Seit Herbst 2019 erprobt der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) in seinem Projekt „EASY“ (Electric Autonomous Shuttle for You) auf verschiedenen Testfeldern den Einsatz von autonomen Shuttles. Die jeweiligen Projektpartner konnten bereits wichtige Erkenntnisse zu den unterschiedlichsten Aspekten des Betriebs von autonomen Fahrzeugen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) – sowohl inmitten einer Großstadt als auch im ländlichen Raum – gewinnen. Dabei kamen Fahrzeuge der französischen Hersteller EasyMile und NAVYA zum Einsatz.
Aufgrund rechtlicher Vorschriften agierten die eingesetzten Fahrzeuge noch nicht wirklich autonom. Ein Sicherheitsfahrer, ein sogenannter Operator, war jeweils mit an Bord. Er konnte bei unlösbaren Situationen, die beim gegenwärtigen Stand der Technik noch auftreten, in das Fahrgeschehen eingreifen und damit einen hohen Sicherheitsstandard gewährleisten.
In der Nahverkehrs-praxis 1-2/2021 stellten die EASY-Projektpartner das erste Testfeld am Frankfurter Mainkai vor. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dem Folgeprojekt. Partner in beiden Frankfurter Testfeldern waren RMV, Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft mbH, Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH und Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF). Eingesetzt wurden hier ausschließlich Fahrzeuge des Herstellers EasyMile.
Betrieb ohne Operatoren – Projektidee und Umsetzung
Nach der erfolgreichen Absolvierung des ersten Projektes am Frankfurter Mainufer sollten nun Erfahrungen in einem praxisnahen, hochautomatisierten und autonomen Betrieb gesammelt werden. Das heißt, im Vergleich zu den bisherigen Testfeldern mit Operatoren wurde der Betrieb nun mit einer Überwachung durch eine Leitstelle durchgeführt. Zielsetzung des Projektes war vor allem die Erkenntnisgewinnung in Bezug auf die vorhandene Fahrzeug- und Softwaretechnik mit Blick auf die Gesetzesänderungen zum autonomen Fahren. Da zum Projektzeitpunkt aus rechtlichen Gründen ein vollautonomer Betrieb im öffentlichen Straßenverkehr noch nicht möglich war, wurde das Testfeld auf dem privaten und umzäunten Gelände der Stadtbahnzentralwerkstatt (Stzw) der VGF in Frankfurt-Rödelheim zwischen Februar und Dezember 2021 realisiert.
Vor Projektstart entwickelten die Partner mit Unterstützung von EasyMile ein Betriebsstufenkonzept, um ihren hohen Sicherheitsansprüchen Rechnung zu tragen. Der Betrieb ließ sich so in drei Hauptkategorien unterteilen:
-Operatorenbetrieb,
-Backup-Operatorenbetrieb,
-No-Operatorenbetrieb.
Das Testfeld wurde zunächst ohne eine Leitstelle im Hinter-grund gestartet, welches dem Betrieb auf allen weiteren EASY-Testfeldern entspricht. Nach Ausbildung der Mitarbeiter der Leitstelle konnten diese den Betrieb mittels Leitstellensoftware zunächst nur beobachten und später auch überwachen. In diesem Operatorenbetrieb oblag die Führung des Fahrzeuges ausschließlich den Operatoren. In der zweiten Stufe (Backup-Operatorenbetrieb) wurde die Fahrzeugführung auf die Leitstelle übertragen. Dabei fuhren die Operatoren jeweils im Fahrzeug mit beziehungsweise begleiteten dieses zu Fuß. Im No-Operatorenbetrieb wurde das Fahrzeug zunächst weiterhin kontinuierlich aus der Leitstelle überwacht. Operatoren standen nur noch für Störungen zur Verfügung, bis deren Funktion auch auf die Leitstellenmitarbeiter übergegangen war. Im letzten Schritt wurde auch die kontinuierliche Überwachung durch eine aktive Meldung der Fahrzeuge ersetzt.
Die Gesamtkonzeption basiert im Wesentlichen auf einer Genehmigung der im normalen Straßenverkehr vorgesehenen internen sowie externen Begutachtung des Gesamtsystems: also von Fahrzeug und Strecke. Darüber hinaus hat die VGF durch ihren Betriebsleiter BOKraft ein entsprechendes Betriebskonzept auf Basis von Dienstanweisungen (DA) und Arbeitsanweisungen (AA) erstellt. Das Gesamtkonzept wurde im Rahmen eines Sicherheitsgutachtens vom TÜV Hessen begleitet und vollumfänglich geprüft.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 06-2022, zum Beispiel in der digitalen Ausgabe oder bestellen Sie das Einzelheft hier.
