MVG-Busflotte: Sechs neue Gelenkbusse am Start

Die Busflotte der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wird erweitert und modernisiert: So gehen in den nächsten Tagen sukzessive sechs neue Niederflur-Gelenkbusse von Solaris in Betrieb, die heute am Münchner Königsplatz präsentiert wurden. Der polnische Hersteller konnte sich in einer europaweiten Ausschreibung gegen mehrere Mitbewerber durchsetzen. Die Stadtwerke München (SWM) haben gut zwei Millionen Euro in die neuen Busse investiert.

Mehr Platz im Türbereich

Die Gelenkbusse vom Typ „Urbino 18“ entsprechen dem gegenwärtig anspruchsvollsten europäischen Abgasstandard Euro 6 und verfügen über Ruß- und Stickoxidfilter. Die sechs neuen Fahrzeuge bieten wie die bereits 2015 beschafften Busse mehr Platz an der zweiten und dritten Tür.

Taktverdichtungen und Elektrobusse bald im Test

MVG-Chef Herbert König: „Mit den neuen Gelenkbussen wächst unsere Flotte auf rund 320 eigene Fahrzeuge. Sie werden benötigt, weil wir immer mehr Fahrgäste haben. Daher müssen wir Takte verdichten, neue Linien schaffen und immer öfter größere Fahrzeuge einsetzen. Aus diesem Grund kommen im Sommer auch noch 15 weitere Buszüge nach München. Ferner rechnen wir im Herbst mit der Auslieferung von zwei Elektrobussen, die wir einem Langzeit-Einsatztest unterziehen wollen. Mit den neuen Fahrzeugen wird der ÖPNV in München erneut noch attraktiver. Das tut der Stadt gut, und das kommt allen Verkehrsteilnehmern zugute. Denn ohne Bus und Bahn stünde München längst im Dauerstau.“

Günzburger Steigtechnik gehört zu den 100 innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands

Die Günzburger Steigtechnik GmbH ist jetzt auf dem Deutschen Mittelstands-Summit in Essen als eines der innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand ausgezeichnet worden. „Top 100“-Mentor Ranga Yogeshwar ehrte das Günzburger Unternehmen mit dem seit über 20 Jahren verliehenen „Top 100“-Siegel.

Offene Kommunikationsstrukturen

Der Ur-Enkel des Firmengründers, Ferdinand Munk, setzt im Innovationsprozess auf offene Kommunikationsstrukturen und punktet bei „Top 100“ daher vor allem in der Kategorie „Innovationsklima“. Sportveranstaltungen wie Lauftreffs, ein Firmengarten mit Grillplatz und sogenannte Kommunikationsecken laden zum Ideenaustausch zwischen den mittlerweile 260 Beschäftigten ein. 

Grundlage der Auszeichnung mit dem „Top 100“-Siegel ist eine zweistufige Analyse, die Prof. Dr. Nikolaus Franke und sein Team vom Lehrstuhl für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien entwickelt haben. Die Wissenschaftler untersuchen das Innovationsmanagement und den Innovationserfolg der mittelständischen Unternehmen anhand von über 100 Parametern in fünf Kategorien. Wer letztlich mit dem „Top 100“-Siegel ausgezeichnet wird, entscheidet allein die wissenschaftliche Leitung.

234 Unternehmen im Finale

In diesem Jahr haben Franke und sein Team so viele Anmeldungen wie noch nie geprüft: Von 302 Qualifikanten schafften es 234 Unternehmen ins Finale. 178 von ihnen erhalten in drei Größenklassen (maximal 100 Unternehmen pro Größenklasse) die Auszeichnung. Den Rahmen für die Preisverleihung bildet der Deutsche Mittelstands-Summit in Essen.

Führungswechsel bei Valeo in Deutschland

Nach 19 Jahren in der Funktion des Group President Germany für Valeo wechselt Alexander Ziems (Jahrgang 1950) zum 30. Juni in den Ruhestand. Alexander Ziems hat als erfahrene Persönlichkeit das Unternehmen Valeo in Deutschland über fast zwei Jahrzehnte stark geprägt und Valeo gegenüber den deutschen Kunden wie auch im VDA eine Stimme gegeben. Darüber hinaus war er als Aufsichtsratsvorsitzender für verschiedene Landesgesellschaften von Valeo in Deutschland als gestaltende Kraft tätig. Sein Nachfolger wird Derrick Zechmair, der bereits seit vier Jahren für Valeo die Produktgruppe Powertrain Combustion Engines (PCE) leitet.

Akquisen und Joint Ventures

Der gebürtige Oberbayer (Jahrgang 1962) übernimmt Valeo in einer von starkem Wachstum geprägten Phase. In Deutschland hat Valeo in den letzten sechs Monaten vier Akquisen sowie Joint Ventures angekündigt und zwei davon bereits abgeschlossen. Das Unternehmen wird dadurch seinen Mitarbeiterstand in Deutschland bis zum Ende des Jahres voraussichtlich auf über 8.000 mehr als verdoppeln. „Ich wünsche Derrick Zechmair und Valeo eine Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit und eine innovative Zukunft, in der uns die Vision des Automobils weiter begeistert“, erklärt Alexander Ziems zu seinem Abschied.

U-Bahn, Bus und Tram im MVG so gefragt wie nie

Bereits im Januar konnte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) einen erneuten Fahrgastrekord vermelden: Insgesamt waren 2015 rund 566 Millionen Fahrgäste mit MVG-Verkehrsmitteln unterwegs, rund 11 Millionen (ca. 2 Prozent) mehr als 2014 (555 Millionen). Nach der Detailabstimmung mit den weiteren Verbundpartnern der MVG stehen nun auch die Zahlen für die einzelnen Betriebszweige fest. Fazit: In allen drei Betriebszweigen – U-Bahn, Bus und Tram – verzeichnete die MVG im vergangenen Jahr einen neuen Nachfrage-Rekord.

Taktverdichtung sorgt bei Bussen für Steigerung

Beim Bus stiegen die Fahrgastzahlen um ca. 3,2 Prozent von 187 auf 193 Millionen. Die U-Bahn hatte rund 2 Prozent mehr Fahrgäste, nämlich 398 statt 390 Millionen. Die Tram schließlich beförderte 119 statt 118 Millionen Kunden, was eine Steigerung um ca. 0,8 Prozent bedeutet. Bundesweit lag der Zuwachs 2015 bei 0,5 Prozent. Der überdurchschnittliche Anstieg beim Bus im Jahr 2015 ist vor allem auf umfangreiche Angebotsverbesserungen zurückzuführen. Dazu zählten Taktverdichtungen auf mehreren wichtigen Linien, Streckenverlängerungen und auch die Aufwertung des StadtBus 144 zum MetroBus 59.

Ausbau freigeben

MVG-Chef Herbert König: „Die MVG-Fahrgastzahlen legen seit 2004 ununterbrochen zu, und zwar weitaus stärker als im Bundesschnitt. […] Gleichwohl kann es nicht endlos weiter nach oben gehen, wenn wir nicht in absehbarer Zeit die Kapazitäten auch unserer Infrastruktur erweitern. Wir beschaffen zwar kontinuierlich mehr und größere Fahrzeuge. So erwarten wir in Kürze weitere Buszüge; die neuen U-Bahnzüge bringen noch mehr Kapazität und ab Ende 2017 kommen größere Trambahnen. Das allein hilft aber nicht mehr weiter, wenn dann bald die Strecken voll sind. Hier ist die Politik gefragt, endlich den Weg für die Tram-Westtangente und die Tram-Nordtangente freizumachen sowie der U9-Spange größtmögliche Priorität zu geben.“

Knorr-Bremse eröffnet Entwicklungszentrum

Nach knapp zweijähriger Bauphase war es am 23. Juni 2016 soweit: Im Beisein von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft wurde das neue Entwicklungszentrum des Knorr-Bremse Konzerns in München offiziell eröffnet.
„[…] An diesem Ort bringen wir Ingenieure und Techniker aus beiden Divisionen – Systeme für Schienenfahrzeuge und Systeme für Nutzfahrzeuge – zusammen. Mit dieser Bündelung von Know-how rund um die Bremssysteme nutzen wir Synergien und schaffen Mehrwert für unsere Kunden. […]“, sagte Klaus Deller, Vorsitzender des Vorstands der Knorr-Bremse AG.

100 Prüfstände und Testeinrichtungen

In dem Neubau finden sich auf einer Fläche von knapp 17.000 Quadratmetern auf fünf Etagen insgesamt 100 moderne Prüfstände und Testeinrichtungen für die technische Erprobung und Qualitätssicherung. Er bietet Arbeitsplätze für 350 Ingenieure und Techniker. Insgesamt 90 Mio. Euro hat Knorr-Bremse in das Entwicklungszentrum investiert, das in weniger als zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt und in Betrieb genommen werden konnte.
Ziel ist es, die nächste Generation von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge zu entwickeln, die den zukünftigen Anforderungen Rechnung trägt. Beispielsweise arbeiten die Knorr-Bremse Entwickler im Bereich Systeme für Schienenfahrzeuge an zukunftsweisenden Lösungen, die ein verschleißarmes und punktgenaues Abbremsen von Zügen ermöglichen werden – unabhängig von Beladungszuständen oder Witterungseinflüssen. Damit können Taktzeiten verkürzt und die Pünktlichkeit weiter verbessert werden.

Braunschweiger Verkehrs-GmbH schreibt zwei weitere Elektro-Gelenkbusse aus

In Braunschweig fahren seit 2014 rein elektrisch betriebene Busse, die per induktiver Schnellladung mit 200 kW innerhalb kurzer Zeit berührungsfrei geladen werden auf der 12 km langen Ringlinie M19 im Fahrgastbetrieb. Das Projekt EMIL (Elektromobilität mittels induktiver Ladung) soll nun mit neuen Bussen ausgeweitet werden. Bisher sind Elektrobusse von Solaris im” Einsatz.
Die Braunschweiger Verkehrs-GmbH hat zwei weitere Elektro-Gelenkbusse ausgeschrieben. Inhalt der Ausschreibung ist die Herstellung und Lieferung von zwei voll betriebsbereiten Niederflur-Elektro-Gelenkbussen mit integriertem und uneingeschränkt im Buslinienbetrieb nutzbarem induktiven 200 kW-Schnellladesystem (Primove 200/Bombardier oder passender Schnittstelle zur verbauten Infrastruktur) für den Einsatz im innerstädtischen Busnetz der Braunschweiger Verkehrs-GmbH. Der Auftrag beinhaltet neben der Buslieferung auch die Konzeption und vollständige Integration sowie das Zulassungsverfahren des ladeseitig erforderlichen Zubehörs samt aller Einweisungen und Dokumentation.
Nähere Informationen zum Projekt EMIL finden Sie hier

Leitfaden für den barrierefreien Aus- und Umbau von Bushaltestellen im VRN

Der Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN) hat einen Leitfaden mit Empfehlungen für den barrierefreien Aus- und Umbau von Bushaltestellen als verkehrspolitische Leitlinie beschlossen. Während in den Großstädten, wie z.B. in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen und im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bereits zahlreiche Haltestellen barrierefrei ausgebaut sind, besteht vor allem an den über 7.000 Haltestellen in den Landkreisen und den Mittelzentren im VRN-Verbundgebiet ein besonderer Handlungsschwerpunkt.
Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des neuen Personenbeförderungsgesetzes (PBefG), wonach die Nahverkehrspläne der einzelnen Städte und Landkreise im VRN als Aufgabenträger für den Busverkehr die Belange mobilitätseingeschränkter Menschen mit dem Ziel zu berücksichtigen hat, für die Nutzer des ÖPNV bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit zu erreichen.

Komprimierte Informationen für praxistaugliche Umsetzung

Die Nahverkehrspläne treffen jedoch derzeit keine Aussagen dazu, wie eine barrierefreie Haltestelle auszusehen hat. Genau hier setzen die Empfehlungen des Leitfadens an. So existieren bereits eine Vielzahl von Gesetzen, Normen und Richtlinien zur Barrierefreiheit. Diese sind vor Ort aber häufig nicht bekannt oder werden nicht beachtet. Mit den vorliegenden Empfehlungen fasst der VRN die wesentlichen Inhalte zusammen und will den Aufgabenträgern und Planungsbüros komprimierte Informationen für eine entsprechende Umsetzung an die Hand geben.
Zur Gewährleistung der Praxistauglichkeit wurde der Leitfaden zur barrierefreien Gestaltung von Haltestellen in enger Abstimmung mit den Behindertenverbänden, den ÖPNV-Aufgabenträgern, den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg sowie den Verkehrsunternehmen im VRN erarbeitet.

Großprojekt Thameslink: Züge von Siemens nehmen in London den Betrieb auf

Die ersten Regionalzüge vom Typ Desiro City von Siemens für das Thamesa-Netz im Großraum London sind jetzt im Fahrgastbetrieb. Der Betreiber Govia Thamesa Railways (GTR) setzt die Züge zunächst zwischen Bedford und Brighton ein, gefolgt von den Strecken nach und von Cambridge und Peterborough sowie weiteren Zielen in den Grafschaften Kent und Sussex. Bis Ende 2018 werden insgesamt 115 Züge ausgeliefert. Siemens übernimmt langfristig für die neue Zugflotte die komplette Wartung und Instandhaltung.
„Bei der Entwicklung der Züge haben wir besonderes Augenmerk auf den Nutzen für die Fahrgäste gelegt. Die Züge sollten die Kapazitäten auf der Thamesa-Strecke erhöhen, zuverlässig und hoch verfügbar sein und dabei gleichzeitig den Fahrgastkomfort verbessern“, sagte Jochen Eickholt, Chef der Bahnsparte von Siemens. Gerry McFadden, Technischer Direktor von Govia Thamesa Railways ergänzt: „Wir freuen uns, dass unser neuer Thamesa-Zug so gut unterwegs ist. Wenn sich der Zug weiterhin so bewährt, werden wir beginnen, ihn auch auf der Strecke durch London nach Bedford einzusetzen. Letztendlich werden wir mit diesem Zug in der Lage sein, die dringend benötigte zusätzliche Kapazität den Fahrgästen zur Verfügung zu stellen. Die längeren Züge bieten in der Standard-Klasse mindestens 1.000 Sitzplätze mehr während der Hauptverkehrszeiten.“ Die Fahrgastzahlen im Thamesa-Netz sind enorm gestiegen. Allein in den vergangenen zehn Jahren wurde eine Zunahme von 40 Prozent verzeichnet und in den kommenden Jahren wird eine weitere deutliche Steigerung erwartet. Um diesen Kapazitätsanforderungen gerecht zu werden und vor allem die Hauptverkehrszeiten in der Londoner Innenstadt besser abdecken zu können, wurde das staatlich geförderte Thamesa-Programm aufgelegt. Rund sechs Milliarden Pfund fließen in den Bau neuer Stationen, die Erweiterung der Fahrgleise und Routen sowie neue, längere Züge und Signaltechnik, die einen U-Bahn-ähnlichen Service ermöglichen. Ziel ist es, dass Ende 2018 zu den Stoßzeiten alle zwei bis drei Minuten ein Zug auf dieser Strecke durch die Londoner Innenstadt fährt. Dies entspricht 24 Zügen pro Stunde. Mit der Inbetriebnahme der ersten Züge der Klasse 700 wurde ein wichtiger Meilenstein dieses Programms erreicht. Die Züge bieten über 80 Prozent mehr Sitzplätze zu den Stoßzeiten in der Londoner Innenstadt und sind im Vergleich zu der bestehenden Flotte rund 50 Prozent länger. Sie können 1.750 Fahrgäste befördern. Breite Türen ermöglichen einen schnellen Fahrgastwechsel. Elektronische Anzeigetafeln zeigen an, in welchem Wagen noch Plätze frei sind.
Für die Verfügbarkeit der Züge zeichnet Siemens auf Basis eines langfristigen
Wartungsvertrags verantwortlich. Dafür wurden zwei Depots errichtet. Das Depot im Süden von London, in Three Bridges, wurde bereits in Betrieb genommen. Das Depot in Hornsey, im Londoner Norden, wird im Laufe dieses Jahres in Betrieb gehen. Hier werden mit Hilfe vorausschauender Wartung Leistung und Verschleiß einzelner Zugkomponenten digital überwacht. Das ermöglicht, Teile auszutauschen, bevor überhaupt eine Störung auftritt. Außerdem erhöht sich die Verfügbarkeit der Züge und insgesamt die Zuverlässigkeit des Londoner Nahverkehrs. Insgesamt hat Siemens über 300 Millionen Pfund (390 Mio. Euro) in den Bau und die Ausstattung der Depots investiert.

Eisenbahnbranche sollte Wartung und Instandhaltung weiter digitalisieren – 20 Prozent Kosteneinsparungen möglich

Wartung und Instandhaltung gehören zu den größten Kostenpunkten bei Eisenbahnunternehmen, egal ob Personen- oder Güterverkehr, staatlich oder privat betrieben. Seit den Eisenbahnreformen der 1990er Jahre haben europäische Betreiber in diesem Bereich viel verbessert, mit dem Ergebnis, dass sich heute 44 Prozent von ihnen selbst als "gut aufgestellt" und 9 Prozent als "best-in-class" einstufen. Beim Thema Verfügbarkeit des rollenden Materials sehen sich sogar 20 Prozent in der Spitzengruppe.

Doch diese Selbsteinschätzung ist zu optimistisch, so die aktuelle Analyse von Roland Berger "On the digital track – Leveraging digitization in rolling stock maintenance". Denn die zunehmende Liberalisierung der Eisenbahnmärkte auf der einen und der unaufhaltsame Trend zur Digitalisierung auf der anderen Seite zwingen Eisenbahnbetreiber dazu, sich weiter zu verbessern, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Vor allem weitere Kostensenkungen sind erforderlich.

"In den vergangenen 70 Jahren hat der Schienenverkehr gegenüber dem Straßenverkehr kontinuierlich Marktanteile verloren", erklärt Andreas Schwilling, Partner von Roland Berger. "Und mit zukünftig autonom fahrenden Pkw und Lkw sowie einer stärkeren Vernetzung von Verkehrsmitteln sind die nächsten Herausforderungen für die Bahnbranche bereits absehbar. Deshalb sollten die Betreiber ihre Produkte und Services verbessern und gleichzeitig ihre Betriebskosten senken, unter anderem für Wartung und Instandhaltung."

Das sehen auch die meisten der von Roland Berger befragten Bahnmanager so: 74 Prozent betrachten die operative Effizienz einschließlich der Verbesserung von Flexibilität und Qualität als oberste Priorität. Und knapp die Hälfte (46%) sieht das Thema Digitalisierung weit oben auf der Agenda.

Digitalisierung spart 20 Prozent der Instandhaltungskosten

Für Bahnexperte Schwilling sind die beiden Themen eng verknüpft: "Die Digitalisierung ist ein guter Ansatz, um die Effizienz zu steigern: Damit können Bahnbetreiber allein bei der Instandhaltung rund 20 Prozent der Kosten sparen. Denn damit lassen sich längere, flexiblere Intervalle und kürzere Ausfallzeiten erzielen. Entscheidend ist allerdings, dass die Digitalisierung richtig verstanden und umgesetzt wird."

Am weitesten sind bei diesem Thema die klassischen Bahnen. Digitale Lösungen optimieren die Instandhaltungsplanung und das Management des rollenden Materials. Dadurch steigen ihre Verfügbarkeit und Produktivität; Bahnbetreiber müssen so weniger Fahrzeuge anschaffen und bereithalten. Die Kosten amortisieren sich somit sehr schnell. Doch Andreas Schwilling sieht noch Nachholbedarf: "Software, Sensoren und andere digitale Werkzeuge sind nur die eine Seite. Den Unternehmen fehlt oft die nötige Expertise, um die vorhandenen Daten auszuwerten und innovative Lösungen auch so einzusetzen, dass ihre positiven Effekte optimal genutzt werden."

Neue Denkweise erforderlich

Um das Potenzial der Digitalisierung in der Bahnindustrie voll zu nutzen, ist eine neue Denkweise notwendig. Die Roland Berger-Experten haben daher sechs Handlungsempfehlungen entwickelt, mit denen Eisenbahnhersteller und -betreiber Wartung und Instandhaltung ihres rollenden Materials besser digitalisieren können.

1. Datensharing

Je größer der Datenpool, desto besser die Ergebnisse der Datenanalyse, zum Beispiel zu technischen Fehlern, Abnutzung oder Verschleiß. Bahnbetreiber sollten noch stärker das Modell der "Coopetition" praktizieren: Zusammenarbeit (Cooperation) bei Wartung und Instandhaltung, Wettbewerb (Competition) bei Betrieb, Verkauf und Marketing ihrer Angebote.

2. Investitionen in Sensoren

Es gibt bereits eine Vielzahl an Daten für Eisenbahnfahrzeuge. Wo noch Informationen fehlen, empfiehlt sich der Einbau zusätzlicher  Sensoren, idealerweise während einer umfangreichen Wartungsmaßnahme oder einer Modernisierung.

3. Blick auf das große Ganze

Unternehmen sollten ihre digitalen Bemühungen auf die gesamte Wertschöpfungskette ausdehnen: von der Überwachung des Materials über die Wartungsplanung bis hin zur operativen Tätigkeit im Betriebswerk. Nur durch einen ganzheitlichen Blick auf die Lebenszykluskosten von Waggons, Lokomotiven und anderen Betriebsmitteln lässt sich der Prozess ganzheitlich optimieren.

4. Experten hinzuziehen

Externe Experten, wie Spezialisten für Datenanalyse oder digitale Startups, bringen innovatives, digitales Know-how mit. Eisenbahningenieure lernen so, neue Methoden zum Ressourcenmanagement und Wartungsroutinen zu entwickeln, ohne dabei Sicherheitsbestimmungen außer Acht zu lassen.

5. Anwendung innovativer Methoden

Crowd-Plattformen, Hackathons (Soft- und Hardwareentwicklungsveranstaltungen) und Design-Thinking (Workshops von Menschen unterschiedlicher Disziplinen) sind neue Methoden, um die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben.

6. Verbesserung operativer Exzellenz

Parallel zur Digitalisierung sollten aber Bahnbetreiber auch die klassische Optimierung weiterführen: vom Einkauf und Beschaffung über die Produktion bis hin zur kontinuierlichen Verbesserung in Depots und Werkstätten."Mithilfe dieser Maßnahmen können Bahnbetreiber und -hersteller ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern", fasst Andreas Schwilling zusammen. "Und die – in der Regel staatlichen – Aufgabenträger und Besteller für Transportdienstleistungen können die entsprechende Vorgaben festlegen und so den Takt für die Digitalisierung vorgeben".

Die Studie können Sie hier kostenlos herunterladen

Ticket-Kauf für den MVV jetzt auch im DB Navigator per App möglich

Die Buchung von Tickets des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) ist jetzt im DB Navigator per App, entweder nach Nutzung der Fahrplanauskunft (Einzelfahrschein und Tagestickets) oder per Direktauswahl im neuen Fahrkartenshop in der App möglich. Hier steht ein umfangreiches Ticketangebot wie beispielsweise Mehrtageskarten und die CityTourCard zur Auswahl. „Die Buchbarkeit von Verbundtickets im DB Navigator erleichtert das Reisen im Nahverkehr. Mit dem MVV ist der erste Schritt ist gemacht, weitere Verbünde werden folgen“, sagt Mathias Hüske, Geschäftsführer Digital Business von DB Vertrieb.