Nach Ablauf von zwei der drei Monate Gültigkeitszeitraum des bundesweiten 9-Euro-Tickets für die Nutzung des ÖPNV ziehen die privaten mittelständischen Omnibusunternehmen in Bayern in einer aktuellen Mitgliederumfrage des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen eine gemischte Bilanz.
Die Bürger zum Verzicht auf den PKW beim täglichen Weg zur Arbeit oder zum Einkauf bewegen – dieses von der Bundesregierung gesteckte Ziel wird mit dem 9-Euro-Ticket trotz des geringen Preises nur sehr eingeschränkt erreicht. Das zeichnet sich ab aus den Rückmeldungen zu einer Umfrage, die der LBO unter den rund 1.000 privaten Omnibusunternehmen in Bayern in den vergangenen Wochen durchgeführt hat. Demnach gebe es zwar seit Beginn des Angebots Anfang Juni sowohl an Werktagen wie auch am Wochenende eine spürbar höhere Auslastung auf den Linien, diese sei jedoch nur eingeschränkt auf die Zielgruppe der PKW-Umsteiger zurückzuführen. Vielmehr hätten gerade in den Pfingstferien wie auch an den Wochenenden viele Urlauber und Tagestouristen das Ticket für Ausflugsfahrten genutzt und damit ohnehin bereits stark frequentierte Verbindungen zusätzlich belastet. In der Folge sei es vielerorts zu Verspätungen, überfüllten Fahrzeugen und in der Folge leider auch zu für die Fahrer sehr belastenden Auseinandersetzungen mit Fahrgästen gekommen.
Massive finanzielle Einbußen in Verbindung mit dem Ticket beklagen außerdem zahlreiche Verkehrsunternehmen aufgrund vielfach stornierter oder nicht gebuchter Anmietverkehre, wie z.B. Schul- oder Vereinsfahrten, sowie Fernlinienfahrten. „Für einen Großteil der bayerischen Betriebe, die seit jeher auch im Gelegenheitsverkehr aktiv sind, stellt das Ticket eine steuerfinanzierte Kannibalisierung ihres Angebots dar.“, so LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das 9-Euro-Ticket zum ganz überwiegenden Teil den Menschen in den Ballungsräumen, wo ein gutes ÖPNV-Angebot bestehe, zugutekomme. Denn für die Bevölkerung in der Fläche Bayerns entscheide weniger der Preis des ÖPNV über die Nutzung als vielmehr das nicht ausreichend vorhandene Angebot. Der LBO fordert deshalb bei einer möglichen Fortentwicklung des 9-Euro-Tickets mindestens ebenso viele zusätzliche Mittel in den Ausbau des flächendeckenden ÖPNV zu investieren, wie in ein Anschlussticket selbst.
Quelle: LBO