„Die Verkehrsunternehmen mit ihrer Infrastruktur – Betriebshöfe, Werkstätten, Tankstellen – und ihren mit Diesel, Gas oder anderen flüssigen Kraftstoffen betriebenen Stadtbussen sind ein Eckpfeiler im Bevölkerungsschutz. Ob im Krisenfall, bei außergewöhnlichen Einsatzlagen oder Katastrophen – Linienbusse können nahezu sofort zur Evakuierung oder als beheizte Unterkünfte aus dem Liniennetz genommen und bedarfsgerecht eingesetzt werden.“
VDV-Vizepräsident Werner Overkamp
Damit dies auch in Zeiten der Umstellung auf batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Busse so bleibt, hat der VDV ein Positionspapier vorgelegt, das die Herausforderungen beschreibt und Lösungsansätze aufzeigt.
„Noch haben wir herkömmliche Busse in ausreichendem Maße im Bestand. Doch mit Blick auf 2035, wenn auch die Regionalbusse elektrifiziert sein müssen, brauchen wir deutliche Weiterentwicklungen in Bezug auf Reichweiten und verfügbare Lade-Infrastruktur. Das muss strategisch aufgebaut werden – und gelingt nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung: Ohne die Kolleginnen und Kollegen im Zivil- und Katastrophenschutz vor Ort wird die Branche das nicht schaffen – und es sind beachtliche Investitionen notwendig.“
Werner Overkamp
Laut Branchenverband VDV stellen die Verkehrsunternehmen ihre Busse im Ernst- und Bedarfsfall bereit – und ziehen diese dafür aus dem Linieneinsatz ab. „Das ist oft vom Einzelfall abhängig, etwa bei einer Bombenentschärfung oder bei einem Giftstoffalarm. In solchen Situationen werden Lösungen an den Fall speziell angepasst“, so Overkamp. Die Busse basieren derzeit vollständig auf fossilen Antrieben: „Kurze Betankungszeiten und eine entsprechend vorbereitete Infrastruktur einschließlich Tankstellen mit Notstromversorgung und ausreichender Kraftstoffbevorratung stellen seit Jahrzehnten sicher, dass auch bei Ausfall der Versorgung mit ausreichend elektrischer Energie für den Betrieb von S-, U- oder Stadtbahnen die Personenbeförderung oder andere Aufgaben aufrechterhalten werden können. Ebenso sind die Werkstätten und Tankstellen des ÖPNV Anlaufstellen für die Fahrzeuge der Rettungsdienste, die dort versorgt und gewartet werden.
„Die VDV-Fachgremien haben sich mit der Frage beschäftigt, was der ÖPNV mit seinen modernen Elektrobussen in Zukunft für den Bevölkerungsschutz leisten kann. Das wichtigste Ergebnis: Die Verkehrsunternehmen bleiben mit ihren Busflotten und ihrer Infrastruktur eine sichere Bank für die Bevölkerung – allerdings müssen Verkehrsunternehmen und Kommunen Vorsorge treffen“, so Overkamp. So weisen die VDV-Fachleute darauf hin, dass batterieelektrische Busse ohne eine funktionierende und verfügbare Energieinfrastruktur nicht geladen werden können und Verdichter und Vorkühler von Wasserstoffbetankungsanlagen nicht funktionieren. Aber auch die spontane Auslösung von Notverkehren ist problematisch, da der Einsatz von batterieelektrischen Bussen in der Regel genau auf den Linienumlauf abgestimmt ist und somit kaum ausreichend elektrische Energie für die dann notwendigen zusätzlichen Fahrten zur Verfügung steht.
Der Branchenverband hält einen konstruktiven Austausch und die Erarbeitung von Alternativkonzepten mit den kommunalen Entscheidungsträgern für dringend erforderlich. Werner Overkamp: „Die neue Herausforderung ist vor Ort noch nicht ausreichend bekannt“.
Das VDV-Positionspapier „Auswirkungen der Antriebswende im ÖPNV auf den Bevölkerungsschutz“ kann hier heruntergeladen werden.
Quelle: VDV