Seit Wochen ist der Regionalverkehr im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) teils massiv eingeschränkt. Baustellen im Eisenbahnnetz, eine marode Infrastruktur, fehlende Fachkräfte und zahlreiche krankheitsbedingte Personalausfälle führen zu Störungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Damit setzt sich bedauerlicherweise eine Tendenz fort, die sich bereits im vergangenen Jahr abzeichnete. Dies zeigt der gerade veröffentlichte SPNV-Qualitätsbericht 2022.
Insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal und ein hoher Krankenstand bei Triebfahrzeugführern wirken sich negativ auf die Betriebsqualität im Regionalverkehr aus. Hinzu kommen der schlechte Zustand der Infrastruktur sowie die zahlreichen, teils über mehrere Wochen dauernden Baustellen im Eisenbahnnetz. Zahlreiche Regionalexpress-, Regionalbahn- und S-Bahn-Fahrten sind entweder verspätet oder fallen komplett aus.
„Wir haben es aktuell mit einer außerordentlich angespannten Betriebslage im Regionalverkehr zu tun. Die Qualität der Leistungen hat sich deutlich verschlechtert. Deshalb suchen wir den konstruktiven Dialog mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und drängen darauf, die Situation im Interesse unserer Fahrgäste zu verbessern. Gleichzeitig wird bei der Nichteinhaltung der gesteckten Ziele automatisch Pönale fällig. Sofern Züge langfristig ausfallen, sind ein verlässliches Grundangebot und verständliche und nicht von Tag zu Tag wechselnde Ersatzfahrpläne von entscheidender Bedeutung.“
Gabriele Matz, Vorstandssprecherin des VRR
Sollte sich die Qualität der Leistungen nicht wesentlich verbessern, behält sich der VRR als Aufgabenträger für den SPNV vor, Abschlagszahlungen an Eisenbahnverkehrsunternehmen zu kürzen. Vorstandssprecherin Gabriele Matz betont: „Es ist für uns nicht akzeptabel, wenn über Wochen und Monate der Verkehr auf ganzen Linien oder Streckenabschnitt so massiv eingeschränkt ist. Alle Akteure müssen ihren Teil dazu beitragen, für die Menschen in der Region einen verlässlichen Regionalverkehr zu sichern.“
Die aktuell schlechte Betriebsqualität ist jedoch keine neue Entwicklung, sondern zeichnete sich bereits im letzten Jahr ab – dies zeigen die Ergebnisse des nun vorliegenden SPNV-Qualitätsberichtes. Auch 2022 führten zahlreiche externe Faktoren und der – teils Corona-bedingte – Personalmangel zu Verspätungen und Zugausfällen im Regionalverkehr.
Im Jahr 2022 waren die Regionalverkehrszüge im VRR mit einer durchschnittlichen Verspätung von zwei Minuten und 36 Sekunden unterwegs. Dies ist eine Verschlechterung um 43 Sekunden im Vergleich zum Vorjahr.
Baustellen im Eisenbahnnetz der Deutschen Bahn und die Abellio-Insolvenz führten 2022 zu einem teilweise ausgedünnten Fahrplan. Baubedingt fiel jede 15. Zugfahrt aus.
Oftmals führen auch nicht vorhersehbare Ereignisse dazu, dass Fahrten nicht stattfinden können: Im Jahr 2022 war dies bei jeder 15. Verbindung der Fall. Insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal wirkte sich negativ auf den Betrieb aus, weil immer wieder Fahrten wegen fehlender Triebfahrzeugführerinnen oder nicht besetzter Stellwerke ausfallen mussten. Nicht zuletzt beeinträchtige auch immer noch die Corona-Pandemie zu Beginn des Jahres 2022 den Regionalverkehr: Bedingt durch die Erkrankung und Quarantäne von Lokführerinnen und Werkstattmitarbeitenden kam es zu Personalengpässen und damit verbundenen Zugausfällen. Auch Streckensperrungen führten zu vermehrten Zugausfällen – beispielsweise durch Störungen der Eisenbahninfrastruktur, Bombenentschärfungen oder Personen im Gleis.
Quelle: VRR