Saubere, möglichst emissionsfreie Triebzüge sind das Rückgrat für umweltfreundlichen Personenverkehr auf der Schiene. Während in Europa erste Betriebsaufnahmen mit alternativ angetriebenen Zügen gestartet wurden, gehen andere Länder den Weg über die Elektrifizierung ihrer Netze. Mit rasantem Tempo verfolgen asiatische Staaten das ehrgeizige Ziel, den Regional- und Vorortverkehr auszubauen und rein elektrisch zu bedienen. Deutlich höhere Wachstumsraten für Auslieferungen von Elektrotriebzügen konnten in den vergangenen Jahren besonders in Indien und China beobachtet werden.
In Europa wiederum zeigt sich der Gesamtmarkt nach den schwierigen Corona-Jahren stabil und resistent, bleibt aber in der Geschwindigkeit vor allem bei der Dekarbonisierung der Flotte hinter den Erwartungen zurück. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Marktstudie „Multiple Units – Global Market Trends“, erhältlich ab September 2024.
Trotz der anhaltenden Unsicherheiten in der Weltwirtschaft wird der Markt für Triebzüge im Regional- und Vorortverkehr in den kommenden Jahren deutlich anwachsen. Mit einer jährlichen Steigerungsrate von 7,1% überschreitet der Neufahrzeugmarkt im Jahr 2028 voraussichtlich 16 Mrd. Euro (OEM, ohne After-Sales). Das derzeitige OEM-Niveau von etwa 12 Mrd. Euro für neue Fahrzeuge wird weitgehend von einstöckigen Regional- und Vorortzügen bestimmt, die etwa 70% des Gesamtvolumens ausmachen. Zukünftig werden doppelstöckige Einheiten und alternativ angetriebene Triebzüge (XMU) einen bedeutenderen Anteil einnehmen.
Die weltweiten Ambitionen zur Dekarbonisierung der Bahn werden mit dem Aufkommen von XMUs beschleunigt. Die Substitution von Dieseltriebzügen durch XMUs hat in einigen Ländern jüngst begonnen, allerdings langsamer als erwartet und gewünscht – zahlreiche Anlaufschwierigkeiten auf technischer, betrieblicher und finanzieller Seite prägen (noch) das Bild. Europa ist Vorreiter in der Entwicklung und Markteinführung der XMUs mit Batterie- oder Wasserstoffantrieb.
Batteriebetriebene Züge (BEMU) werden die Dieselzüge in den kommenden Jahrzehnten weitgehend ersetzen – Wasserstofftriebzüge (HMU) haben einen schweren Stand. Dennoch sind HMUs unter gewissen Voraussetzungen die bevorzugte Lösung, wie aktuelle Bestellungen zeigen. Aufgrund der teureren Anschaffungs- und Energiekosten gegenüber BEMUs sind Subventionsprogramme allerdings unerlässlich.
Der weltweite Markt für Triebzüge hat in den letzten Jahren zahlreiche Hürden genommen und geht derzeit gestärkt aus globalen Krisen hervor. Insbesondere die Aussichten für die Fahrzeugindustrie sind mit gut gefüllten Auftragsbüchern positiv. Diese üben jedoch auch Druck auf die Branche aus, die nach wie vor mit Herausforderungen im Zusammenhang mit Preissteigerungen, Arbeitskräftemangel und der Verfügbarkeit von Ressourcen zu kämpfen hat.
Alstom hat infolge der Neuausrichtung nach der Bombardier-Übernahme seinen Marktanteil gestärkt und liegt gemessen an den Auslieferungen der vergangenen fünf Jahre an der Spitze. In China hat die Großserienproduktion von Regionaltriebzügen den Staatskonzern CRRC zur Nummer zwei bei den Auslieferungen von Elektrotriebwagen weltweit gemacht. Die in Europa beheimatete Konkurrenz zeigt sich gut aufgestellt: Stadler holte mit über 200 ausgelieferten Triebzügen pro Jahr und hoher Marktpräsenz sowohl geographisch als auch produktspezifisch mächtig auf. Der schweizerische Zughersteller wird sich mit Siemens und CAF, die ebenfalls weltweit Marktanteile gewinnen konnten, in den kommenden Jahren in einem intensiven Wettbewerb behaupten müssen.
Quelle: SCI Verkehr GmbH