Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. fordert auf der französischen Bahntechnikmesse SIFER technologieoffene Ansätze für die Elektrifizierung des deutschen und europäischen Schienennetzes. „Um die Elektrifizierungslücke von knapp 40 Prozent auf dem deutschen Schienennetz zu schließen, brauchen wir eine technologie-offene Elektrifizierungsstrategie für die Schiene. Die Bahnindustrie in Deutschland bietet maßgeschneiderte Lösungen an, um den Schienenverkehr konsequent zu dekarbonisieren“, sagt VDB-Hauptgeschäftsführerin Sarah Stark beim Round Table des französischen Bahnindustrieverbandes Fédération des Industries Ferroviaires (FIF).
Stark weiter: „Neben Oberleitungen können, abhängig von topographischen Gegebenheiten und Budgets, alternative Antriebe nicht-elektrifizierte Streckenabschnitte überbrücken“. Die Bahnindustrie in Deutschland ist Vorreiter für klimaneutrale Mobilitätslösungen und exportiert alternative Antriebstechnologien seit Jahren erfolgreich. Bereits 2016 feierte der erste Wasserstoffzug in und aus Deutschland Weltpremiere, Batteriezüge sind zugelassen und im Testbetrieb. Auch Biokraftstoffe sind auf der Schiene bereits erfolgreich im Einsatz. Die Nutzung alternativer Kraftstoffe ermöglicht den klimafreundlichen Weiterbetrieb von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bis zum Ende ihres technisch vorgesehenen Lebenszyklus. Das schont Ressourcen, weil Fahrzeuge nicht vorzeitig aus dem Verkehr gezogen werden müssen.
„Technologieoffene staatliche Förderungen sowie progressive Ausschreibungsverfahren sind die Schlüssel für den Einsatz alternativer Antriebe. Parallel muss die Elektrifizierung durch Oberleitung über schnellere Planungsverfahren und einen Investitionshochlauf weiter vorangetrieben werden“, so Stark. Die Bundesregierung setzt sich eine Erhöhung des Elektrifizierungsgrades des Netzes von heute knapp 62 Prozent auf 75 Prozent bis 2030 zum Ziel. Das setzt jedoch eine Verdopplung der Umsetzungsgeschwindigkeit voraus. Heute werden pro Jahr durchschnittlich 510 Streckenkilometer elektrifiziert. Klimaneutralität erfordert die Elektrifizierung von rund 950 Streckenkilometern pro Jahr.
Die Beschleunigungskommission Schiene, in der auch der VDB mitwirkte, habe, so Stark, in einer bislang nicht dagewesenen Schnelligkeit zukunftsweisende Impulse gegeben. Neben den großen Fragen der Finanzierungsarchitektur und der Bewerkstelligung des Netzausbaus, fänden sich dort auch ganz konkrete Vorgaben für eine beschleunigte Elektrifizierung. „Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind von der Politik mit Nachdruck und vergleichbarer Geschwindigkeit umzusetzen“, mahnt Stark an.
Quelle: Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V.