Der neue Spitzenwert der Bahnindustrie bei den Auftragseingängen beläuft sich auf 8,7 Milliarden Euro. Er sichert den Bahntechnikherstellern in den ersten sechs Monaten des Jahres dank neu gewonnener nationaler und internationaler Großaufträge gut gefüllte Auftragsbücher. Das Auftragsplus fällt mit über 47 Prozent zum Vorjahreszeitraum unerwartet deutlich aus. Von der künftigen Bundesregierung erwartet die Bahnindustrie einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schieneninfrastruktur in Deutschland. Der Überalterung der Schienenwege könne nur durch eine deutliche Aufstockung der Finanzmittel, inbesondere für Ersatzinvestitionen, begegnet werden, erklärten die Spitzenvertreter des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. heute auf der Halbjahrespressekonferenz der Branche in Berlin. Die Branche dringt weiter auf die rasche Umsetzung eines Gesetzgebungsverfahrens, um die Ende Juni 2013 angestoßene Reform des Zulassungswesens für Bahntechnik vollständig wirksam werden zu lassen.
„Die wirtschaftliche Lage der Bahnindustrie in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr 2013, gemessen an den Auftragseingängen, spürbar erholt“, erklärte VDB-Präsident Michael Clausecker. „Das ist erfreulich und wird für eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in der Bahnindustrie sorgen.“ Clausecker ist zuversichtlich, dass sich die aktuelle Umsatzdelle durch den baldigen Abschluss bislang verzögerter Projekte in naher Zukunft kompensieren lässt. „Die Beschäftigung in der Bahnindustrie hat sich dank eines soliden Auftragsbestands weiter erfreulich entwickelt. Sie hat im ersten Halbjahr 2013 mit insgesamt 50.400 Mitarbeitern leicht um rund anderthalb Prozent zugenommen“, erklärte der VDB-Präsident.
ZF erhält Aufträge für rund 405 Stadt- und Überlandbusse in den Niederlanden
Mit neuen Großaufträgen baut ZF seine Position auf dem niederländischen Busmarkt weiter aus: Insgesamt 405 neue Flottenfahrzeuge erhalten moderne Getriebe- sowie Vorder- und Hinterachssysteme von ZF – hinzu kommt Lenkungstechnik der ZF Lenksysteme GmbH. Das macht die Transportmittel umweltfreundlicher, universell einsetzbar sowie kostengünstig im Betrieb. Deshalb sind sie nicht nur im Stadtverkehr, sondern auch überregional eingesetzt.
„Unsere Produkte überzeugen durch geringe Life-Cycle-Costs, tragen zu weniger Kraftstoffverbrauch bei und erlauben vielfältige Einsatzmöglichkeiten", sagt Rolf Lutz, der im ZF-Vorstand die Division Nutzfahrzeugtechnik verantwortet. „Dass wir Aufträge für 405 Fahrzeuge in insgesamt vier niederländischen Regionen erhalten haben, ist für uns ein toller Erfolg. Denn damit erreicht unsere Bus-Antriebstechnik bei Neubestellungen in diesem Land einen Marktanteil von knapp 50 Prozent."
Die Busse werden den speziellen Anforderungen an den öffentlichen Personentransport in den Niederlanden optimal gerecht: Dort fahren die Verkehrsmittel sowohl innerstädtisch als auch im Regionalverkehr. Außerdem geht es darum, die Feinstaubbelastung in urbanen Ballungszentren zu reduzieren. „Allen voran unser 6-Gang-Automatgetriebe ZF-EcoLife erfüllt alle diese Aufgaben ausnehmend gut", so Lutz.
Eingesetzt ist es in jenen 135 der 405 neuen Busse, die für die Stadt Utrecht bestimmt sind. Weil beim ZF-EcoLife moderne Hardware und intelligente Software zusammenspielen, reduziert es bei Bussen die Motordrehzahl in allen Betriebszuständen. Das serienmäßige Schaltprogramm TopoDyn Life sorgt dafür, dass das Automatgetriebe je nach Topografie und Beladungszustand des Busses möglichst früh hochschaltet. In Summe benötigen die Fahrzeuge dadurch bis zu zehn Prozent weniger Kraftstoff – folglich gehen auch CO2-Emissionen und Feinstaubbelastung zurück. Parallel dazu sinkt das Geräuschniveau deutlich, wovon Anwohner, Passanten an Bushaltestellen und Fahrgäste profitieren. Nicht zuletzt ist das ZF-EcoLife durch seine sechs Gänge für den Stadt- und Überlandverkehr gleichermaßen prädestiniert.
Zudem sind die insgesamt 405 Busse für die Städte Utrecht und Arnheim sowie für die Regionen Südholland und Friesland durchgängig mit Fahrwerktechnik von ZF ausgestattet: Die Niederflur-Antriebsachse AV 132 sorgt für hohe Fahrsicherheit und maximalen Komfort. Zahlreiche Fahrzeuge erhalten zudem ZF-Vorderachsen: Mit der RL 75 A beispielsweise haben Passagiere auch im vorderen Fahrgastraum einen breiten Mittelgang sowie niedrige Flurhöhen. Als zusätzliche Pluspunkte bietet die Achse hohe Wendigkeit und Präzision. Über diese Eigenschaften verfügt auch die kompakt bauende Kugelmutter-Hydrolenkung Servocom der ZF Lenksysteme GmbH, mit der die neu bestellten Fahrzeuge demnächst zielgenau durch die Niederlande steuern.
ATRON rüstet Upplands Lokaltrafik aus
Upplands Lokaltrafik (UL) ist als Verkehrsverbund und Aufgabenträger für den
gesamten öffentlichen Nahverkehr in der Provinz Uppsala Län verantwortlich. In der rund 8.400 km² großen Region mit etwa 345.000 Einwohnern, die an den Großraum Stockholm grenzt, werden jährlich ca. 29,5 Millionen Fahrgäste in Bahnen und Bussen befördert.
Seit September 2013 nutzt UL für seinen gesamten Fahrscheinverkauf und damit verbundene Prüf-, Abrechnungs- und Organisationsprozesse das ATRON-DEBAS Ticketingsystem. UL verbindet damit die bislang getrennten Vertriebskanäle für Stadt- und Regionalverkehr. Im elektronischen Ticketing, das im schwedischen ÖPNV von mehr als zwei Drittel der Fahrgäste genutzt wird, ersetzt nun eine Chipkarte zahlreiche vorherige nach Anwendungsgebieten getrennte Kartentypen.
Ebenso bietet das aktuelle System von ATRON mit den neuen Chipkarten alle
Optionen für Interoperabilität zu Nachbarverbünden wie etwa Stockholms Lokaltrafik.
Trapeze gewinnt Auftrag für den englischen Badeort Brighton und die Region East Sussex
Die Trapeze Group hat aus der englischen Stadt Brighton & Hove einen grösseren Auftrag erhalten: Die Stadtverwaltung von Brighton & Hove erteilte zusammen mit der benachbarten Lokalverwaltung East Sussex County Council und dem lokalen Busbetreiber, Brighton & Hove Bus and Coach Company, der weltweit tätigen Trapeze den Zuschlag für die Lieferung und Installation eines modernen integrierten Betriebsleitsystems ITCS. Zusätzlich bestellten die beiden Behörden für die Regionen Brighton & Hove und East Sussex weitere Haltestellenanzeiger und lassen zugleich das Kommunikationssystem erneuern.
Dieser Auftrag stärkt die Position von Trapeze in Grossbritannien und im gesamten europäischen Heimatmarkt weiter. Der Busbetreiber Brighton & Hove Bus and Coach Company Ltd. ist entlang der Südostküste Englands tätig. Mit seinen 300 Fahrzeugen befördert er jährlich über 40 Millionen Fahrgäste. Die Fahrzeuge verkehren auf mehr als 50 Linien und decken über 2000 Haltestellen ab. Der Verkehrsbetrieb beschäftigt rund 1200 Mitarbeiter.
In den nächsten zwei Jahren liefert und installiert Trapeze modernste Hardware und Software für das topmoderne intelligente ITCS-Transportsystem sowie mobile Technologien. Dazu gehören modernste Bordcomputer für eine exakte Positionsbestimmung der Fahrzeuge sowie für die direkte Sprach- und
Datenkommunikation mit der Leitstelle des Busbetreibers. Erneuert wird zudem die gesamte Kommunikationslösung zwischen der Leitstelle, den Fahrzeugen sowie den Haltestellenanzeigern auf der Basis von GPRS/UMTS. Dazu werden neueste Kommunikationslösungen für sämtliche Fahrzeuge und Haltestellenanzeiger verwendet. Der Projektbeginn ist auf den 1. November 2013 angesetzt, die gesamte Ausführungszeit wird auf 14 Monate geschätzt.
Joachim Berends wird neuer VDV-Vizepräsident
Der Vorstand der Bentheimer Eisenbahn AG übernimmt zum 01. Januar 2014 das Amt des Vizepräsidenten für den Bereich Schienengüterverkehr im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) von Ulrich Koch.
Die rund 140 im VDV organisierten Schienengüterverkehrsunternehmen haben gestern auf ihrer Verwaltungsratssitzung Joachim Berends (45) zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. In dieser Funktion übernimmt Berends auch das Amt des VDV-Vizepräsidenten. Die rund 600 VDV-Mitgliedsunternehmen sind im Verband in insgesamt fünf Sparten mit jeweils einem Verwaltungsrat organisiert. Die Vorsitzenden der fünf Verwaltungsräte sind zugleich als ehrenamtliche VDV-Vizepräsidenten tätig.
Berends freut sich auf die neue Aufgabe: „Ich bedanke mich für das Vertrauen des Verwaltungsrates und nehme die Wahl sehr gerne an. Mein Dank gilt insbesondere meinem am Jahresende ausscheidenden Vorgänger Ulrich Koch, der die Interessen der Schienengüterverkehrsunternehmen im Verband hervorragend vertreten hat.“
Der 45-jährige Betriebswirt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit fünf Jahren ist Berends Vorstand der Bentheimer Eisenbahn und verfügt damit über Erfahrung in allen Fragen und Themen rund um den Schienengüterverkehr. Zudem engagiert er sich seit über 20 Jahren in verschiedenen Funktionen und Gremien im VDV. „Joachim Berends ist mit seiner Verbandserfahrung und seinem umfassenden Know-how genau die richtige Wahl. Ich wünsche ihm für diese neue Aufgabe viel Erfolg“, so Präsident Jürgen Fenske. Für die am 31. Dezember endende Amtszeit als VDV-Vizepräsident bedankt sich Fenske zudem bei Ulrich Koch: „Er hat die Schienengüterverkehrssparte im Verband über die Jahre geprägt und weiterentwicklet, dafür gebührt ihm großer Dank.“ Ulrich Koch war seit Oktober 2011 VDV-Vizepräsident für den Bereich Schienengüterverkehr.
Mitteldeutsche Omnibusbranche präsentiert sich geschlossen in Leipzig
Die bdo-Landesverbände MDO aus Thüringen, VSAO aus Sachen-Anhalt und LSOT aus Sachsen organisieren am 13. und 14. November 2013 gemeinsam den 9. Mitteldeutschen Omnibustag in Leipzig. Veranstaltungsort der Jahreshauptversammlung ist das Hotel Ramada. Beleuchtet werden bei dem beliebten Branchentreff sowohl der Nahverkehr als auch die Bustouristik. Die Tagung wird durch die Fahrerauszeichnung sowie eine Messe und eine Busausstellung begleitet.
300 Teilnehmer erwartet
Veranstalter der Fachkonferenz sind der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmer e.V. (MDO), der Landesverband der Omnibusunternehmer Sachsen-Anhalt e.V. (VSAO) und der Landesverband Sächsischer Omnibus- und Touristikunternehmen e.V. (LSOT) mit Unterstützung des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer e.V. (bdo). Erwartet werden rund 300 Teilnehmer aus mitteldeutschen Omnibusbetrieben, deren Zulieferer und Partner sowie Vertreter von Politik, Presse und Wirtschaft.
Branchenthemen und Fahrerauszeichnung
“Wir freuen uns auf den intensiven und immer fruchtbaren Gedanken- und Informationsaustausch mit Busunternehmern, Herstellern, Zuliefern, Wirtschaft, Politik und Presse“, unterstreichen die Vorsitzenden Wolfgang Steinbrück (MDO), Wolfdietrich Vetter (VSAO) und Helmut Jetschke (LSOT). Auftakt für den mitteldeutschen Branchentreff bildet traditionell die gemeinsame Fahrerauszeichnung, bei der zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer aus allen drei Bundesländern die Plakette „Sicher und unfallfrei“ erhalten. Themen des ersten Veranstaltungstages bilden dazu passend Neuheiten im Bereich Fahrzeugausstattung sowie Service und Qualität zur weiteren Optimierung der Busangebote im Linien- und Reiseverkehr.
Gemeinsame Verkehrspolitik und Bustourismus von morgen
Am zweiten Tag diskutieren die mitteldeutschen Busunternehmer und ihre Partner über die aktuellen Herausforderungen im ÖPNV sowie die Gestaltung einer gemeinsamen Verkehrspolitik von Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Großen Raum werden hierbei die Anforderungen und Inhalte der Nahverkehrspläne einnehmen. Expertenrat erhalten die Teilnehmer hier vom Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Holger Zuck. Auf einen Exkurs über den Euro-6-Bus folgt ein mit Spannung erwarteter Vortrag von Dr. Harald Schmidt vom LEIF Institut Leipzig. Der Marktforscher wird die Teilnehmer auf eine Reise in die bustouristische Zukunft bis ins Jahr 2020 mitnehmen und Segmente, Erwartungen und Zielgruppen für Reisen mit dem Bus aufzeigen.
Fachausstellung
Eine großzügige Fachausstellung wird auch den 9. Mitteldeutschen Omnibustag am 13./14. November bereichern. Zahlreiche Anbieter werden ihre Produkte und Dienstleistungen für Linienverkehr und Bustouristik darstellen. Begleitet wird die Tagung durch eine Busausstellung der Fördernden Mitglieder der Verbände.
Details zum Programm, zur Anmeldung für Aussteller etc. gibt es im Internet unter www.omnibustag.de sowie bei der Omnibus Service Gesellschaft in Erfurt, Tel. 0361/226 20 44.”
Max-Brauer-Preis 2013 verliehen
Alle zwei Jahre zeichnet die Max-Brauer-Stiftung der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) drei wissenschaftliche Arbeiten zu Fragestellungen des öffentlichen Personennahver-kehrs aus. Neben der Begabtenförderung sollen die Hamburger Hochschulen und ihre Studierenden angeregt werden, dem Thema ÖPNV in Hamburg neue Impulse zu verleihen. Heute Abend werden die diesjährigen Preisträger im Rahmen einer offiziellen Feierstunde ausgezeichnet.
Welche Auswirkungen haben Verkehrsplanung und -politik auf die soziokulturelle und ökonomische Struktur in einer Großstadt? Dieser Frage widmet sich der diesjährige Preisträger Thiago Guimarães in seiner interdisziplinär angelegten Masterarbeit (HafenCity Universität Hamburg). Sie erhält den mit 6 000 Euro prämierten ersten Preis. Sein Untersuchungsgebiet ist die U-Bahn-Linie 6 in São Paulo. Guaimarães überzeugte die Gutachter des Stiftungspreises auch dadurch, dass er die grundsätzliche Übertragbarkeit der entwickelten Methodik auf Hamburg aufzeigt.
Mit dem zweiten Preis in Höhe von 3 000 Euro wird die Bachelorarbeit von Josias Polchau (FH Wedel) ausgezeichnet. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Aufbau von Fußwegrouting und dessen Integration in die Fahrgastinformation. Für die Qualität und den Praxisbezug der Arbeit spricht nicht zuletzt, dass das hier entwickelte Routing mittlerweile in das GEOFOX-System des HVV integriert wurde und nun allen Hamburgern zur Verfügung steht.
Christoph Ludwig (HafenCity Universität Hamburg) hat sich in seiner Masterarbeit einem Thema gewidmet, das in Hamburg hohe Aktualität besitzt: Vernetzungspotentiale von Mobilitäts-dienstleistungen. Die Arbeit analysiert dies aus dem Blickwinkel der Kundenbedürfnisse von Studenten und erhält dafür den dritten Preis in Höhe von 1 000 Euro.
Professor Dr. Michael Stawicki, Vorsitzender des Vorstandes der Max-Brauer-Stiftung, anlässlich der Preisverleihung: „Mein Glückwunsch geht an die drei Preisträger, die in ihren ausgezeichneten Arbeiten relevante Probleme des öffentlichen Nahverkehrs auf eine beeindruckende und sehr praxisnahe Weise lösen, sowie an ihre Betreuer. Selbst überzeugter ÖPNV-Nutzer, weiß ich doch, wie wichtig auch in diesem Feld die Weiterentwicklung ist. Es zeugt von der Weitsicht der Hamburger Hochbahn AG, durch ihre Stiftung hierfür auch Anreize zu setzen.“
Die Max-Brauer-Stiftung („Bürgermeister Dr. h.c. Max-Brauer-Stiftung für Begabtenförderung“) wurde vor 50 Jahren von der HOCHBAHN gegründet. Ziel der Stiftung ist, die Ausbildung und Weiterqualifizierung von besonders begabten Personen finanziell zu unterstützen. Mit dem Wettbewerb sollen dem ÖPNV in Hamburg neue Anstöße gegeben und der Dialog zwischen Forschung und Lehre der Hochschulen sowie der ÖPNV-Praxis intensiviert werden.
Preisträger 2013
Erster Preis: Thiago Guimarães
„Aufbau eines Erreichbarkeitsindikators für die Evaluation von Verkehrsprojekten in Hinblick auf die soziale Exklusion – Fallstudie der U-Bahn-Linie 6 in São Paulo“ (Masterarbeit, HafenCity Universität Hamburg).
Zweiter Preis: Josias Polchau
„Fußwegrouting – Aufbau und Integration eines Fußwegroutings in das Fahrgastinformationssystem GEOFOX“ (Bachelorarbeit, FH Wedel).
Dritter Preis: Christoph Ludwig
„Vernetzungspotentiale von Mobilitätsdienstleistungen“ (Masterarbeit, HafenCity Universität Hamburg).
Öffentlicher Personennahverkehr: Plätze im Schnitt zu 22 % ausgelastet
Die durchschnittliche Platzausnutzung der Fahrzeuge im gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) lag in Deutschland im Jahr 2012 bei 22 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, lag dieser Wert für Eisenbahnen und S-Bahnen bei 25 %, für Straßenbahnen (einschließlich Stadt- und U-Bahnen) bei 18 % und für Linienbusse bei 21 %.
Der Auslastungsgrad der Sitz- und Stehplätze errechnet sich aus der Relation der tatsächlichen Beförderungsleistung (ÖPNV 2012: 107 Milliarden Personenkilometer) zum möglichen Beförderungsangebot (ÖPNV 2012: 479 Milliarden Platzkilometer).
Die Fahrgastbesetzung der Verkehrsmittel im ÖPNV kann dabei je Fahrt stark vom Mittelwert abweichen. Sie ist beispielsweise einerseits abhängig von Tageszeiten (Rushhour, Schülerverkehr) und Wochentagen sowie andererseits von Fahrten in Ballungsräumen oder in ländlichen Gebieten.
(Quelle: Statistisches Bundesamt)
Siemens baut fahrerloses U-Bahn-System in Riad
Siemens liefert die schlüsselfertige Gesamtanlage für zwei fahrerlose U-Bahnlinien in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Die rasch wachsende Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt, die bisher im Nahverkehr vor allem auf Diesel-Omnibusse setzt, will mit der Investition einen weiteren Schritt zur Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur gehen. Der Auftrag für Siemens umfasst Metro-Züge, Elektrifizierung sowie Signal- und Kommunikationstechnik für den fahrerlosen Betrieb. Siemens ist auch für die Systemintegration der Bahntechnik auf den zusammen rund 63 Kilometer langen Linien verantwortlich. Siemens erhielt den Auftrag von der Hohen Kommission zur Stadtentwicklung (ArRiyadh Development Authority) mit einem Anteilsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro (2,1 Milliarden Dollar) im Konsortium mit der US-Firma Bechtel und den örtlichen Bauunternehmen Almabani und Consolidated Contractors Company. Der konsortiale Auftragswert beträgt insgesamt rund 7,5 Milliarden Euro (rund 10 Milliarden Dollar).
Siemens stattet Linie 1 und 2 der insgesamt sechs Linien aus. „Wir sind stolz, dass beim derzeit größten Metro-Projekt der Welt unsere Spitzentechnologie zum Einsatz kommt“, sagte Sami Atiya, Leiter der Siemens-Einheit Mobility and Logistics. “Die integrierte Lieferung von Fahrzeugen, Signaltechnik und Elektrifizierung aus einer Hand bietet unserem Kunden klare Vorteile.“ Das Unternehmen liefert 74 Metrofahrzeuge vom Typ Inspiro. Die aus Aluminium gefertigten Züge fahren auf Normalspur und können eine Geschwindigkeit von bis zu 90 Stundenkilometern erreichen. Die 2- und 4-teiligen Züge sind auf die klimatischen Verhältnisse der Region ausgelegt. Dazu gehört eine größere Klimaanlage, die auch bei extremer Hitze ausreichende Kühlleistung liefert. Ferner wurden die Drehgestelle, der Fahrantrieb, die Bremsen und die Türen mit speziellen Filtern und Dichtungen versehen, um das Eindringen von Sand zu vermindern.
Die Signal- und Zugbeeinflussungstechnik stellt sicher, dass Züge – vor allem während der Hauptverkehrszeiten – im 90-Sekunden-Rhythmus verkehren können. Durch diese schnelle Taktung können pro Stunde über 21.000 Fahrgäste befördert werden. Die beiden Linien werden von Siemens mit einem WLAN-basierten Zugbeeinflussungssystem für den fahrer- und begleiterlosen Betrieb ausgestattet. Daneben werden automatische Zugsteuerung, Funkübertragung sowie 31 elektronischen Stellwerke installiert. Siemens stattet auch die Betriebsleitzentralen der beiden Linien aus. Von dort werden die Strecken gesteuert und überwacht. Der Vertrag umfasst auch Schulungen für den Einsatz der neuen Technik.
Siemens ist ebenfalls für die Bahnstromversorgung der Linien verantwortlich. Die beim Bremsen der Züge gewonnene elektrische Energie wird in das Netz des Metrosystems zurückgespeist und allen elektrischen Verbrauchern zur Verfügung gestellt. Zur elektrischen Ausrüstung gehören zudem die Notstromversorgung mit Dieselgeneratoren sowie unterbrechungsfreie Stromversorgungen.
Beim Bau schlüsselfertiger Anlagen mit Fahrzeugen, Signaltechnik und Elektrifizierung ist Siemens führender Anbieter. Derzeit installiert Siemens zum Beispiel U-Bahnen in Rennes (Frankreich) und Delhi (Indien) und ein Tramsystem für Doha (Katar). Bereits in Betrieb sind vollautomatische fahrerlose Linien in Algier (Algerien), Santo Domingo (Dominikanische Republik) und wiederum im französischen Rennes.
KVB: ÖPNV der Zukunft
Kurt Bodewig, der Vorsitzende der Bund-Länder-Kommission zur "nachhaltigen Verkehrsinfrastrukturfinanzierung", NRW-Verkehrsminister Michael Groschek sowie Folkert Kiepe, Mitglied der Zukunftskommsssion NRW haben gestern Abend gemeinsam mit dem KVB-Vorstandsvorsitzenden und VDV-Präsidenten Jürgen Fenkse diskutiert was der ÖPNV braucht, um für die Fahrgäste attraktiv zu bleiben.
Bereits der Erhalt von Infrastruktur stellt Bund, Länder und Kommunen vor große Belastungsproben. Die Infrastruktur bröckelt; die Sanierung von Anlagen, Fahrzeugen und Technik hat teilweise erhebliche Verspätung, weil die zur Verfügung stehenden Investitionsgelder nicht ausreichen. Der ÖPNV in Deutschland befördert rund 30 Millionen Fahrgäste täglich, doch ihm fehlen bereits jetzt mehr als drei Milliarden Euro, um die Infrastruktur wieder fit zu machen.
In der nächsten Ausgabe der Nahverkehrs-praxis finden Sie ein Interview mit Herrn Kurt Bodewig zu diesem Thema.