E-Bus-Beschaffung neu gedacht

Der ÖPNV steht in einem starken Spannungsfeld: Da sind einerseits die gesetzlichen Vorgaben der EU und der Bundesrepublik Deutschland, die den ÖPNV so schnell wie möglich emissionsfrei machen sollen, und auf der anderen Seite die extrem hohen Investitionskosten, die notwendig sind, um die E-Mobilität in die Fläche zu bringen. Das BMDV stellt ab sofort keine weiteren Förderungen bereit. Der Wettlauf um die Milliarden im Bundeshaushalt setzt sich in den Ländern, noch dramatischer aber in den Kommunen und Kreisen fort. Allein der Investitionsbedarf im Energiesektor beträgt laut Studien von BDEW und Deloitte 600 Milliarden bis 2030 und 1.000 Milliarden bis 2045.
Mehr als 45.000 Diesel-Linienbusse müssen bis spätestens 2045 durch emissionsfreie Fahrzeuge ersetzt werden, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorrechnet. Geschätzte Kosten für die Transformation: insgesamt 24 Milliarden Euro. Laut Klimaschutzgesetz muss der gesamte ÖPNV in den kommenden zwanzig Jahren auf CO2-neutrale Fahrzeuge umgestellt werden. Schon ab 2026 muss jeder dritte in der EU neu zugelassene Stadtbus emissionsfrei angetrieben werden.
Zum stärksten Treiber der Transformation dürften jedoch die Flotten-Grenzwerte für den jährlichen CO2-Ausstoß von neu verkauften Nutzfahrzeugen wie Reisebussen, Lkw und auch Stadtbussen werden. Neue Stadtbusse dürfen ab 2035 überhaupt kein CO2 mehr emittieren. Der CO2-Flotten-ausstoß der verkauften Nutzfahrzeuge eines Herstellers muss 2040 um 90 Prozent niedriger sein als im Referenzjahr 2019. Die Nutzfahrzeughersteller selbst müssen die Elektrifizierung ihrer Antriebstränge deshalb so schnell wie möglich umsetzen, im Bus- genauso wie im Lkw-Bereich. Gleichzeitig müssen die Hersteller ihre Produktionswerke so weit wie möglich standardisieren, um dem Wettbewerbsdruck standzuhalten. Das kleine Bussegment kann es sich schon gar nicht leisten, mehrere Antriebsarten parallel vorzuhalten.

Ende der Förderung des BMDV

Warten auf bessere Zeiten? Oder anpacken und umsetzen?

Verbände und Unternehmenssprecher trommeln dafür, dass sich das Füllhorn öffentlicher Gelder wieder öffnen möge. Der wichtigste Grund: In Deutschland sind E-Busse doppelt so teuer wie Dieselmodelle. Nach dem Auslaufen der Förderung hoffen Kommunen und Betreiber bisher vergeblich auf sinkende Preise. Einige warten ab, ob sich der politische Wind ein weiteres Mal dreht.
Doch die Zeit drängt, und die Lieferzeiten für E-Busse liegen nicht selten bei etwa einem Jahr. Woher sollen die finanziellen Mittel und das technische Know-how kommen, um die Dekarbonisierung auch bei den privaten Betreibern zu ermöglichen? Mit der Fahrzeugbeschaffung allein ist es schließlich nicht getan. Man benötigt neben dem Kapital auch die Expertise, die E-Mobilitätssysteme richtig auszulegen.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 5-2024.

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