Auf dem Weg zu einer bundesweit garantierten Grundversorgung mit Bus und Bahn sollte die Bundesregierung mit Hochdruck ein Qualitätsmonitoring einführen und sich mit Ländern und Kommunen auf ein Zielbild einigen. Das empfiehlt der Thinktank Agora Verkehrswende auf Basis einer Datenanalyse mit Modellrechnungen zum Angebot des öffentlichen Verkehrs in Deutschland.
„Mit einer Mobilitätsgarantie kann der Staat seinem Auftrag zur Daseinsvorsorge nachkommen und die soziale Teilhabe stärken. Vor allem für ländliche und strukturschwache Regionen wäre das ein Meilenstein. […] Ein garantiertes Grundangebot mit Bus und Bahn kann gerade diese Menschen stärken und vor Mobilitätsarmut schützen.“
Dr. Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende
Die Bundesregierung hat bereits in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, „Erschließungs- und Qualitätsstandards für ein alltagstaugliches Mobilitätsangebot“ mit Ländern und Kommunen zu erarbeiten und damit möglichst „gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Regionen“ zu schaffen. Bei der Definition solcher Standards und der Analyse der Ausgangslage bietet es sich nach Einschätzung von Agora Verkehrswende an, wie Österreich und die Schweiz mit Güteklassen zu arbeiten.
Die Datenanalyse, die das auf Verkehrsplanung spezialisierte Unternehmen Plan4Better im Auftrag von Agora Verkehrswende erstellt hat, zeigt erhebliche Unterschiede und Lücken in der Versorgung mit Bus und Bahn in Deutschland. Der Anteil der Menschen, die keinen guten Zugang zum öffentlichen Verkehr haben, ist am höchsten in Flächenländern wie Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Bundesweit verfügen 20 Millionen Menschen (25 Prozent) nur über Zugang zu einem grundlegenden Angebot (Güteklasse E oder F) oder nahezu keinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr (keine Güteklasse).
Zusätzlich zur Ist-Analyse wurden drei Varianten für eine Mobilitätsgarantie berechnet. Bei der praktischen Umsetzung einer Grundversorgung können in ländlichen Regionen neben Linienverkehren flexible Kleinbusangebote eine wichtige Rolle spielen. In der kleinen Garantievariante braucht es nach den Modellrechnungen etwa 10 Prozent mehr gefahrene Kilometer im Linienverkehr, um den meisten Menschen mindestens einen Anschluss der niedrigsten Güteklasse F zu garantieren. Das entspricht mindestens einem Zweistundentakt an allen bestehenden Bushaltestellen. In der großen Variante hätten nahezu alle mindestens Zugang zu Güteklasse D beziehungswiese zu Abfahrten im 40-Minuten-Takt. Die Hälfte der Bevölkerung würde in Gebieten der Güteklasse A und B leben. Dafür müssten die Fahrplankilometer im Linienverkehr um 90 Prozent erhöht werden.
„Die Diskussionen über das Deutschlandticket dürfen nicht davon ablenken, dass Deutschland ein besseres Angebot im ÖPNV braucht.“
Philipp Kosok, Projektleiter Öffentlicher Verkehr bei Agora Verkehrswende
Beide Teile der Analyse stehen kostenlos zum Download zur Verfügung.
Quelle: Agora Verkehrswende