Aktion Münchner Fahrgäste trauert um Andreas Nagel

Die Aktion Münchener Fahrgäste trauert um ihren Gründer und Sprecher Andreas Nagel (57). Dieser verstarb völlig unerwartet am vergangenen Freitag auf dem Weg zum Arzt infolge einer Lungenembolie.

Der aus dem Schwäbischen stammende Diplom-Ingenieur für Schienen-Verkehrstechnik kam in den 80er Jahren zum Studium nach München. Weil damals das Rathaus die Trambahn aufs Abstellgleis schieben wollte, gründete er 1989 die Aktion Münchner Fahrgäste. Ohne ihn würde die Linie 25 heute wahrscheinlich nicht mehr bis nach Grünwald fahren. Der Erhalt und Ausbau der Münchner Trambahn lag ihm bis heute besonders am Herzen. 1994 startete er die beliebte Christkindl-Trambahn. Seit 1997 gab es den ehrenamtlich betriebenen Info-Kiosk im Stachus-Untergeschoss, der aufgrund von Umbauarbeiten inzwischen zum Isartor umziehen musste. Im gleichen Jahr ging auch der MVV-Fahrgastbeirat an den Start, deren Sprecher er in den ersten beiden Amtszeiten war. Auch die Silvester-S-Bahn geht auf eine Initiative von ihm zurück.

Nagel kämpfte leidenschaftlich für vielfältige Verbesserungen im Nahverkehr. Er setzte sich für den „Takt 10 bis 10“ bei der Trambahn ein, der 2013 an den Start ging. Auch die zur gleichen Zeit eingeführten flexiblen Zeitkarten gingen auf seine Forderungen zurück. Die Wiedereinführung einer Buslinie in Moosach erkämpfte er leidenschaftlich mit den Anwohnern. Im Januar 2004 erhielt die Aktion Münchner Fahrgäste mit der Aktion Mobil e. V. eine gemeinnützige Dachgesellschaft.

Für besondere Leistungen verlieh Nagel Verantwortlichen und Politikern Preise: 2009 würdigte er S-Bahn-Chef Bernhard Weißer für die gute Kommunikation, die dieser mit den Fahrgästen, den Anwohnern und den politisch Verantwortlichen pflegt. Der damalige OB Christian Ude erhielt den Goldenen Schienennagel für seinen Trambahnausbau, während CSU-Fraktionschef Hans Podiuk für die Blockadepolitik beim ÖPNV-Ausbau den goldenen Hemmschuh verliehen bekam. Aktuell kämpfte er weiterhin für gerechtere Tarife sowie den Bau des Regionalzughalts Poccistraße.

Nach dem Tod von Dominik Brunner initiierte Andreas Nagel das Zivilcourage-Training „mit Herz und Verstand“. Mit Unterstützung des Polizeipräsidiums München, der Bundespolizeiinspektion München, der Dominik-Brunner-Stiftung, des MVV sowie der Münchner Feuerwehr werden jeden Monat kostenfreie Verhaltenstrainings für Fahrgäste im Verkehrszentrum des Deutschen Museums durchgeführt. Tausende von Teilnehmern haben dort seitdem einfache und praxisorientierte Handlungsempfehlungen gelernt, um sich selbst oder anderen Personen in Not- und Bedrohungssituation zu helfen. 2012 erhielt Nagel hierfür den Bayerischen ÖPNV-Preis sowie den Deutschen Schienenverkehrspreis.

Auch beruflich drehte sich bei Nagel alles um den Schienenverkehr. Bei Krauß-Maffei in Allach, inzwischen Siemens Transportation Systems, nahm der Eisenbahningenieur Lokomotiven in Betrieb. Nagel gestaltete München auch politisch. Seit 22 Jahren war er für die Partei David contra Goliath (DacG) Mitglied des Bezirksausschusses BA 13 (Bogenhausen).

Die Aktion Münchner Fahrgäste verliert mit ihm einen engagierten Kämpfer und aufrichtigen Freund, der stets für Fragen und Anliegen der
Fahrgäste ein offenes Ohr und eine Lösung hatte.

Der Trauergottesdienst findet heute um 19 Uhr in München (St. Ludwig, Ludwigstraße, Höhe Schellingstraße) statt.

Print Friendly, PDF & Email
Tags: No tags

Comments are closed.