Laut einem Bericht der Tagesschau führt das 9-Euro-Ticket ersten wissenschaftlichen Auswertungen zufolge nicht dazu, dass viele Menschen ihr Auto stehen lassen. Eine positive Klimaschutzwirkung ist damit eher unwahrscheinlich.
Etwas mehr als zwei Monate nach dem Start des bundesweit gültigen Tickets wertet Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) das Projekt bereits als Erfolg. Dabei läuft die wissenschaftliche Auswertung noch. Und erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Sonderfahrkarte zwar durchaus Wirkung zeigt, aber kaum alle Hoffnungen und Ziele erfüllen kann.
“Viele der aktuellen Daten muss man mit Vorsicht genießen”, sagte der Projektleiter Öffentlicher Verkehr des Interessenverbands Agora Verkehrswende, Philipp Kosok, der Nachrichtenagentur dpa. Die Datenlage sei noch sehr dünn. “Das, was vorliegt, sind allerdings sehr alarmierende Daten. Es deutet darauf hin, dass mit dem 9-Euro-Ticket mehr Verkehr erzeugt und vor allem kaum verlagert wird.” Der Versuch habe somit keine positive Klimaschutzwirkung, möglicherweise sogar eine negative, sagte Kosok weiter. “Es deutet sich an, dass wir hier keinen klaren Klimavorteil mit dieser Aktion haben.”
Unter anderem waren sowohl bei Befragungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), als auch bei einer Untersuchung im Großraum München zuletzt herausgekommen, dass lediglich rund drei Prozent der Befragten ihr Auto zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs stehen ließen.
“Das Ticket führt zu einer höheren Nutzung des Öffentlichen Verkehrs, aber vor allem selektiv auf bestimmten Strecken, sogar soweit, dass dort der Verkehr zusammenbricht”, sagt Christian Böttger, Bahn-Experte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Eine Auswertung von Mobilfunkdaten durch das Statistische Bundesamt ergab Anfang Juli: “Im Juni 2022 lagen die bundesweiten Bewegungen im Schienenverkehr im Schnitt 42 Prozent höher als im Juni 2019.”
Das Problem: Rund ein Viertel der im ÖPNV angetretenen Fahrten wäre ohne das Ticket gar nicht erst gemacht worden, ermittelte der VDV. Es handelt sich also um zusätzliche Reisen und nicht um Ersatzfahrten, die sonst mit dem Auto gemacht worden wären. “Aus den bisherigen Untersuchungen lässt sich nur ein leichter Verlagerungseffekt von der Straße auf den Öffentlichen Verkehr von bestenfalls zwei bis drei Prozent erkennen”, sagt etwa HTW-Forscher Böttger.
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Quelle: Tagesschau