, auch und vor allem für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Wir müssen das Angebot im ländlichen Raum erweitern und das städtische Umland an den urbanen Raum anbinden, sodass der ÖPNV auch die Bedürfnisse der Menschen außerhalb der Ballungszentren erfüllt.

Damit der ÖPNV eine echte Alternative zum Auto darstellen kann, darf sich der Staat nicht von Diskussionen um die Preispolitik davon abhalten lassen, das eigentliche Problem anzugehen und den ÖPNV aufzurüsten. Das heißt auch, das Angebot auszuweiten, aber vor allem, die Infrastruktur aus dem Winterschlaf zu wecken.

Die Investitionen in das 9-Euro-Ticket wären hierfür ein guter Anfang. Mit diesem Geld könnten beispielsweise neue Busse beschafft und die Verkehrsinfrastruktur auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Während die Preisreduktion lediglich kurzfristige Effekte mit sich bringen wird, würden sich diese Investitionen langfristig auszahlen – sowohl für Mobilitätsbetreiber als auch Verkehrsnutzer. Vor allem aber für die Umwelt.

Quelle: Yunex Traffic

Stellwerks-Digitalisierung im Rekordtempo

Die Digitale Schiene Deutschland kommt weiter voran. Die Deutsche Bahn (DB) hat die rundum erneuerte Signal- und Stellwerkstechnik auf der Ruhr-Sieg-Strecke zwischen Letmathe und Kreuztal in Betrieb genommen. Die moderne digitale Technik macht das Schienennetz zuverlässiger und robuster. Gleichzeitig ermöglicht sie eine bessere Steuerung und flexiblere Fahrmöglichkeiten der Züge. Auch die Instandhaltung der Strecke wird weniger aufwändig und einfacher. Die Inbetriebnahme ist die erste Gesamtinbetriebnahme eines Projekts aus dem 500 Millionen Euro-Schnellläuferprogramm.

Bild: Siemens

Die drei zwischen 30 und 50 Jahre alten Stellwerke in Nachrodt, Plettenberg und Altenhundem wurden durch moderne Technik ersetzt. Die drei neu errichteten Module in Altena, Plettenberg und Altenhundem sind an das zentrale Stellwerk Finnentrop angeschlossen. Von dort aus erfolgt nun die zentrale Steuerung der gesamten Strecke. Die Siemens Mobility GmbH hat als Generalunternehmer gemeinsam mit der LEONHARD WEISS GmbH & Co.KG im Auftrag der DB in Rekordzeit die Signal- und Stellwerkstechnik modernisiert. Auf rund 45 Kilometern der Strecke zwischen Letmathe und Kreuztal wurden insgesamt 385 Kilometer Kabel verlegt, 235 Signale sowie 73 Weichenantriebe erneuert und neun neue Signalausleger aufgestellt. Außerdem wurden vier Bahnübergänge erneuert bzw. ersetzt und elf Bahnübergänge an die neue Technik angepasst.

Quelle: Siemens

HVV ist dem Deutschen Verkehrsforum (DVF) beigetreten

Die Hamburger Verkehrsverbund GmbH (hvv) ist im April dem Deutschen Verkehrsforum (DVF) beigetreten.

DVF-Geschäftsführer Dr. Florian Eck dazu: „Klimaschutz braucht Vernetzung und einen starken und flächendeckenden ÖPNV. Der hvv bringt als leistungsfähiger Verkehrsmanager, Digitalisierer und Innovator die Busse, Bahnen, Fähren und neuen Mobilitätsdienste von 28 Verkehrsunternehmen zusammen. Wir freuen uns, dass der hvv diese Vernetzungskompetenz in unseren Think Tank einbringt und sich damit für einen starken Mobilitätsstandort einsetzt.“

Auch Anna-Theresa Korbutt, hvv-Geschäftsführerin, freut sich: „Ich stehe für das konsequente Aufbrechen von Grenzen und Denkverboten, gerade auch im Mobilitätsbereich. Nur wenn alle Akteure gemeinsam an den großen Herausforderungen unserer Zeit arbeiten, können wir erfolgreich sein. Das DVF ist die ideale Plattform dafür.“

Ein Tarif, eine Fahrkarte, ein Fahrplan. Mit diesen Zielen entstand der hvv 1965 als weltweit erster Verkehrsverbund. Heute umfasst das Verbundgebiet drei Länder sowie acht Kreise und Landkreise mit 3,6 Millionen Einwohnern. Auf mehr als 800 Linien bringen 28 Verkehrsunternehmen jährlich 680 Millionen Fahrgäste ans Ziel. Auf dem Weg zur Mobilitätswende sucht der hvv bewusst den Schulterschluss mit weiteren Mobilitätsanbietern.

Quelle: DVF

Regenbogen-Elektrobus fährt zum Pride-Monat Juni

Rot, orange, gelb, grün, blau und violett: Die Farben des Regenbogens schmücken ab sofort einen Elektrobus, den die Stadtwerke passend zum weltweiten Pride-Monat im Juni auf die Straße schicken. „Wir möchten ein weiteres sichtbares Zeichen setzen: Münster ist bunt, offen und tolerant“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk: „Zum Beginn des weltweiten Pride-Monats, aber auch darüber hinaus, zeigen wir mit dem Bus tagtäglich unsere Unterstützung für die vielfältige LGBTIQ+ Community.“

Die Abkürzung LGBTIQ steht für Lesbians, Gays, Bisexuals, Transgender, Intersexuals und Queers, also lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen. Das + schließt auch alle ein, die sich in diesen Bezeichnungen nicht wiederfinden.

Eingesetzt wird der Bus überwiegend auf der Linie 14, wo er zwischen Zoo und Mauritz fährt und an der Endhaltestelle Ökostrom tankt. Als Verstärker kann er jedoch auch auf verschiedenen anderen Linien eingesetzt werden.

Quelle: Stadtwerke Münster

Innovationspreis für das RealLabHH

Testergebnis ausgezeichnet! Das Forschungsprojekt Reallabor Hamburg (RealLabHH) erhielt gestern beim „Innovationspreis Reallabore 2022“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in der Kategorie „Rückblicke“ für abgeschlossene Projekte den ersten Preis. Damit setzt sich das Forschungsprojekt unter Konsortialführung der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) gegen acht Mitbewerber durch.

Henrik Falk, HOCHBAHN-Vorstandsvorsitzender, Konsortialführung: „Die Auszeichnung ist für uns eine großartige Bestätigung für alles, was man erreichen kann, wenn man sich in die Praxis wagt und hier direkt erprobt, was möglich ist. Das macht Lust auf mehr Innovation.“

Entstanden ist das RealLabHH aus einer Initiative der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) und wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Im Zentrum standen Fragestellungen nach einer komfortableren, einfacheren und nachhaltigeren Mobilität der Zukunft. Im Zeitraum vom Sommer 2020 bis Ende 2021 wurden dabei in verschiedenen Teilprojekten neue Lösungsansätze getestet und konkrete Empfehlungen sowie Handreichungen für Kommunen entwickelt. Und zwar mit Erfolg, denn mit sechs von acht praktischen Versuchsbetrieben geht es auch nach Ende des Forschungsprojektes weiter, u.a.:

  • Eine App für alles: Aktuell umfasst die hvv switch App bereits die Services des hvv Ticketings, die Buchung des On-Demand-Shuttles MOIA sowie der Carsharing-Angebote von SIXT share und MILES sowie das E-Scooter-Sharing von TIER. Noch in diesem Jahr ist die Integration weiterer Partner wie WeShare und StadtRAD geplant.
  • Vom Demonstrator zum Prototyp: Die Analysen und Entwicklung zur Dateninteraktion für intermodale Reiseketten auf Bundesebene werden fortgesetzt.
  • Mobilitätsbudget statt Dienstwagen. Der Pilot zum arbeitgeberfinanzierten und flexibel einsetzbaren Mobilitätsbudget als Alternative zum Dienstwagen lief mit zehn Unternehmen und insgesamt rund 500 Mitarbeitenden.
  • Auf Abruf flexibel mobil sein – auch im ländlichen Raum: Die On-Demand-Shuttleverkehre im Landkreis Stormarn inklusive der Stadt Ahrensburg und im Landkreis Harburg bleiben weiterhin im Einsatz.

Quelle: HOCHBAHN