Stadler liefert trotz Umweltkatastrophen rund 500 Fahrzeuge aus

Das Geschäftsjahr 2024 war für Stadler nebst großen Erfolgen am Markt und dem Gewinn von wichtigen Aufträgen geprägt von drei Umweltkatastrophen mit massiven Zerstörungen. Die folgenschweren Überschwemmungen im Wallis (CH), in Dürnrohr (AUT) und insbesondere in Valencia (ESP) führten zu massiven Verzögerungen und Unterbrüchen in der Produktion und beeinträchtigen die Lieferketten. Rund 350 Millionen Franken Umsatz mussten deshalb vom Geschäftsjahr 2024 ins Jahr 2025 und 2026 verschoben werden. Infolge der Umweltkatastrophen reduzierte sich die EBIT-Marge von Stadler auf 3,1 Prozent – Zwei Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnte Stadler strategisch wichtige Aufträge gewinnen und den Auftragsbestand auf 29,2 Milliarden Franken erhöhen.

Ende Juni 2024 flutete ein Unwetter die Rhone-Ebene und das Werk des strategischen Zulieferers Constellium im Wallis. Von 1200 Tonnen von Stadler eingelagerten Aluminium-Profilen mussten 850 Tonnen entsorgt werden. Stadler hat sofort Gegenmaßnahmen ergriffen und einen Teil der Produktion ins Constellium-Schwesterwerk im deutschen Singen verlegt. Seit Anfang Februar 2025 läuft die Produktion der Aluminiumprofile im Wallis wieder auf voller Kapazität. Constellium sollte den Rückstand bis August 2025 aufgeholt haben.

Im September 2024 brach ein Damm in Dürnrohr (Niederösterreich) und überschwemmte das Stadler Inbetriebsetzungszentrum für die neuen ÖBB-Doppelstockzüge KISS. Ein neuer Zug wurde zerstört.

Ende Oktober 2024 ereignete sich in Spanien bei Valencia eine Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß. Das Werk von Stadler blieb weitgehend unbeschädigt. Mehrere Außenlager wurden jedoch schwer in Mitleidenschaft gezogen. Schwer getroffen wurden rund 40 Zulieferer, deren Produktions- und Lagerhallen zerstört oder massiv mit Schlamm überflutet worden sind. Es fehlten notwendige Komponenten für die Fertigung der Züge und neue Lieferketten mussten und müssen weiterhin aufgebaut werden. Insgesamt mussten 200’000 Produktionsstunden von 2024 ins Jahr 2025 und 2026 verschoben werden. Um die Verzögerungen so gering wie möglich zu halten, hat Stadler Valencia sofort ein Aufholprogramm gestartet und setzt dieses konsequent um.

Dank des hohen Auftragseingangs von 6,4 Milliarden Franken steigt der Auftragsbestand per Ende 2024 auf 29,2 Milliarden Franken (2023: CHF 24,4 Milliarden). Der Umsatz liegt jedoch mit 3,3 Milliarden Franken rund zehn Prozent unter dem Vorjahr (2023: CHF 3,6 Milliarden). Hauptgrund sind die Folgen der drei Umweltkatastrophen und der daraus resultierenden Lieferverzögerungen. Rund 350 Millionen Franken Umsatz musste von 2024 ins Geschäftsjahr 2025 und ins Jahr 2026 geschoben werden.

3,1 Prozent EBIT trotz Umweltkatastrophen

Vor dem Hintergrund der Folgen der Naturkatastrophen sowie inzwischen gelösten Software-Problemen beim Auftrag der U-Bahn Berlin von Stadler Deutschland, erreichte das EBIT im Geschäftsjahr 2024 100,5 Millionen Franken (Vorjahr: CHF 183.3 Millionen) bei einer EBIT-Marge von 3,1 Prozent (Vorjahr: 5,1 Prozent). Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist dieses Ergebnis als gut einzuordnen. Auf Stufe Konzernergebnis verbuchte Stadler im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 55 Millionen Franken gegenüber 138,6 Millionen Franken in der Vorjahresperiode. Dank einem starken zweiten Halbjahr erreicht der Free Cashflow für das Gesamtjahr 140,1 Millionen Franken nach -384,7 Millionen Franken im ersten Halbjahr bzw. 749,1 Millionen Franken in der Vorjahresperiode. Die Investitionen (Capital Expeditures) liegen mit 232,9 Millionen Franken im Rahmen der Erwartungen und spiegeln die gute Auftragslage wider (Vorjahr CHF 244,3 Millionen).

Starkes Wachstum im Bereich “Signalling”

Das Berichtssegment “Signalling” verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr erneut ein starkes Wachstum. Der Auftragseingang steigt auf 520,1 Millionen Franken gegenüber 56,0 Millionen Franken in der Vorjahresperiode. Dieser starke Anstieg ist insbesondere auf den Großauftrag über 500 Millionen US-Dollar für ein Zugbeeinflussungssystem (CBTC) der Metro in Atlanta (USA) zurückzuführen. Dieser Auftrag ist gleichbedeutend mit dem internationalen Durchbruch im großen amerikanischen Markt, im zukunftsträchtigen Bereich Signalling.

Bedeutende Markterfolge in zahlreichen Weltregionen

Stadler konnte 2024 erneut in allen Produktsegmenten und in verschiedenen Weltregionen wie Polen, Frankreich oder den USA bedeutende Markterfolge erzielen und zahlreiche Aufträge gewinnen. In Saudi-Arabien schaffte das Unternehmen beispielsweise mit einer Lieferung von zehn Intercity-Zügen den Markteintritt. Im Oktober bestellte außerdem der Betreiber der Pariser Metro zwölf batterieelektrische Lokomotiven für Wartung und Ausbau des U-Bahn-Netzes.

Stadler ist Marktführer bei alternativen Antrieben

Stadler hat 2024 seine weltweit führende Position im Bereich der alternativen Antriebstechnologien wie Batterie- und Wasserstoffzüge weiter gestärkt. Allein in Europa stammen 50 Prozent aller Schienenfahrzeuge mit alternativen Antrieben von Stadler. Bis Ende 2024 wurden 280 Züge mit alternativem Antrieb verkauft, viele davon stehen bereits erfolgreich im Einsatz. Ein weiterer internationaler Bestseller sind die leichten und energiesparenden FLIRT-Züge.

Verjüngung im Verwaltungsrat

2024 hat die Generalversammlung mit Danijela Karelse und Niko Warbanoff zwei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt und den Generationenwechsel im Verwaltungsrat eingeläutet. Barbara Egger-Jenzer und Kurt Rüegg haben sich entschieden, sich nicht mehr für eine erneute Wahl zur Verfügung zu stellen.

Produktionsleistung wird massiv ansteigen

Der hohe Auftragseingang bei Stadler führt dazu, dass die Produktionsleistung in den kommenden Jahren massiv ansteigen wird. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern wendet Stadler im Segment «Rolling Stock» die konservative Rechnungslegung nach «units-of-delivery» an. Dies bedeutet, dass die Fahrzeuge grundsätzlich fertiggestellt und durch die Kunden abgenommen werden müssen, um den entsprechenden Umsatz und das Ergebnis zu realisieren. Dieser konservative Ansatz hat zur Folge, dass zwischen Vertragsunterzeichnung und der Umsatz- und Ergebnisrealisierung vier bis zu zehn Jahre liegen können.

Die bestehenden Herausforderungen, mit den massiven Folgen der Naturkatastrophen, erlauben es Stadler aktuell nicht, einen detaillierten Ausblick zum laufenden Geschäftsjahr 2025 zu kommunizieren. Unter der Annahme stabiler Lieferketten und dem getroffenen Maßnahmenpaket, erwartet Stadler aufgrund der guten Auftragslage für 2025 aus heutiger Sicht einen Anstieg der Umsätze und der EBIT-Marge auf zwischen vier und fünf Prozent.

Starkes Umsatzwachstum auf über 5 Milliarden Franken erwartet bis 2026

Aktuell arbeitet Stadler an 360 Aufträgen und hat im letzten Jahr rund 500 verschiedene Schienenfahrzeuge ausgeliefert. Aufgrund dieser guten Auftragslage und dem daraus folgenden Anstieg der Produktionsleistung erwartet Stadler bis 2026 ein starkes Umsatzwachstum auf ein Niveau von deutlich über fünf Milliarden Franken. Greifen die von Konzernleitung und Verwaltungsrat beschlossenen und konsequent angegangenen Maßnahmen, erwartet Stadler mittel- bis langfristig einen Anstieg der EBIT-Marge auf sechs bis acht Prozent.
 
Der Verwaltungsrat beabsichtigt zuhanden der Generalversammlung für das Geschäftsjahr 2024 eine Dividende von 20 Millionen Franken (CHF 0,20 pro Aktie) zu beantragen – gegenüber 90 Millionen Franken (CHF 0,90 pro Aktie) im Vorjahr.

Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.