„Während die Hersteller erste Fahrzeuggeräusch-Generatoren – AVAS – für Elektrofahrzeuge anbieten, gehen VDV, Branche und Industrie einen aktiven Schritt weiter und setzen einen akustischen Industriestandard, der von den Menschen im verkehrlichen Umfeld als angenehm, modern und funktional empfunden wird. Uns war dabei wichtig, möglichst viele Interessengruppen, wie Fahrgast-, Verkehrs-, Sehbehinderten- und Umweltverbände sowie Bundes- und Landesverkehrsministerien von Anfang an mit einzubeziehen. Sie definierten nicht nur die Gestaltungsideen des künftigen Standards, sondern kürten auch die Siegeridee beim anschließenden Wettbewerb unter Audio- und Akustik-Studierenden“, so VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. E‑Busse sind bei geringer Geschwindigkeit an sich zu leise, um im Außenbereich rechtzeitig wahrgenommen zu werden und müssen aus Sicherheitsgründen nach EU-Norm daher hörbar auf sich aufmerksam machen. „Der Branchenverband entwickelte daher mit Partnern einen charakteristischer E‑Bus-Sound ‚Made in Germany‘, der unverkennbar außerhalb der Fahrzeuge – also zum Beispiel bei der Haltestellen-An- und Abfahrt – gehört werden kann“, so Overkamp. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) – Branchenverband des öffentlichen Personen- und des Eisenbahnverkehrs mit über 600 Mitgliedsunternehmen – hatte in Zusammenarbeit mit dem FOAM Institute Berlin einen Studierenden-Wettbewerb ausgerufen, um Ideen für Deutschlands E‑Bus-Sound der Zukunft einzureichen.
„Die Siegeridee von Lukas Esser von der Universität der Künste Berlin entwickeln wir nun mit ihm zusammen professionell weiter. Zusammen mit den Partnern aus der Industrie werden im Anschluss die nächsten Entwicklungsschritte gegangen“, so Professor Sebastian Waschulewski vom FOAM Institute: „Es gibt bislang keinen Standardsound: Die E-Bus-Hersteller sind beim Sound Design noch nicht intensiv tätig geworden, um eine branchenspezifischen, verkehrssicheren sowie angenehmen Sound zu entwickeln. Zusammen mit dem Branchenverband VDV haben wir in diesem ambitionierte Sound Engineering Projekt die Interessen und Anforderungen analysiert, um einen neuen Sound mit und für die relevanten Anspruchsgruppen zu kreieren und diesen letztlich zu standardisieren. Der Siegersound steht erstklassig für die anvisierte akustische Identität für den E-Bus, die durch Attribute wie einzigartig, umweltfreundlich und modern gekennzeichnet ist. Der Gewinner des Wettbewerbs hat die anvisierte Identität für den E-Bus optimal getroffen!“
Die EU hatte für alle Elektrofahrzeuge mit einer Typgenehmigung ab September 2019 und Neufahrzeuge ab Juli 2021 ein AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System) vorgeschrieben. Diese Vorgabe wurde im Laufe der Folgejahre weiterentwickelt. Die so genannte ECE 138 leistet dabei eine detailliertere Ausgestaltung der geforderten Fahrzeuggeräusche. Diese Anforderungen gelten auch für den neuen E-Bus-Sound. Rudi Kuchta vom VDV-Industrieforum und Senior Vice President MAN Truck & Bus: „Es geht um unsere Stadtgesundheit, es geht um Sicherheit und ein zeitgemäßes Fahrerlebnis. Die Arbeit geht nun richtig los: Neben den akustischen Feinarbeiten muss nun auch die Fahrzeug-Hardware geprüft und abgeglichen werden. Für die Hersteller und Entwickler bleibt noch einiger Spielraum, wie sie den Sound im Alltag optimal einsetzen, in Abhängigkeit von Ort, Region, Geschwindigkeit und Betriebssituation. Wir setzen nun alles daran, den neuen E‑Bus-Sound auf der VDV-Elektrobuskonferenz und der Messe Elekbu am 12. und 13. Juli 2022 in Berlin präsentieren zu können.“
Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)