Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) war vor Marktstart davon ausgegangen, das Ticket könnte etwa 30 Mio. Nutzer pro Monat gewinnen. Berücksichtigt man, dass alle bisherigen Nutzer eines klassischen ÖPNV-Abonnements (ca. 10 Mio. Abonnenten) automatisch das 9-Euro-Ticket erhalten, so bedeutet dies: Etwa zwei Drittel der Besitzer erwerben das 9-Euro-Ticket im freien Verkauf.
„Gerade auf das Verhältnis zwischen bisherigen Neu- und Gelegenheits-Kunden des ÖPNV auf der einen und den Stammkunden mit Abo auf der anderen Seite wird es ankommen, wenn es um die effektive Verlagerung der Mobilität vom Pkw hin zu Bus und Bahn geht“, betont Prof. Dr. Andreas Krämer, CEO der exeo Strategic Consulting AG, Co-Autor der Studie OpinionTRAIN und Mitautor des kürzlich erschienenen Fachbuchs „Kundenwertzentriertes Management“ (Springer).
Der von exeo entwickelte Ansatz „PSM-Plus“ ermöglicht die Schätzung individueller Zahlungsbereitschaften für das 9-Euro-Ticket. Diese steigen – wie zu erwarten war – mit der Anzahl der Nutzungstage an und liegen im Mittel bei ca. 45 EUR pro Monat. Auch erwartbar war, dass die Zahlungsbereitschaft für das 9-Euro-Ticket bei Ticketbesitzern ohne ÖPNV-Abo geringer ist als im Abo-Segment (im Mittel mit ca. 36 EUR vs. 57 EUR pro Person und Monat).
Wenn der Netto-Nutzen für den Kunden („Value-to-the-customer“) als Eingangsgröße einerseits die maximale Zahlungsbereitschaft (ø 45 EUR pro Monat) einbezieht, die individuell sehr unterschiedlich sein kann, von der andererseits der gezahlte Preis von 9 EUR pro Monat abgezogen wird, dann errechnet sich ein mittlerer Wert pro Nutzerin und Monat von etwa 36 EUR. Bereits Mitte Juni wurde vom VDV die Anzahl von etwa 26 Mio. Kundinnen genannt und dies als Beweis für die hohe Akzeptanz des Tickets gewertet. Werden für den Monat Juni 2022 etwa 29 Mio. Nutzer zugrunde gelegt, dann beträgt der aggregierte Kundenwert 1,04 Mrd. EUR.
„Die Studienergebnisse geben ein erstes – sicher kein abschließendes – Bild zur Wirkungsweise des 9-Euro-Tickets. Entgegen der medialen Berichterstattung, die zunächst vor allem Probleme bei der Nutzung des Tickets in den Vordergrund stellte, wird erkennbar, dass das Angebot auf eine hohe Wertschätzung bei der Kundschaft stößt“, resümiert Johannes Hercher, Vorstand der Rogator AG und Co-Autor der Studie OpinionTRAIN.
Quelle: Rogator AG