KVG streicht viele Schienen in Kassel nach und nach weiß, damit sie sich im Sommer durch die Hitze nicht verziehen (Bild: KVG / Andreas Fischer)

Heiße Sommer verformen Schienen

Der Klimawandel macht auch vor der KVG-Infrastruktur nicht halt. In den längeren und heißer werdenden Sommern verziehen sich immer öfter die Schienen. Durch den verformten Untergrund wird der Betrieb mit Straßenbahnen und RegioTrams gestört oder gar unmöglich. Mitarbeit der KVG haben jetzt in Eigenregie ein Gerät konstruiert, um die Schienen zu weißen. Die helle Farbe soll Schienen vor zu großer Hitze schützen.

„Schwarze Schiene“ ist im öffentlichen Nahverkehr längst ein Begriff. Dies meint vor allem durch Laub verursachte dunkle Ablagerungen, wodurch Schienen vor allem in Herbst schnell rutschig werden. Bei der KVG kommt jetzt die „weiße Schiene“ ins Spiel. Auf Initiative von Michael Fiedler und Norman Denn haben Mitarbeiter der Infrastrukturabteilung in Eigenregie ein Gerät gebaut. Dieses wird wie eine Lore über das Gleis geschoben und spritzt dabei weiße Farbe seitlich an die Schienen. An dem Rahmen sind zwei akkubetriebene Lackierpistolen montiert. Der Clou ist der zentrale Farbbehälter: Ein ausrangierter Feuerlöscher. Der wurde, ganz im Sinne von Upcycling, oben aufgeschweißt und bietet Platz für bis zu sechs Liter Farbe.

„Bei einem Urlaub in Italien habe ich auf einer Eisenbahnstrecke weiße Schienen gesehen“, berichtet Ideengeber Michael Fiedler. Schnell war ihm klar: Die helle Farbe reflektiert Sonnenlicht und schützt damit den Stahl vor zu starker Erhitzung. „Bis zu acht Grad kann die Temperatur auf der Schiene gesenkt werden“, berichtet er von den Erfahrungen anderer Verkehrsunternehmen.

Im Sommer erhitzen sich Schienen, vor allem wenn sie nicht eingedeckt im Schotterbett liegen, auf bis zu 65 Grad. Der Stahl ist robust. Bei zu langer direkter Sonneneinstrahlung aber dehnt er sich aus, und die Druckspannung kann sich in so genannten Gleisverdrückungen entladen. Im rund 130 km langen Straßenbahnnetz der KVG passiert das einige Male im Jahr, zuletzt im Hochsommer 2023. Die Folgen sind Verspätungen von Bahnen, weil sie über diese Stellen nur langsam fahren können. Im schlimmsten Fall muss wegen der stark verformten Strecke der Betrieb eingestellt werden. Hinzu kommen Kosten von im Schnitt 25.000 Euro, um die Schienen wieder ins Lot zu bringen. Und das Risiko steigt mit heißer werdenden Sommern.

In den vergangenen Wochen wurden die ersten Gleisstrecken der KVG im Stadtgebiet sowie Abschnitte auf der Tramstrecke durch das Lossetal behandelt, und weitere werden folgen. Im Programm stehen zunächst Abschnitte mit Vignolgleisstrecken, die direkter Sonne ausgesetzt sind, insgesamt rund 40 km.

Quelle: KVG

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