Immer häufiger kommt es laut Bayrischem Rundfunk rund um den Münchner Hauptbahnhof zu gewalttätigen Zwischenfällen durch Betrunkene. Nach Beobachtungen der Polizei trinken unter dem nierenförmigen Vordach – dem sogenannten Schwammerl – oft mehr als 100 Leute teilweise über Stunden hinweg erhebliche Mengen Alkohol. Seit 2015 ist dort die Zahl der registrierten Straftaten um rund 130 Prozent gestiegen, bei den Körperverletzungen verzeichnet die Polizei sogar ein Plus von 165 Prozent.
Nun will die Stadt handeln. Sie plant zwischen 22 und 6 Uhr ein Alkoholverbot rund um den Hauptbahnhof. Heute hat der Kreisverwaltungsausschuss im Stadtrat für das Verbot gestimmt. Die Grünen hingegen sind skeptisch, ob die Probleme mit reiner Ordnungspolitik zu lösen sind. Sie halten das Verbot für einen "Schlaghammer", der keine Lösung bringe. Dadurch würden die Menschen nur an einen anderen Standort verdrängt. Sie fordern stattdessen professionelle Mitarbeiter aus dem Sucht- und Präventionsbereich mit einzubeziehen, wie sie auch im Drogenbereich eingesetzt werden. Mehrfache stichpunktartige Recherchen des Bayerischen Rundfunks am Schwammerl ergaben, dass sich hier spät abends – also zur Zeit des geplanten Verbotes – nur wenige Stammsteher versammeln, tagsüber jedoch waren häufig bis zu 70 Trinker dort anzutreffen.
Wenn der Stadtrat zustimmt, gilt das Verbot zunächst für vier Jahre. Die Flasche Wein in der Reisetasche ist nicht betroffen, geächtet werden nur Getränke, die erkennbar zum Trinken an Ort und Stelle gekauft wurden. Im Bahnhof selbst ist Bier- und Weintrinken derzeit noch erlaubt. Allerdings plant auch die Bahn, den Konsum von Alkohol auf den gesamten Bahnflächen des Münchner Hauptbahnhof zu verbieten. Das Verbot könnte laut Kreisverwaltungsreferat schon im Januar in Kraft treten.