Als am 4. April 1897 die erste elektrische Straßenbahn auf dem Gebiet der heutigen Stadt Oberhausen ihren Betrieb aufnahm, war dies nicht nur die Geburtsstunde des öffentlichen Personennahverkehrs in Oberhausen, sondern auch des heutigen Verkehrsunternehmens STOAG Stadtwerke Oberhausen GmbH. Eine wechselvolle Geschichte kennzeichnet die Entwicklung des Nahverkehrsunternehmens.
Einen Tag vorher, am 3. April 1897, versammelten sich vor dem Bahnhof etwa 100 eingeladene Herren zur Jungfernfahrt. Die Rhein-Ruhrzeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 5. April 1897: „Die fünf Wagen, die dazu bestimmt waren – der erste reich bekränzt – bewegten sich … durch die Bahn- Markt- und Mülheimerstraße zur Zentrale, die in vollem Flaggenschmuck prangte und einer Besichtigung unterzogen wurde. Die Einrichtungen fanden den ungeteilten Beifall aller Besucher.“
Genau auf den Tag ein Jahr vorher hatte Oberhausen die Konzession für die Einrichtung der Bahn von der Königlichen Regierung erhalten. Die Tatsache, dass die noch junge Gemeinde Oberhausen als erste aller deutschen Städte den Bau und Betrieb in eigener Regie übernommen hat, machte den Oberhausener Straßenbahnbau zu einem kommunalpolitischen Ereignis ersten Ranges. Denn es gab durchaus Angebote privatwirtschaftlicher Betriebe. Aber Oberhausen ging das nicht geringe wirtschaftliche Risiko ein – die erste Linie mit einer Gesamtlänge von 7,2 Kilometern kostete immerhin 651.150 Mark. Weitere Strecken folgten Schlag auf Schlag, alle wurden eingleisig mit Ausweichplätzen angelegt.
Frühe Blütezeit
Auch in den Nachbarstädten wurden Straßenbahnstrecken eröffnet, die in Teilstrecken auf Oberhausener Stadtgebiet verliefen. Die erste Gemeinschaftslinie mit dem Nachbarbetrieb in Essen kam im Dezember 1924 zustande, ab 1928 gab es eine Gemeinschaftslinie mit der Mülheimer Straßenbahn. Im Oberhausener Norden entstanden Verbindungen nach Osterfeld und Sterkrade.
Mit dem umfangreichen Ausbau des Straßenbahnnetzes wuchsen Fuhrpark und Fahrgastaufkommen. Nutzen 1897 bereits 1.170.498 Personen das neue Verkehrsmittel, waren es 1928 rund 12 Mio Fahrgäste. Der Fuhrpark umfasste neben 52 Trieb- und 33 Beiwagen auch 20 Arbeitswagen.
Während der Oberhausener Osten sowie die Nachbarstädte Sterkrade und Osterfeld gut mit der Straßenbahn erreichbar waren, ließ die Verbindung Richtung Westen zu wünschen übrig. Das änderte sich am 18. Juni 1925 mit der Inbetriebnahme der rund neun Kilometer langen Autobuslinie nach Duisburg Meiderich. Mit diesem Tag beginnt die bis heute andauernde Ära des städtischen Omnibusverkehrs in Oberhausen.
Abschied von der Straßenbahn
Die Bombardements des Zweiten Weltkrieges führten zu immensen Schäden an der Verkehrsinfrastruktur und am Fuhrpark. Das Straßenbahnnetz wurde unter großen Anstrengungen wiederaufgebaut, aber nicht erweitert, die erforderlichen finanziellen Mittel zur Beschaffung neuer Straßenbahnwagen waren nicht vorhanden. Dem Omnibus kam immer mehr die Aufgabe zu, neu entstandene Wohngebiete zu erschließen, die nicht durch die Straßenbahn erreicht wurden.
Am 5. Juli 1965 fasste der Rat der Stadt Oberhausen auf Empfehlung des Aufsichtsrates der Stadtwerke den Beschluss, die öffentlichen Personenverkehrsmittel von Straßenbahn auf Busbetrieb umzustellen. Dabei sollte sich die Durchführung dieser Maßnahme nach den betrieblichen, wirtschaftlichen, finanziellen, vertraglichen, technischen und stadt- und regionalplanerischen Möglichkeiten, insbesondere in Hinblick auf die sozialen Belange der Belegschaft der Stadtwerke, richten. Der Straßenbahnbetrieb wurde sukzessiv eingestellt, am 13. Oktober 1968 fuhr die letzte Oberhausener Straßenbahn. Die Bürgerinnen und Bürger säumten die Straßen und zollten den Bahnen einen gebührenden Abschied.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 11-12/2022.