Der ökologische Verkehrsclub VCD sieht in der Debatte um ein einfaches Ticketmodell eine Chance, die nicht verpasst werden darf. Neben dem Mangel an flächendeckenden Bus- und Bahnangeboten sei es vor allem die unübersichtliche Tarifstruktur, die viele bisher von einem Umstieg auf die Öffentlichen abhalte, so die Bundesvorsitzende des VCD, Kerstin Haarmann:
„Wer sich auf einer Deutschlandkarte die Grenzen der Verbundtarife anschaut, fühlt sich in die Kleinstaaterei des Mittelalters versetzt – überall stößt man auf virtuelle Schlagbäume. Das ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir müssen aufhören, den öffentlichen Verkehr aus Verbundsicht zu betrachten, und anfangen, von den Fahrgästen aus zu denken.“
Ergebnis dieses Umdenkens ist das Konzept des Länder-PlusTickets – einer Zeitkarte, die auch weite Fahrten im Regionalverkehr bundesländer-übergreifend und sogar deutschlandweit ermöglicht. Der Übergang in angrenzende Tarifzonen wird erleichtert. Das Länder-PlusTicket soll für insgesamt acht Großräume angeboten werden und auch für den jeweils ersten Halt im angrenzenden Geltungsbereich gültig sein. Damit würde es zum Beispiel für Berlin und Brandenburg oder für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland eine zusammenhängende Tarifzone geben. Wer will, kann darüber hinaus auch bundesweit im Regionalverkehr unterwegs sein.
„Die Tickets sollen für alle bezahlbar und gleichzeitig dauerhaft finanzierbar sein, ohne den notwendigen Ausbau auszubremsen“, erläutert Dominik Fette, VCD-Experte für klima- und sozialverträgliche Mobilität. So soll der Standardpreis für einen Großraum 75 Euro im Monat betragen, als Jobticket 60 Euro pro Monat. Als Sozialticket sowie für Schüler, Azubis und Studierende soll es für 30 Euro im Monat erhältlich sein. Das wäre auch der Preis für die Erweiterung um einen weiteren der acht Großräume. Für 135 Euro könnte ein Ticket für den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland erworben werden.
Mit dem Länder-PlusTicket allein sind die Probleme im Nah- und Regionalverkehr freilich nicht zu lösen, betont die Bundesvorsitzende Haarmann: „Der Umstieg auf Bus und Bahn wird nur gelingen, wenn das Angebot stimmt. Das Länder-PlusTicket hilft niemandem, dessen Dorf nur drei Mal täglich vom Schulbus angefahren wird. Deshalb brauchen wir flächendeckend einen massiven Ausbau des ÖPNV mit gesicherter Finanzierung. Wenn wir die Verkehrswende schaffen wollen, müssen Bus und Bahn künftig so einfach zu nutzen sein wie heute das Auto.“
Quelle: VCD