Die Nahverkehrs-praxis hat bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21) nachgefragt, wie es um die Inbetriebnahme der neuen Stadtbahnwagen steht. Die erste neue Bahn sollte ursprünglich bereits ab Sommer 2023 im Linienbetrieb eingesetzt werden.
Das B-Wagen-Projekt
Im Rahmen des B-Wagen-Projektes hat DSW21 im ersten Schritt 26 neue Stadtbahnwagen bestellt. Weitere acht Fahrzeuge hat das Dortmunder Verkehrsunternehmen mittlerweile nachgeordert, um im Sinne der Verkehrswende das Angebot für die Fahrgäste noch weiter verstärken zu können und insgesamt noch mehr an Flexibilität zu gewinnen. Dies geht mit zusätzlichen Investitionen in Höhe von rund 32 Mio. € einher. Das Gesamtvolumen des B-Wagen-Projekts beläuft sich somit auf etwa 250 Mio. €.
Die 64 Bestandsfahrzeuge der aktuellen Flotte werden von 2024 bis 2031 baugleich modernisiert und nach dem Umbau exakt dem Standard der Neufahrzeuge entsprechen. Am Ende des Projekts – und nach Ausmusterung von zehn älteren, aus Bonn gekauften Fahrzeugen – wird die Hochflur-Stadtbahnflotte von DSW21 dann um 24 Fahrzeuge auf 98 Fahrzeuge angewachsen sein.
Komplexer Zulassungsprozess
Bei den neuen Stadtbahnen handelt es sich um Fahrzeuge, die speziell für DSW21 konstruiert und gebaut werden. Dies hat auch mit der baugleichen Modernisierung von 64 Bestandsfahrzeugen zu tun. Die Fahrzeuge weisen Features auf, die bundesweit einmalig sind und zusätzliche Anforderungen an den Zulassungsprozess stellen. Beispielhaft sind hier die Absenkung der Luftfederung und die Zwischenraumüberwachung genannt. Somit sieht DSW21 keine Probleme, sondern stuft dieses komplexe Projekt auch im Hinblick auf den Zulassungsprozess positiv ein. Ein Großteil der Zulassungsfragen wird bei den Neufahrzeugen auch schon für die zu modernisierenden Fahrzeuge abgearbeitet, da diese annähernd baugleich sind.
Am Ende einer Vielzahl von Zulassungsunterlagen und Gutachten steht ein funktionales Sicherheitsgutachten, welches auch das Zusammenspiel aller verbauten Elemente betrachtet und sicherheitstechnisch bewertet. Grundsätzlich ist der umfangreiche Zulassungsprozess mit der TAB im Hinblick auf den genauen Umfang und den genauen Zeithorizont von den Fahrzeugherstellern im Vorhinein nur relativ vage einschätzbar. Dies zeigen auch Beispiele von anderen Verkehrsunternehmen. Alles wird dem Ziel untergeordnet, am Ende maximal sichere Fahrzeuge in den Betrieb nehmen zu können.
Parallel zu dem Zulassungsprozess wird weiterproduziert, und so stehen heute bereits neun Fahrzeuge zulassungsfertig auf dem Stadtbahn-Betriebshof von DSW21 in Dorstfeld. DSW21 hat bereits eine Vielzahl von Tests und technischen Überprüfungen an den Fahrzeugen durchgeführt. Die Ergebnisse all dieser Tests werden gegenwärtig von Gutachtern ausgewertet, dokumentiert und der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) bei der Bezirksregierung Düsseldorf als zuständiger Genehmigungsbehörde zur Prüfung zugestellt. Dies ist ein fließender, modularer Prozess, bei dem der TAB immer wieder inhaltsbezogen umfangreiche Datenpakete zur Verfügung gestellt werden. Die Fahrzeughersteller und DSW21 befinden sich mitten in diesem Prozess. Um die TAB-Checkliste abzuarbeiten, sind insgesamt mehr als 16.000 Dokumente vonnöten.
Erste Bahn soll im Frühjahr in Betrieb gehen
Die Zulassung des 1. Wagens ist besonders zeitintensiv. Die folgenden Neufahrzeuge werden in einer deutlich kürzeren Taktung zugelassen. Dabei ist von Vorteil, dass parallel bereits weitere Neufahrzeuge auf dem Betriebshof stehen und für die Abnahme vorbereitet sind.
Sobald die TAB-Zulassung für die erste Bahn der Serie erteilt worden ist, kann diese in Betrieb genommen werden. DSW21 geht nach aktuellem Stand davon aus, dass die Voraussetzungen zur erfolgreichen Erst-Inbetriebnahme in absehbarer Zeit von den Fahrzeugherstellern erfüllt sein werden, so dass voraussichtlich schon zur EM mehrere der neuen Stadtbahnfahrzeuge auf der Strecke sein können. Dies deckt sich mit der Einschätzung von DSW21 aus dem vergangenen Herbst, wonach die erste neue Bahn im Laufe dieses Frühjahrs in Betrieb gehen kann.
Quelle: DSW21