Wie die Berliner Zeitung berichtet, müssen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihren Chefposten neu besetzen. „Der Aufsichtsrat der BVG hat sich gegen eine Verlängerung des Vertrages ausgesprochen“, sagte Verkehrs-Staatssekretärin Meike Niedbal am Mittwoch im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses. „Wir brauchen mehr Impulse in Richtung Strategie“, und dabei müssten die Beschäftigten des Landesunternehmens mitgenommen werden, forderte die Grünen-Landespolitikerin. Wie jetzt bekannt wurde, fiel die Entscheidung unter ungewöhnlichen Umständen.
Das Votum im Aufsichtsrat, über das die Berliner Morgenpost zuerst berichtet hatte, wurde am 5. Oktober einstimmig und ohne lange Debatte gefällt. Sowohl die Vertreter der Arbeitgeber- als auch die der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat übernahmen die Empfehlung des BVG-Personalausschusses. Beide Seiten stimmten dafür, den Drei-Jahres-Vertrag mit Kreienkamp nicht über den 30. September 2023 hinaus zu verlängern und von der zuvor ebenfalls diskutierten fünfjährigen Verlängerung abzusehen. „Das ist deshalb ungewöhnlich, weil Einstimmigkeit bei solchen Entscheidungen nicht die Regel ist“, sagte ein Mitglied des Gremiums der Berliner Zeitung am Mittwoch.
Letztlich sei es eine ganze Kette von Themen gewesen, die zu dem Votum am Mittwoch vergangener Woche geführt hat. Derzeit gebe es Streit um die Ausstattung des Fahrpersonals mit Mobiltelefonen, bei der sich die Personalvertretung nicht ausreichend eingebunden fühlt. Das wesentliche Argument ist allerdings ein atmosphärisches, hieß es weiter. „Frau Kreienkamp hat bis heute keinen Draht zu den BVG-Mitarbeitern gefunden.“ Bei der BVG sei es üblich, dass Manager in Betriebshöfen, Werkstätten oder in anderen Bereichen auftauchen, um sich zu erkundigen, wo der Schuh drückt. Von der jetzigen Chefin wird dies nicht berichtet. Als 2021 auf einem Betriebshof ein Video zur „Jerusalema Dance Challenge“ gedreht wurde, sei sie erst kurz vorher gekommen, so der Bericht. Die Chance, bei der Gelegenheit länger mit Mitarbeitern zu sprechen, habe sie nicht ergriffen.
Im Senat vermisst man auch strategische Ansätze, wie die BVG schneller als bisher aus der coronabedingten Krise herauskommen könnte. Noch immer hat die Zahl der Fahrgäste nicht den Vor-Stand erreicht – zuletzt waren es 86 Prozent. Damit die Mobilitätswende in Berlin gelingt, müsse die BVG wieder eine größere Rolle im Nahverkehr spielen, hieß es. Allerdings wurden die Probleme, Personal zu gewinnen, noch nicht überwunden. Rund 900 Stellen sind unbesetzt.
Quelle: Berliner Zeitung