Neue Mobilitätskonzepte basieren oft auf kleinen und in Zukunft autonom fahrenden Shuttle-Bussen, welche die Passagiere zum Beispiel per App bestellen. Sie werden dann zeitnah in der Nähe ihres Aufenthaltsorts abgeholt und am Wunschziel abgesetzt. Virtuelle Bedarfshaltestellen ersetzen dabei die klassischen realen Haltestellen mit Schild und Fahrplan. Im Forschungsprojekt ViVre (Vernetzung virtualisierter Verkehrsinfrastruktur und automatisierter Fahrfunktionen für nachhaltige Mobilitätslösungen) hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) solche virtuellen Haltestellen entwickelt und getestet. Das Projekt wurde am 18. Mai 2022 mit einer Demonstration der Haltestellen in Braunschweig abgeschlossen.
„Der Fahrgast bucht über eine App auf dem Smartphone eine Fahrt“, sagt Projektleiter Robert Kaul vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik. „Die App ermittelt zunächst den Standort und schlägt dann den nächstmöglichen Abholpunkt vor. Nimmt der Fahrgast den Vorschlag an, kann es losgehen.“ Damit das funktioniert, hat das Team um DLR-Forscher Kaul ein Dispositionssystem entwickelt, mit dessen Hilfe die Fahrten verwaltet werden. Das System koordiniert alle Anfragen und schlägt Routen sowie virtuelle Haltestellen vor. Diese Informationen sendet es an die App und die Shuttle-Fahrzeuge.
Die Orte, an denen Haltestellen möglich sind, sind vordefiniert. Feuerwehreinfahrten oder absolute Halteverbote sind zum Beispiel ausgeschlossen. Das Shuttle fährt die Strecken autonom, eine Fahrerin oder ein Fahrer sind also nicht notwendig. Ziel solcher neuen Mobilitätsdienstleistungen (Mobility-as-a-Service) ist es, dass Menschen durch virtuelle und digitale Vernetzung zukünftig im städtischen Nahverkehr sicherer, komfortabler und effizienter unterwegs sein können.
Ein Fokus der Projektarbeit lag auf der Priorisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) – zu dem in Zukunft auch solche Shuttle-Fahrzeuge gehören werden – an Ampeln. Für das automatisierte Fahren greift das Projekt ViVre auf die Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) zu. Mit der Stadt Braunschweig als Partnerin dieses Programms hat das DLR Zugang zu den Daten, die die Verkehrsrechner, Induktionsschleifen oder Lichtsignalanlagen der Stadt liefern. Im Gegenzug kann die Stadt die Daten, die das DLR erhebt, für eigene Zwecke nutzen, um den Verkehrsfluss auf städtischen Straßen zu verbessern.
Nach Abschluss des Projekts will das Konsortium die entwickelten Technologien und Ansätze weiter vorantreiben und produktnaher machen.
Quelle: DLR