Billiger, schneller, weiter – so könnte er aussehen, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) der Zukunft. Im Koalitionsvertrag verpflichten sich die Ampel-Parteien im Lauf ihrer Legislaturperiode das Bus- und Bahnfahren angenehmer zu machen. Auch die Länder arbeiten an einem Konzept, wie der Nahverkehr in Deutschland im Jahr 2030 aussehen soll.
Die Hamburger leiten eine Arbeitsgruppe, der auch Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen und Thüringen angehören. In sechs Etappenziele wollen die Verkehrsexperten erreichen, dass sich die Menschen in Deutschland weniger häufig allein im Auto fortbewegen, sondern auf nachhaltige Verkehrsmittel umsteigen. In einem Berichtspapier, das Business Insider vorliegt, sind die Ziele genannt.
Zum einen soll das Angebot so ausgebaut werden, dass der Nahverkehr in Qualität und Häufigkeit mit dem Auto mithalten kann. Das soll dadurch gelingen, dass man in sogenannten Schwachlast-Räumen und -zeiten – wenn also wenige Fahrgäste unterwegs sind – auf Ruf-Verkehre setzt. Bei der Planung der Anschlüsse wird der Deutschlandtakt zwecks Synchronisation mit dem Schienenfernverkehr berücksichtigt.
Eine wichtige Voraussetzung dafür sei eine gute Infrastruktur und die Modernisierung der Flotte. Nur so könne ein verlässlicher Betrieb sichergestellt werden. Dabei sind die Länder und Kommunen selbst am Drücker: Denn sie verpflichten sich, in Zukunft bei der Raum- und Verkehrsplanung den Nahverkehr stets mitzudenken, damit die Flächen effizient genutzt werden. Wichtig nach Meinung der sieben mitarbeitenden Länder: Wenn bei künftigen Bauvorhaben der enge Raum aufgeteilt wird, hat der Nahverkehr oberste Priorität, notfalls zulasten des Autoverkehrs. So heißt es in dem Papier. Auch bei Ampelschaltungen solle künftig gelten: Nahverkehr fährt zuerst.
All das solle dazu beitragen, dass im Land eine Kultur entstehe, in der der ÖPNV ein hohes Ansehen genießt. Wichtig dafür auch die Digitalisierung, um effizienten und barrierefreien ÖPNV für Reisende bereitzustellen. Dazu gehört nach Meinung der Verkehrsexperten natürlich der Zugang zu Abfahrtzeiten und Kapazitäten in Echtzeit. Problem hierbei: Die Deutsche Bahn liegt gerade noch mit dem Bund im Clinch darüber, sie will ihre Echtzeitdaten nicht für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Für einen rundum gern genutzten ÖPNV schlagen die Verkehrsminister zudem noch ein digital verknüpftes Mobilitätsangebot vor, damit Fahrgäste „die erste und letzte Meile rund um eine ÖPNV-Fahrt“ ganz einfach mit Leihautos, -rädern oder -rollern zurücklegen.
Einen Punkt haben die Verkehrsexperten schon fast erfüllt: „Attraktive Tarife für eine niedrige Einstiegshürde, die nutzerorientiert nahtlose Reiseketten ermöglicht“, ist eines der sechs Etappenziele. Kommt das „Deutschlandticket“, wie es Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nennt, können die Bürger bundesweit mit einem Ticket zum Preis von 49 Euro im Monat im Nahverkehr unterwegs sein.
Punkt 5 „resiliente Finanzierung“ ist da noch umstrittener. Wie es aussieht, haben sich auch die Länderchefs und Ministerpräsidentinnen in diesen Tagen nicht auf die Finanzierung des Deutschlandtickets einigen können. Doch nur ausreichend Geld von Bund und Ländern bilde die „Grundlage für Zukunftsinvestitionen und attraktive Angebote“ im Nahverkehr, heißt es im Papier. Die Verkehrsminister der Länder schlagen auch neue Wege vor, über die Geld in die Kassen kommen soll. Beispielsweise die sogenannte Drittnutzerfinanzierung über verpflichtende Bürgertickets, eine Nahverkehrsabgabe oder einer Arbeitgeberabgabe.
Der größte Knackpunkt, egal ob bei Bussen oder Bahnen: Die Pünktlichkeit. Nur dadurch könne man den Fahrgästen planbare Reisen garantieren und sicherstellen, dass die Umstiege erreicht werden.
Endgültig beschlossen wurde von den Aufgaben allerdings noch keine.
Quelle: Business Insider