Aus Sicht der Länder Berlin und Brandenburg, der Woiwodschaft Lubuskie sowie des VBB ist der derzeitige Infrastrukturzustand der bislang nicht elektrifizierten, auf deutscher Seite abschnittsweise noch eingleisigen Strecke Berlin – Kostrzyn – Gorzów Wielkopolski – Krzyż nicht ausreichend, um den künftigen Anforderungen für ein bedarfsgerechtes und zukunftsfähiges Verkehrsangebot gerecht zu werden. Die Strecke soll daher im Zielzustand durchgehend zweigleisig, elektrifiziert, für 160km/h und für 740m lange Güterzüge ausgebaut sein.
Insbesondere durch Industrieansiedlungen in Grünheide bei Berlin und das weitere Wachstum der grenzüberschreitenden Verkehre nach Polen wird die Strecke Berlin – Frankfurt (Oder) – Rzepin – Poznań absehbar an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Der Ausbau der Strecke über Kostrzyn bietet sich daher vor allem für den Güterverkehr als Alternative ohne weite Umwege an. Zugleich kann auch die Region von einem schnelleren und stabileren Regionalverkehrsangebot profitieren.
Die Strecke ist derzeit als „ABS Berlin – Müncheberg – Grenze D/PL“ im „potentiellen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplan (BVWP) enthalten. Die Länder Berlin und Brandenburg, sowie der VBB fordern nun mit dem Positionierungspapier u.a. eine Heraufstufung in den „vordringlichen Bedarf“ des BVWP und damit eine Finanzierung und Umsetzung des Ausbaus durch den Bund. Gemäß eines im Auftrag des VBB erstellten Gutachtens kostet der Ausbau auf den Zielzustand auf deutscher Seite mind. 1,3 Milliarden Euro.
Die Länder können diese Kosten nicht allein aufbringen, finanzielle Mittel des Bundes seien notwendig und auch angebracht im Hinblick auf die nationale und europäische Bedeutung der Strecke, so der VBB.
Aufgrund der langen Vorlaufzeiten für Planung und Umsetzung sind die Länder Berlin und Brandenburg bereits in Vorleistung gegangen und haben aufbauend auf dem o.g. Gutachten beim zuständigen Infrastrukturbetreiber DB InfraGO erste Planungen beauftragt (sogenannte Leistungsphasen 0/1 nach HOAI).
Zudem soll das Angebot der Verkehrsnachfrage folgend auch kurzfristig mit den beschränkten Möglichkeiten der bestehenden Infrastruktur weiter ausgebaut werden: Ab Dezember 2024 werden neu zwei Züge pro Stunde zwischen Berlin und Müncheberg (Mark) verkehren. Für diese Taktverdichtung werden sukzessive neue batterieelektrische Fahrzeuge (BEMU) vom Typ Siemens Mireo zum Einsatz kommen. Die Züge zwischen Berlin und Kostrzyn sollen zudem durchgehend in Doppeltraktion fahren. Mit beiden Maßnahmen wird das Angebot deutlich ausgebaut und stabilisiert.
Das unterzeichnete Positionspapier kann in polnischer und deutscher Sprache hier eingesehen werden.